Freitag, 4. August 2017

Globalisierung und Imperialismus


Ein Rückblick auf einen Text von 1999
Jörg Miehe – 8.17
Ende der 90er Jahre, in der erweiterten Bundesrepublik, noch vor der Wahl der rot-grünen Regierung, hatte sich die Diskussion über die weitere Entwicklung der kapitalistischen Weltverhältnisse unter der Dominanz des Westens und besonders der USA in der marxistisch orientierten Linken etwas festgefahren – es schien um eine Alternative von „Globalisierung oder Imperialismus“ zu gehen.
Unter diesem Titel erschien dann Ende 1999 in der UZ ein Text, der eine Diskussion im Rahmen der jährlichen Bildungsarbeit der DKP einleiten sollte. Vorgesehen war ein Reader mit fünf Abschnitten und längeren Literaturhinweisen. Der vollständige Reader ist nie recht zugänglich geworden und die Diskussionen haben in der gewünschten konzentrierten und organisierten Form wohl auch nicht stattgefunden.
Stattdessen gab es in den nächsten Jahren mehrere Schwerpunkthefte der Marxistischen Blätter, in denen die aktuelle Verfassung der Welt nach dem Untergang der Sowjetunion und mit ihr des europäischen Sozialismus, auch mit einigen Aufsätzen des Autors des angesprochenen Readers, dargelegt und diskutiert wurde.
Dieser Reader (und die nachfolgend vom Autor geschriebenen Aufsätze zum Thema) soll(en) hier in der Reihenfolge ihres Erscheinens vorgestellt und nachlesbar gemacht werden.
Die Position des Autors zu dem in der Überschrift als Aufzählung und nicht als Alternative angesprochenen Thema hat sich mit den Jahren und den Aufsätzen verändert und zugespitzt. Einerseits aufgrund der vielen Ereignisse, die nach dem Schreiben des Readers stattgefunden haben, andererseits aufgrund der genaueren Kenntnisnahme der Zeit vor 1900 und vor 1914.
Der Horizont des Rückblicks ist in den fünf verschiedenen Teilen des Readers aufgrund der angesprochenen Themen unterschiedlich:
Im ersten TeilNeue Erscheinung Globalisierung und Imperialismus – geht er betont von der Scheide der Nachkriegsentwicklung in den USA und in Westeuropa von 1975 zu den nachfolgenden Veränderungen aus, die zunächst etwas begriffslos als Post-Fordismus bezeichnet wurden und erst später mit dem Wort - Globalisierung – eine populäre, wenn auch etwas schillernde Kennzeichnung erfuhren.
Im zweiten TeilNeues im Alten – oder neue Phase - wurde der Zeithorizont und die Frage der Entwicklung und Gliederung des industriellen Kapitalismus selbst angesprochen.
Im dritten TeilGeschichte des Industriekapitalismus - wurde der Zeithorizont des Rückblicks bis zum Beginn der Baumwollindustrie in England ab etwa 1765 ausgedehnt und in 8 Entwicklungsperioden der Produktivkraftverwendung bis zur Gegenwart geführt.
Im vierten TeilZur Geschichte des Imperialismus in der kapitalistischen Entwicklung – geht der Blick nicht ganz so weit zurück. Die aus dem Kolonialimperialismus bis in das 19. Jahrhundert stammenden Linien des Imperialismus werden durch das 19. Jahrhundert bis zum Beginn des von Lenin diagnostizierten neuen Imperialismus ab 1985 oder ab 1900 bis zur Epoche der Gegenwart nach dem Ende des II Weltkrieges, also der Periode der akuten Entkolonialisierung verfolgt.
Der fünfte TeilLenin und der klassische Imperialismus – beginnt natürlich mit der von Lenin selbst bestimmten Zeit der Entwicklung des nicht nur von ihm gekennzeichneten Imperialismus und fragt, wie weit diese Epoche sich auch nach dem II Weltkrieg erhält.
Für die weitere Diskussion (und die Einordnung der nach dem Reader geschriebenen Aufsätze) seien in diesem Vorwort die auffälligsten und wichtigsten Ereignisse und neuen Umstände genannt, die die weltpolitische Lage um 1999 von der heutigen Situation trennen.

Ereignisse und Entwicklungen zwischen 1999 und 2017
Aus der Sicht von 2017 scheint die Debatte von 1999 über die vermeintliche Alternative Globalisierung oder Imperialismus sowohl die ökonomischen Krisenentwicklungen der beiden Jahrzehnte vorher, als auch die geopolitischen Entwicklungen etwas in den Schatten gerückt zu haben.
Das Verhältnis der USA zum Nahen Osten, ökonomisch vor allem durch die Frage nach der Aneignung der Rente aus der Ölförderung, und geopolitisch durch die Stellvertreterrolle des Schahregimes gegenüber den anderen Nah-Ost-Staaten und gegenüber der Sowjetunion bestimmt, hat sich grundlegend verändert.
Mit der revolutionären Beseitigung des Schahregimes und der islamischen Revolution im Iran 1979 hat sich für die geopolitischen Interessen der USA und der ökonomischen Interessen der angloamerikanischen Ölkonzerne ein tiefgreifender Rückschlag ergeben.
Der anschließende fast 10 jährige Krieg zwischen dem Irak und dem dann islamisch geführten Iran, von den verschiedenen Seiten durch Waffenlieferung an beide Seiten angeheizt, ging mit einem Waffenstillstand zu Ende. Er hinterließ auf beiden Seiten große Zerstörungen im Ölsektor, enorme Verluste an Menschenleben und im Irak große Schulden gegenüber den islamischen Golfstaaten.
Dies wiederum führt dann im August 1990 zum Angriff des Iraks auf Kuweit, einem seiner Gläubiger, um sich die dortigen Ölreserven und Öleinnahmen anzueignen und die Schulden zu liquidieren.
Dies nahmen die USA zum Vorwand, um eine fast weltweite Koalition für einen großen Krieg gegen den Irak zu organisieren. Das konnte nur gelingen, weil sich inzwischen die geopolitische Haltung der Sowjetunion aufgeweicht hatte und das Regime der Kommunistischen Partei dabei war, sich aufzulösen. Die Ermächtigung eines Krieges gegen den Irak durch den UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 678 wird durch die SU mit verabschiedet, China enthält sich der Stimme, nur Kuba und Yemen stimmen dagegen! In diesem Krieg wird die industrielle und zivilisatorische Basis des Iraks zerstört und er wird einem totalen Embargo unterworfen und faktisch seiner Souveränität beraubt. (Der finnische UN-Beauftragte für den Irak - Ahtisaari: „Der Irak wurde in die vorindustrielle Zeit zurück gebombt.“). Der Anschlag auf das World Trade Center in New York Herbst 2001 wird von den USA zum Anlaß genommen, die durch das Taliban-Regime in Afghanistan verweigerte Auslieferung Bin Ladens an die USA durch den Sturz des Taliban-Regimes mit militärischer Gewalt zu ersetzen. Dazu dienen eine US-Bombardierungskampagne und die Unterstützung der Bürgerkriegsparteien gegen die Taliban.
Mit dem zusätzlichen Vorwand des Besitzes von Massenvernichtungswaffen organisieren die USA wiederum eine große Koalition der Willigen, um 2003 den Irak in einer großen Militärinvasion zu erobern, das Regime von Sadam Hussein zu beseitigen und eine US-Militärregierung einzusetzen.
Weltpolitisch war die Implosion des europäischen Sozialismus unter Führung der Sowjetunion, mit ihren meist zentral geplanten Volkswirtschaften der gesamten Produktion, immer noch das bestimmende Thema. Praktisch war das sowjetische Imperium verschwunden. Das als nukleare Großmacht übrig gebliebene Rußland hatte einen beispiellosen ökonomischen und gesellschaftlichen Absturz erlebt und schien in einer nicht enden wollenden Krise gefangen. Der Reichtum an Bodenschätzen, an großen Industrieanlagen und Infrastrukturen war von einigen „Räuberbaronen“ aus den mittleren Führungskadern der verschiedenen Herrschafts-Säulen des Sozialismus in höchst dubioser Weise angeeignet worden und das internationale westliche Kapital war dabei, sich mit diesen „Oligarchen“ genannten Personen, auf eine teilweise oder ganze Übernahme dieser Reichtümer zu verständigen.
Durch den weltpolitischen Kurswechsel schon von Gorbatschow hatte sich die Schutzfunktion der UdSSR für viele Staaten der 3.Welt gegenüber den USA abgeschwächt - und durch den Lagerwechsel des Yeltsin-Regimes weitgehend erledigt. Dadurch waren diese Länder den Erpressungen der USA nicht mehr gewachsen und mußten mit tatsächlichen Regimewechseln und Interventionen rechnen. 1991 im Irak, 1999 in Jugoslawien und 2001 in Afghanistan und 2003 zum zweiten Mal im Irak wurde das auch Wirklichkeit.
Mit beidem fanden dann in der Regel die Ablösung des Anti-Imperialismus, die Ausbreitung von ökonomischem und politischem Chaos und auch die Ablösung von staatskapitalistischen Entwicklungspfaden statt, die teils starke soziale Züge getragen hatten.
Dass mit der Ernennung der bis dahin weitgehend unbekannten Person Putin aus dem Umfeld des liberalen Petersburger Bürgermeisters Sobjak zum Ministerpräsidenten Rußlands und dann zum russischen Präsidenten ein radikaler Schwenk in der Innen- und Außenpolitik bevorstand, war damals völlig unabsehbar und schien undenkbar. Die ökonomische, militärische und weltpolitische Wiederauferstehung Russlands als souveräner Einheitsstaat einer Vielvölkernation stand in den Diskussionen um 1999 über Imperialismus oder Globalisierung nicht auf der Tagesordnung.
Ganz gegensätzlich entwickelten sich seit 1980, mit der Herauskristallisierung von Deng Xiao-Ping als neuer Führungsfigur der Kommunistischen Partei, die Ökonomie und die weltpolitische Rolle Chinas. Wie weit und wie schnell die Ökonomie Chinas tatsächlich wachsen würde und mit dem Warenexport in die westlichen kapitalistischen Länder, vor allem in die USA, nicht nur die Welthandels-, die Investitions- und Devisenströme und sogar die Weltkonjunktur beeinflussen würde, war für die meisten mit China nicht vertrauten Beobachter überhaupt nicht absehbar. Auch konnte wohl kaum jemand abschätzen, wie weit die weltpolitische Annäherung an die USA gehen würde. Auf jeden Fall wurde aber zunehmend deutlich, dass die ökonomische Entwicklung Chinas auf der Basis der ökonomischen Globalisierung erfolgte und diese selber zunehmend mitbestimmte und beschleunigte.
Auch im Raum der US-Hegemonie ergaben sich zwei gegensätzliche Entwicklungen. Zunächst platzte in Japan um 1990 herum eine große Spekulationsblase an der Börse und stürzte Japan in eine tiefe Krise und anschließend in eine stagnative Entwicklung, aus der es sich bis heute nicht richtig herausgearbeitet hat.
Im Gegensatz dazu gab es mit dem Machtantritt von Clinton als Präsident der USA den Beginn eines langen Booms, der in der Finanzwirtschaft (Aufhebung des Glass-Seagall Act), der Außenwirtschaft, aber auch der Sozialpolitik von neoliberalen Zügen geprägt, wenn nicht sogar getragen wurde (workfare > Vorbild für Hartz IV). Diese Entwicklung, teils parallel, teils verschränkt mit der Entwicklung Chinas, schien das Paradigma der „Globalisierung“ Wirklichkeit werden zu lassen.
Dann aber platzte 1997 die Finanzblase in Ost-Asien, die sich nach der mühsamen Stabilisierung Japans nach 1990 ausgebreitet hatte. Der Absturz war heftig und tief, erfasste sowohl Südkorea, Taiwan und HongKong, und vor allem die noch armen neuen Exportökonomien in Südostasien. Er bewirkte nicht nur starke Krisen in Produktion und Beschäftigung sondern auch eine starke Abwertung der Währungen. Die absolute Wirkung auf Japan war mäßig, drängte es aber vom Pfad der Erholung von dem Absturz Anfang der 90er Jahre wieder ab. China war zwar in den Warenverkehr in und aus Südostasien und auch den Kapital-Export nach Südostasien stark involviert, aber hatte anscheinend keine eigene Blase entwickelt oder deren Beginn unter Kontrolle. Indien blieb dagegen weitgehend unbeeinflußt von der Krise der asiatischen Nachbarn, weil seine Waren und Kapitalverbindungen nach Südostasien gering waren.
Die Länder erholten sich relativ schnell, allerdings nun von einem tieferen Niveau ausgehend, nachdem ihre Währungen z.T. ganz erheblich abgewertet worden waren.
Die Zielländer der Exporte der „Tigerstaaten“, vor allem die USA, aber auch Europa, verzeichneten nur sehr begrenzte Wirkungen.
Die Signalwirkung dieser Krise blieb zwiespältig. Der freie Kapitalverkehr mit seinem Investitionsboom in Asien und dem Platzen der Spekulationsblase war sicher ein Symptom der Globalisierung. Die relativ schnelle Eindämmung durch die beteiligten Nationalstaaten und die Begrenzung auf Süd-Ost-Asien schien dagegen deren Begrenzung und ihre Beherrschbarkeit anzuzeigen.
Die interventionistische Seite der internationalen Verhältnisse hatten sich schon in der laufenden Bombardierung des Irak zwischen 1991 und der Eroberung von 2003, sowie der einmaligen Bombardierungen durch die USA in Afghanistan, im Sudan und ebenfalls in Libyen gezeigt, ausgeführt im Namen irgendeiner Bestrafungsabsicht für vermeintliche oder tatsächliche Anschläge gegen US-Einrichtungen oder US-Militär, oder der Durchsetzung von angeblichen Befriedungsaktionen.
Die Einmischung der europäischen Nato-Länder und der USA in die Auflösung des föderalen Staates Jugoslawien und seines Sozialismus, gehört eher zu der Geschichte der Auflösung des europäischen Sozialismus mit dem Zentrum des Zerfalls der UDSSR nach 1991, als den Interventionen im Nahen Osten.
Inhaltlich ähnlich, wie die Versuche der osteuropäischen Staaten im RGW ab den 70er Jahren, durch Kredite auf den westlichen Kapitalmärkten ihre Industrialisierungen zu beschleunigen, und sich dabei gefährlich zu verschulden, versuchten die Föderationsmitglieder Jugoslawiens ihre relative Selbständigkeit mit kreditfinanzierten Investitionen für den Aufbau von Exportproduktionen ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern, den Aufbau zu beschleunigen und nicht zuletzt ihre Selbständigkeit in der Föderation zu verstärken.
Die dadurch entwickelten Abhängigkeiten von den Zins- und den Konjunkturentwicklungen auf dem kapitalistischen Weltmarkt, versetzten die kreditnehmenden sozialistischen Länder, darunter auch Jugoslawien, in drohende Überschuldung. Das führte über die Aufnahme von Rettungskrediten vom IWF in die Fänge der Auflagen dieser Institution für außenwirtschaftliche Öffnung und Privatisierungen im Inland. Damit war die Tür für die anti-sozialistischen Einflußnahmen der westlichen Regierungen und Institutionen geöffnet, die dann je nach Interesse und Gegebenheiten benutzt wurden – in Jugoslawien letztlich zur Auflösung des Staates von innen heraus, aber zweimal auch durch Luftkrieg mit Hilfe der Aufrüstung von Bürgerkriegsarmeen und mit militärischer Teilbesetzung.
Die anderen Ereignisse und Entwicklungen, die um 2000 stattfanden oder sich ergeben haben sind sicherlich noch deutlicher im Gedächtnis, lagen aber Ende 1999 noch in der Zukunft:
Der Nahe mittlere Osten seit 2001
Die Intervention der USA und ihrer weltweiten Verbündeten 2002 in Afghanistan und anschließend 2003 im Irak. Beides mit dem angeblichen Anschlag auf die beiden Wolkenkratzer des World-Trade-Center in New York begründet, der behaupteter Weise von Bin Laden gelenkt und von al Quaida ausgeführt worden sein sollte. Seit 2006 die diplomatische Bekämpfung Syriens und die Anheizung des Stellvertreterkrieges mit Hilfe von Milizen ab 2011 und ebenfalls in 2011 die Intervention in Libyen und die Zerschlagung des Libyschen Staates.
Dies waren alles imperialistische Aktionen, deren Interessenhorizonte aber nicht einfach auf die leninsche Imperialismusdefinition rückführbar waren. Zudem bezogen sich die Protagonisten der Imperialismuskennzeichnung nicht einmal offen auf eine solche Rückführung: Die Beseitigung oder die Konterkarierung von nationalen Ölmonopolen im Nahen Osten durch die Erpressung von günstigen Förder-Verträgen für die westlichen Ölkonzerne, also zwei Wege zur (Wieder-) Aneignung der Öl-Rente. Die Durchsetzung der politisch-militärischen Hegemonie in der Region und damit über die Ölstaaten durch die Beseitigung von Regimen und durch die Öffnung oder Sicherung der vorhandenen oder die Öffnung von günstigeren Transportrouten. Die Aneignung der Ölrente durch die Aneignung des Rohstoffes selbst war eigentlich die einzige direkte Verbindung mit Lenins Imperialismustheorie. Aber diese Interpretation wurde gar nicht oder nur als ein Gesichtspunkt unter anderen ins Feld geführt.
Die EU und der Euro
Die ökonomische Entwicklung in den 90er Jahren und im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts in der EU und den ihr angehörigen Staaten wurde durch die Erweiterung der EU und dann die Einführung des Euro geprägt. 1991 wurden die angeschlossenen Teile der ehemaligen DDR als neue Bestandteile der BRD auch Teil der EU.
Um 1995 traten Österreich, Schweden und Finnland der EU bei, während Norwegen, aufgrund einer negativen Volksabstimmung, draußen blieb. 2004 traten die Länder Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Malta und die Republik Zypern der EU bei. 2007 traten Rumänien und Bulgarien der EU bei. 1998 wurde die Europäische Zentralbank gegründet.
1999 wurde der Euro als Buchgeld in den meisten Staaten der EU eingeführt und 2002 auch als Bargeld. 1999 führten die folgenden EU-Länder den Euro ein:
Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Monaco
1, Niederlande, Österreich, Portugal, San Marino1, Spanien und Vatikanstadt und 2001 Griechenland. Später führten nach und nach noch andere Länder den Euro ein. Definitiv blieben bisher nur Dänemark und Schweden außerhalb des Euro.
Die BRD nach 1998
Für die BRD wurde 1998 nach der Wahl die rot-grüne Koalition installiert, die zunächst große Steuererleichterungen für Unternehmen und Kapitaleinkommen beschloss und danach einen tiefen schädigenden Eingriff in das bisherigen Rentensystem vornahm. Ab 2005 wurden dann erhebliche Deregulierungen von Arbeitsverhältnissen und weitestgehende Beseitigung der Arbeitslosengeldes durchgesetzt und dafür eine staatliche einheitliche Unterhaltshilfe bei Arbeitslosigkeit (Hartz IV) eingeführt und in der Folge ein großer Niedriglohnsektor entwickelt. Die weltweite Krise um 1999 traf die BRD kaum, dafür aber starke Nachwirkungen: sinkende Wachstumszahlen, sinkende Exporte, steigende Arbeitslosigkeit.
Ab 2005 stiegen die Ausfuhren, die Industrieproduktion und auch die Beschäftigung wieder an und dies wie auch die sinkenden Arbeitslosenzahlen wurden den Hartz-Reformen zugerechnet. Die Weltwirtschaftskrise 2007 bis 2008 im Gefolge des Platzens der Hypothekenfinanzblase zunächst in den USA, traf auch die BRD, die EU und auch die Staaten Südostasiens hart, und ist nicht völlig überstanden.
Die Erweiterungen der EU und die Einführung des Euro konnten weder umstandslos der Globalisierung, aber auch nicht einem alten oder neuen Imperialismus zugerechnet werden. Es handelt sich einerseits eher um eine abgrenzende Regionalisierung gegenüber dem Weltmarkt, andererseits für die beteiligten Nationalstaaten eher um einen starken Schub der Internationalisierung in der Aufhebung der Abgrenzung gegen die Länder der EU. Mit seiner Herausbildung hat dieser große massive Wirtschaftsblock sowohl nach innen wie auch nach außen aber imperiale und teils sogar hegemoniale Wirkungen.
Letzteres wird erst seit der Durchsetzung des Austeritätsregimes mittels Maastrichtvertrag und EZB-Statut durch die BRD gegenüber den Südländern der EU und der Eurozone ganz offensichtlich und als BRD-Imperialismus bezeichnet: eine theoretisch wenig überzeugende Einordnung.
Wie man sieht, war der Zeitpunkt der unten stehenden Abhandlung in einem Zeitraum von vielfältigen vorherigen Bewegungen in der Welt und in Europa gekennzeichnet – die parallel Kennzeichen sowohl der einen wie der anderen weltpolitischen Entwicklungsrichtung anzeigte.

aus der UZ - Sept-1999

Bildungsthema 2:
„Imperialismus heute – Neue Entwicklungen und Tendenzen„

Grundvoraussetzung für das Wirken einer kommunistischen Partei wie der DKP ist die Analyse der konkreten gesellschaftlichen Bedingungen. Der Imperialismus in seiner gegenwärtigen Entwicklung ist zu untersuchen, Tendenzen sind zu erkennen und daraus sind Folgerungen für das eigene Handeln, für die Aktionseinheits- und Bündnispolitik abzuleiten.
Dabei stellt sich die Frage, ob wir in diesem Zusammenhang mit den durch Marx, Engels, Lenin und anderen marxistischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Vergangenheit erarbeiteten theoretischen Grundlagen bereits über ein ausreichendes methodisches wie begriffliches Instrumentarium verfügen, um das Wesen des Imperialismus heute und seine mögliche künftige Entwicklung hinlänglich erfassen zu können.
Um dies festzustellen, muß man sich dieses grundlegenden Fundaments versichern, um auf dieser Basis die Frage nach neuen Erscheinungen in der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts zu stellen, die uns – theoretisch hinsichtlich der Weiterentwicklung der Imperialismustheorie ebenso wie im praktischen Handeln - herausfordern.

Ausgangspunkt des Bildungsthemas sollte deshalb die Diskussion grundlegender marxistischer Erkenntnisse, vor allem der Leninschen Imperialismustheorie sein. Wir schlagen weiter vor, auf dieser theoretischen Basis die Frage zu diskutieren, ob es eine neue Qualität in der Entwicklung des Imperialismus in unserer Zeit gibt. Deutlich wird dabei unseres Erachtens u.a., welche tiefgreifenden Veränderungsprozesse im Gefolge der Revolutionierung der Produktivkräfte (wissenschaftlich-technische Revolution) in Basis und Überbau der kapitalistischen Gesellschaft vor sich gehen: in der Produktion, in Transport, Verteilung, Kommunikation, im alltäglichen Leben der Menschen usw. Deutlich wird aber auch, daß die vor sich gehenden Veränderungen sich darauf natürlich nicht reduzieren lassen.
Wir schlagen vor, folgende Fragen im Zusammenhang mit dem Bildungsthema „Imperialismus heute – Neue Entwicklungen und Tendenzen„ zu diskutieren:
Unter welchen historischen Bedingungen der Entwicklung des Kapitalismus erfolgte die Leninsche Imperialismusanalyse?
Wie charakterisierte Lenin den sich am Anfang des 20. Jahrhunderts herausbildenden Imperialismus? Durch welche wesentlichen Widersprüche war dieses Entwicklungsstadium des Kapitalismus gekennzeichnet?
Gibt es eine neue Qualität in der Entwicklung des Imperialismus in unserer Zeit? Durch welche Bedingungen, Strukturen und Prozesse ist diese neue Qualität bestimmt?
Welche Folgerungen ergeben sich daraus für das praktische Handeln von Kommunisten?
Einige Argumente und Denkanstöße soll der folgende Beitrag liefern. Darüber hinaus könnten wir uns vorstellen und halten es für wünschenswert, daß dieser Beitrag auch zu einer Diskussion in der UZ führt.
Die vollständige Fassung des Beitrags von Jörg Miehe wird im Reader abgedruckt.

Nina Hager/ Jörg Miehe

Die Aneignung der Leninschen Analyse bezieht sich am besten auf das Original:
Lenin
Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, Lenin Werke (LW) Bd 22, S.189-356, oder als Broschüre; beide Dietz, Berlin, DDR, versch. J.
Der historische Hintergrund des klassischen Imperialismus und der Entwicklungen im 20. Jahrhundert bis heute ist fundiert und aus marxistischer Sicht nachzulesen in den beiden Büchern von
Eric Hobsbawm
Das imperiale Zeitalter 1875-1914, dtv-TB-Verlag, München 1996 und
Das Zeitalter der Extreme, Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts; Hanser, München 1994
Zur politisch/militärischen Geschichte der Fakten können zunächst durchaus die Kurzeinführungen
dtv-Atlas zur Geschichte (mit vielen instruktiven Karten!), Bd 2, oder auch
Immanuel Geiss, Geschichte im Überblick, Rowohlt Tb, Reinbeck b Hmg, 1986
dienen, auch wenn sie keine marxistische Sichtweise bietenGenauere und zahlreichere Literaturhinweise, eventuell auch Kopien von Texten sollen im Reader abgedruckt werden


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Globalisierung und Imperialismus
Jörg Miehe Sept 1999





I Neue Erscheinungen
in der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaftsformation

1. technisierte Lebensweise, Arbeitslosigkeit und unsichere Perspektiven
2. Begleiterscheinungen, Hintergründe und Ursachen
II  Neues im Alten – oder eine neue Phase?
1. Vielfalt der Kennzeichnungen, Unklarheit über Sache und Begriff
2. Periodisierung der kapitalistischen Entwicklung im Marxismus
3. Kriterien der Formierung kapitalistischer Entwicklungsphasen
      historisches Verhältnis von Kapital zu Staat und Politik: Imperialismus und Stamokap
      Transnationalisierung der Produktion und Nationalstaaten
III Zur Weltgeschichte des Industriekapitalismus:
Perioden der kapitalistischen Industrialisierung,
der Entwicklung des Kapitals und seiner Formation
IV Zur Geschichte des Imperialismus in der kapitalistischen Entwicklung
1. Kolonialismus und alter Imperialismus im Übergang zur Industrialisierung
2. Weltpolitik: Neuer Imperialismus
3. Die Auseinandersetzungen in und um Europa und Vorderasien
4. Die Rolle Deutschlands
5. Die weitere Entwicklung im und nach dem 1. Weltkrieg
6. Weltwirtschaftskrise
7. 2. Weltkrieg
8. Nach dem 2. Weltkrieg 1945


V Lenin und der klassische Imperialismus
1. Lenin und der klassische Imperialismus
·   Weltökonomie
·   Monopole und die Weltwirtschaft
2. Lenins Folgerungen
3. Historisch-theoretische Gesamtcharakterisierung des "Imperialismus"
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LiteraturAuswahl kurz
I. Imperialismus:
II. Globalisierung
LiteraturAuswahl länger


Globalisierung und Imperialismus
Jörg Miehe Sept 1999
I Neue Erscheinungen
in der Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaftsformation


1. technisierte Lebensweise, Arbeitslosigkeit und unsichere Perspektiven
Seit mehreren Jahrzehnten haben sich in der BRD und in den meisten hochindustrialisierten kapitalis­tischen Ländern für die Lohnabhängi­gen grundle­gende Änderungen ihrer Lebensla­ge ergeben. Wie schon zuvor, in den Jahrzehn­ten seit dem Ende des zweiten Weltkrieges, nimmt der materiell-stoffli­che Wohlstand wei­terhin zu, wenn auch mit wert­mäßig geringe­ren Wachstumsraten. Daneben ent­wickeln sich zunehmend Arbeitshetze und Konkur­renz, das Arbeiten rund um die Uhr mit vergrößer­ter und verfeinerter Technik, Absenkung des Lohn­niveaus für Neulinge oder ganzen Branchen, auch bei höher qualifizierten und Unsicherheit des Ar­beitsvertrages wie der sozialen Siche­rungen, Wachstum von informellen Arbeitsver­hältnissen und Dienstbotenjobs und wieder zu­nehmende Ar­beitslosigkeit - und dies bei Zu­nahme der Produkti­on gesellschaftlichen Reichtums. Das sind die neu­en, alten Verhält­nisse der Lohnarbeit.
Bis in die mittleren und höheren Entlohnungs- und Qualifikationsstufen hinein besteht die Gefahr der Erwerbslosigkeit. Die Konkurrenz um Ausbildung, Abschlüsse und Berufsein­stieg, um Beschäftigung und Aufstieg hat durch die Bedrohung wieder an Schärfe zuge­nommen, die Perspektiven werden un­sicher. Eltern können ihre Kinder nicht mehr ohne Kampf weiterbringen, auch die Lebensplanung wird wieder problematisch. Ein Grundzug des frü­heren Proletarierdaseins schleicht sich auf neuem Niveau und in vielen Rängen, unter postmoderner Verdrehung als Flexibilität ge­feiert, wieder in die Metropolen des Kapitalis­mus ein.
Seit 1975 gibt es bei jeder normalen Krise wieder schrumpfende Industrieproduktion, Entlassungen und ein jeweils sprunghaft wachsendes Erwerbslo­senheer. Davon bildet sich
stufenweise ein größer werdendes stehen­des Heer von Arbeitslosen und wieder ein Lumpenproletariat sowie eine Elendsschicht.
Der Warencharakter der menschlichen Arbeitsk­raft setzt sich wieder ungebremster durch. Zuneh­mend werden auch die anderen Lebens- und Ge­sellschaftsverhältnisse dem Marktverkehr angepaßt und vom Kapital er­obert.
Die industrielle Revolutionierung der Lebens­weise vertiefte sich als Prozeß der Technisie­rung der pri­vaten Reproduktion in den USA schon seit den 20er und in Europa seit den 50er Jahren dieses Jahrhunderts. Obwohl das durchschnittliche statis­tische Realeinkommen nach 1975 in den USA und den zentralen euro­päischen kapitalistischen Län­dern nur wenig stieg, wurde die privat genutzte Technik erwei­tert und ihr Gebrauchswert weiter­entwickelt.
Die Umstände sind nicht in allen Ländern gleich, aber sie nähern sich einander an. Diese und andere Veränderungen des Alltagslebens werden öffentlich beschönigend als unver­meidliche Auswirkungen der Globalisierung der Ökonomie beschrieben.

2. Begleiterscheinungen, Hintergründe und Ursachen
Bei genauerem Hinsehen und etwas histori­scher Perspektive zeigt sich natürlich sehr schnell, daß mit dem Wort Globalisierung das Ergebnis einer Vielzahl von Prozessen und Veränderungen auf einen vereinfachten Nenner gebracht wird. Zu diesen Prozessen und Veränderungen gehören:

Wachstumsraten und Akkumulation
Seit der Krise 1975 wächst zwar die welt­weite industrielle Produktion weiter, aber die Wachs­tumsraten des Bruttoinlandspro­dukts (BIP) und der Industrieproduktion sind erheblich zu­rückgegangen. Die Akku­mulation des Kapi­tals verlangsamte sich gegenüber der Zeit nach 1945 vor allem in Europa und Japan.

Veränderung der stofflichen Basis der industriellen Produktion
Die stoffliche Basis der industriellen Produktio­n und der privaten Reproduktion hat sich im Laufe der letzten 50 Jahre erheblich geändert. Zwar werden auch die bisherigen Stoffe zuneh­mend gebraucht, aber das Erd­öl und seine Kunststoffabkömmlinge haben eine überragen­de Bedeutung gewonnen.

EDV-Revolution der Produktivkräfte
Die industrielle Produktion wird weiter mecha­nisiert. Durch automatische Systeme und Robo­ter erreicht der Prozeß neue Fel­der und Dimen­sionen, zuletzt bei der dra­matischen Verringe­rung der Lagerhaltung und der Automatisierung der Logistik.
Auch Verwaltungsvorgänge der Datenaufnahm­e, -speicherung und -verarbei­tung, und -weiterleitung werden einer andau­ernden Umwälzung unterzogen, zunächst mit­tels Großrechenanlagen und dann durch den personal computer (PC). Zuletzt wird die glo­bale Kommunikation durch die Übertragung von Daten mittels Satelliten und Glasfaserka­beln innerhalb von weltwei­ten Netzwerken grundlegend weiter entwi­ckelt. Ermöglicht wird dies durch eine so­wohl stetige und als auch stu­fenweise Revo­lutionierung der elektronischen Datenver­arbeitung.

Ende von Bretton Woods
Das Weltwährungssystem von Bretton Woods, zum Ende des 2. Weltkrieges unter der Vorherr­schaft der USA eingerichtet, wurde bis 1973 endgültig aufgelöst. Die zwischennationalen Währungsverhältnisse wurden wieder dem Spiel der einzelnen na­tionalen Interessen ausge­liefert. Der Dollar blieb allerdings zunächst weiter einzig be­deutendes Weltgeld. Dies und das Gewicht der USA im Internationalen Währungs­fond (IWF) liessen deren Interessen weiter­hin dominant bleiben. Die nationalen Zins­sätze differierten erheblich, ebenso die In­flationsraten. Große Instabilität der Profite im internationalen Handel, bei internationa­len Investitionen in Wertpapieren und in­dustriellen Direktinvestitionen, sowie Spe­kulation auf Änderungen der Währungspa­ritäten waren die Folgen.

Keynesianische Krisenbekämpfung; Staatsver schuldung und Inflation
Seit Beginn der 70er bis in die 80er Jahre er­höhten sich die Inflationsraten auch in der ent­wickelten Welt des Kapitals. Die keynesiani­sche Krisenbekämpfung, in ver­schiedenen Län­dern eher ein Nebenprodukt der Hochrüstung, erhöhte allgemein die Staatsverschuldung, trieb die Zinsen hoch und verengte die Haushaltsspielräume. Die realen Zinsen sanken. Hohe Inflation bei Stagnation des BIP, sog. Stagflation, führten zur Ohnmacht staatlicher Konjunkturpolitik im kapitalistischen Europa. Im Lauf der 80er Jahre reduzierten sich die Inflationsraten wieder. Die Rohstoffpreise sanken inzwischen kontinuierlich.
Die Staatsverschuldung ermöglichte eine staat­lich gesicherte Kapitalrente für Besserverdien­ende und erweiterte so die sozia­le Basis des Kapitals und des Kapitalis­mus.

Opec, Eurodollars und die Internationali sierung des Kapitalverkehrs
Mit den zwei Preiserhöhungen des Rohöls durch das Kartell der Ölförderländer (Opec) vergrößerte sich sprunghaft der Markt für Geld und Anleihen in Dollar außerhalb der USA. Die Internationalisierung des Kapital­verkehrs nahm außerordentlich zu.
Die Preiserhöhungen des Rohöls werden allerd­ings durch die Teuerung der dafür ge­kauften In­dustrieausrüstungen in den 80er Jahren bald wieder aufgesogen.

Konzentration und Zentralisation
Die Industrieproduktion wuchs von 40/45/50 bis 70/75 vorrangig mit den Betrieben, seitdem vorrangig mit der Vermehrung der Zweigbetriebe. Die Akkumulation vollzog sich gesetzmäßig nicht nur als Konzentration, sondern zunehmend, auch bei Banken und Versicherungen, als Zentralisation. Insgesamt setzte das Finanzkapital sein Wachstum und seinen Siegeszug fort.

Internationalisierung des Finanzkapitals; Neue Formen
Seit den 80er Jahren hat sich der internatio­nale Handel mit kurzfristigen Werten und mit Wäh­rungen erheblich ausgeweitet, seit den 90ern dramatisch vergrößert. Die zu­nehmende Menge überschüssigen Geldka­pitals sucht spekulative Anlage, da die in­dustrielle Akkumulation welt­weit seit etwa 1975 erheblich zurückgegangen ist. Die Deregulierung der Finanz- und Wäh­rungsmärkte durch die Nationalstaaten ist die­sem Interesse des Finanzkapitals nachgekom­men und hat ihm Vorschub geleistet. In die­ser Sphäre sind entsprechend neue Formen des Fi­nanzkapitals, neue Märkte, neue For­men und Institutionen des Handels entstan­den. Die Ver­bindung dieser Sphäre des Fi­nanzkapitals mit den neuen elektronischen Formen der Datenver­arbeitung und Daten­fernübertragung hat sie als Casinokapitalis­mus zum Symbol der Globali­sierung wer­den lassen.
Die Rückwirkungen dieser Sphäre auf die na­tionale Geld-, Zins-, Währungs-, Haus­halts- und Wirtschaftspolitik der vielen Staaten, ist Dreh- und Angelpunkt der De­batte über die Möglich­keit nationaler Wirt­schaftspolitik. Dabei ist es zunächst gleich­gültig, ob die Diskussionen real veranlaßt, ideologisch motiviert oder manipula­tiv ge­nutzt sind. Auch hierbei spielen die USA eine Sonderrolle.
Vom Güterexport zum Kapitalexport; Internation­alisierung der Produktion, TNKs; Wis­senschaft als Produktivkraft
Das Größenwachstum der Industrieproduk­tion und der Konzerne, sowie die Veren­gung und Verunsicherung der Absatzbedin­gungen im In- und Ausland beschleunigte die Internationali­sierung der Produktions­standorte durch die Konzerne. Der Kapital­export der Nicht-US-Konzerne steigerte sich erheblich. Die Konkur­renz internatio­nalisiert und verschärft sich und benutzt da­für die technologischen Umwälzun­gen bei Produkten sowie Verfahren. Daher ge­winnen die Forschungs- und Entwicklungs­abteilungen (FuE) strategische Bedeutung für die Konkurrenz. Wissenschaft als Produktivk­raft setzt sich im Produktionsalltag durch. Es bildet sich eine Spitzengruppe von sehr großen Transnationalen Konzer­nen heraus (TNKs).

Revolution von Ferntransport und Fernkommunikation
Der sich weiter ausdehnende Handel mit Indust­riegütern wurde mit Hilfe einer sehr ein­fachen organisatorisch-technischen Re­volution des Frachtverkehrs bewältigt, be­schleunigt und verbilligt: Dem Containertransport.
Die Organisierung der internationalen Fi­nanz- und Güterströme, der industriellen Arbeit und der Produktionsplanung wurde durch die elek­tronische Revolution der Ver­arbeitung und Fernübertragung von Daten sehr erleichtert, wenn nicht sogar erst er­möglicht

Maschinisierung und Elektronisierung der Konsumgüter
Die massenhafte Erhöhung der Reallöhne seit 1945/50 bis 1970/75 und die erhebliche Vergrö­ßerung der Zahl der Lohnarbeiter, auch jener mit mittleren und höheren Ein­kommen, ermög­lichte den massenhaften Absatz von neuen technischen Konsumgü­tern. Trotz dauernder Verbesserung und größerem Gebrauchswert der Produkte, auch mittels Elektronik, wurden sie stetig relativ oder absolut verbilligt, so daß sich ihr Absatz auf immer breitere Bevölkerungss­chichten ausdehnte. Auf diese Weise hat sich der mit den Löhnen erwerbbare Gebrauchswert dramatisch vergrößert.

Revolutionierung der Lebensweise: Technisierung des Konsums und der privaten Reproduktion
So haben z.B. Auto und Fernsehen die pri­vate Lebensweise von Millionen Lohnab­hängiger verändert. Für die dramatische Verringerung des notwendigen privaten Ar­beitsaufwandes zur Reproduktion der Fa­milien und Haushalte tru­gen allerdings vor­nehmlich so einfache, prakti­sche und tech­nisch wenig revolutionäre Appara­te wie Waschmaschine, Kühlschrank, Staubsau­ger und manche Küchengeräte, sowie die Hei­zung mit Öl, Gas oder Fernwärme bei. Da­mit verschwand die tägliche schwere kör­perliche Arbeit in den Haushalten.

Veränderungen der Mehrwert- und der Pro­fitrate
Bis 1980 ist die Mehrwertrate in den entwi­ckelten kapitalistischen Ländern gesunken. Auch die Profitrate verminderte sich wohl we­gen der Erhöhung des gesamten Kapitaleinsatz­es.
Möglicherweise hat die dramatische Verbillig­ung und Effektivierung der elektroni­schen Be­standteile der Produktionsausrüs­tungen diese Verminderung eine Weile ge­bremst.

Perspektivlosigkeit des fordistisch-tayloristi­schen Fabriksystems
Die weitere Effektivierung des Ar­beitseinsatzes an den neuen Techniken konnte mit dem alten fordistisch/tayloristi­schen Fabrikregime nicht mehr erheblich weitergetrieben werden. Ver­schiedene neue Ansätze haben kein grundle­gend neues Fa­brikregime für die kapitalistische Produkti­on hervorgebracht, trotz Toyotismus, Lean Production, Just in Time oder Versuchen mit Gruppenarbeit.
Historisch macht sich eine neue Betriebs­weise im Kapitalismus erforderlich.

Eine andere Wirtschaftspolitik - Deregulie­rung nach innen und außen
Die Regierungen Thatcher in England, Rea­gan in den USA und Kohl in der BRD setz­ten eine Umkehrung bisheriger Tendenzen der ökonomi­schen Staatstätigkeiten durch. Propagandistisch und praktisch wurden der Abschied vom Key­nesianismus und die In­thronisierung des Neoli­beralismus insze­niert.
Nach innen kam es
1. zur Privatisierung bisheriger Staatsfir­men und staatlicher Dienstleistungen, sowie zu deren Abbau;
2. zum Abbau der Beschränkungen und Kontrollen des Kapitalverkehrs;
3. zur Deregulierung der Arbeits- und Sozialverhältnisse;
4. zur Bekämpfung der Tätigkeit der Organisationen der Arbeiterklasse;
5. zur Senkung der Steuern für Großeinkommen und Vermögen;
6. dagegen zur Erhöhung für Lohnabhängige.
Nach außen kam es
7. zur Deregulierung des Kapitalverkehrs und des Handels.
In der BRD konnte dann die Mehrwertrate seit 1983 bis in die späten 90er wieder ge­steigert werden. Ob sich auch die Profitrate durchgrei­fend erhöht hat, ist zumindest un­klar (die Raten immer als gesellschaftlicher Durchschnitt).
Als Haupthebel zur Verbesserung der Nettoprof­itrate wurde von den Regierungen die Verringerung der Besteuerung der Unternehm­ensgewinne und Kapitalerträge einge­setzt.
Der andere Hebel bestand in der Schwä­chung der Kampfkraft der Lohnarbeiter, um sie von Lohnerhöhungen als Teilhabe am Produktivi­tätszuwachs der industriellen Produktion abzu­halten.

Internationale kapitalistische Regulierung ohne UNO
Gleichzeitig entwickelten die wichtigen kapital­istischen Industriestaaten als G7 unter Führung der USA eine neue Ebene der internat­ionalen Abstimmung und Regulierung mit Hilfe ihrer Dominanz in IWF, Welt­bank und Welthandelsabkommen (GATT, umgewandelt zur WTO).
Die Verschuldungskrisen vieler Entwicklungsl­änder, später auch der sozialistischen, wurden mit Hilfe der Währungskredite des IWF zur Öffnung für das private internatio­nale Kapital genutzt.
Was früher durch Kanonenboote, Invasio­nen, Krieg oder industrielle Durchdringung gelang, wird heute mit dem zwischenstaat­lich organi­sierten internationalen Wäh­rungskredit er­reicht: Freie Bahn fürs Kapi­tal.

Änderungen in Feldern, Ausmaß und Funktionsweise des Stamokap
Die Tendenzen zur Deregulierung und Privatis­ierung führen das erreichte Niveau des staats-monopolistischen Kapitalismus (Stamokap) nicht auf Null. Der militärisch-industrielle Komplex bleibt am Leben, be­sonders stark in den USA.
Trotz des massiven Sozialabbaus hat sich die Qualität der staatlich organisierten so­zialen Reproduktion zwar verschlechtert, aber keines­wegs dramatisch verkleinert. In­sofern ist auch die Staatsquote in den meis­ten Ländern nicht erheblich gesunken. Al­lerdings greift dies auch nicht direkt in die Kapitalkreisläufe ein, son­dern hält nur das Kapital bisher weiterhin aus dieser Sphäre heraus.
Über die Gesamttendenz der Entwick­lung des Stamokap haben wir bisher kei­nen zuverlässigen Überblick.




II Neues im Alten – oder eine neue Phase?




1. Vielfalt der Kennzeichnungen,
Unklarheit über Sache und Begriff
Die Bezeichnungen für die sich seit Anfang der 70er Jahre herausbildenden Verhältnisse sind vielfältig:
Globalisierung, oder Casinokapitalismus, Postfordismus, oder Dienstleistungs-, Informa­tions-, Wissens-, oder Risikogesellschaft, auch Neoliberalismus, entfesselter Kapitalismus, Kapitalismus pur und sicher noch einige mehr - aber auch weiterhin: Imperialismus.
Meist werden einzelne reale Seiten hervorge­hoben, ohne doch schon überzeugend einen Kern bezeichnen zu können. Das gilt auch für die beiden Kennzeichnungen Neoliberalismus und Imperialismus, um deren angebliche Al­ternative es in der DKP seit einiger Zeit eine Diskussion gibt.
Neoliberalismus kennzeichnet Ideologie, Pro­gramm und Praxis des Umbaus der bisherigen keynesianisch bestimmten staatlichen Formie­rung der kapitalistischen Vergesellschaftung.
Insofern ist Neoliberalismus wesentlicher ide­eller und praktisch staatlicher Teil der sich neu herausbildenden Verhältnisse - und daher nicht gut geeignet das neue Ganze im Kern zu be­zeichnen.
Imperialismus hingegen ist die Kennzeich­nung für eine sich seit 1870/75 herausbilden­den Phase der Weltgeschichte des Industrieka­pitalismus und der Begriff für die Art der staatlich vermittelten Formierung der kapita­listischen Entwicklung.
Es ist nicht zu bezweifeln, daß wesentliche Strukturmomente des Kapitalismus seit dieser Zeit sich sogar verstärkt haben (Monopolisie­rung, Finanzkapital, Finanzoligarchie,
gefragt werden, ob die damali­gen Umstände der Formierung des Kapitalis­mus zum Imperialismus nicht von den heute neuen Umständen übertönt werden und zu einer neuen Art der Formierung drängen.

2. Periodisierung der kapitalistischen Entwicklung im Marxismus
Sowohl in der allgemeinen Debatte, wie auch bei der Diskussion in der DKP wird still­schweigend unterstellt, daß es so etwas wie Perioden der geschichtlichen Entwicklung des Industriekapitalismus gebe. Ob Imperialismus, Fordismus oder Globalisierung, immer werden spezielle Strukturen des Kapitalismus mit zeit­lichen Abschnitten verbunden.
Marx hat keine Theorie der Periodisierung der kapitalistischen Entwicklung hinterlassen. Seine im Kapital immer mal wieder verwendeten Einteilungen - Verlags-, Manufaktur- und Industrie-Kapitalismus - knüpfen an das jewei­lige historische Ensemble von Produktivkräf­ten an, das mit bestimmten Formen des Kapi­tals verbunden war und zeichnen das histori­sche Eindringen des Kapitals in die gesell­schaftliche Produktion nach.
Theoretisch leitet Marx für den Industriekapitalismus ab, daß die vielen Einzelkapitale auf­grund der Akkumulation mittels Zentralisation und Konzentration zum Monopol tendieren und so die freie in monopolistische Konkur­renz verwandeln. Die neuen Aktiengesell­schaften sah Marx als Ausdruck dieses Prozesses an. Die Entwicklung der Formen der Kon­kurrenz ergibt sich aus veränderten Größen­verhältnissen der Einzelkapitale zueinander und verändert die Weise der Ausgleichung der Profitraten.
Lenin greift dies auf, führt die Monopolisie­rung vorrangig auf die Entwicklung und Ver­größerung der Produktivkräfte zurück und macht daraus eine grundlegende Phasenein­teilung der Entwicklung des Industriekapita­lismus. Außerdem erklärt er wichtige Erschei­nungen aus der kapitalistischen Welt in Öko­nomie und Politik ab etwa 1875 bis in den 1. Weltkrieg hinein mit der Monopolisierung und kennzeichnet den gesamten Komplex, nach der hervorstechenden Erscheinung als Imperialismus.
So, wie diese Einteilung keine historischen Etappen innerhalb der Phase der freien Kon­kurrenz kennt, nimmt sie auch keine weiteren Einteilungen nach dem Ende des 1. Weltkrie­ges und bis heute vor. Das Raster ist und bleibt zweiteilig, selbst wenn mit der Kategorie des Stamokap eine Unterabteilung hinzugefügt wird. Nach ihrer inneren Logik lassen sich aus dieser Einteilung keine weiteren Phasen konstruieren, sie verweist auf keine nächste.
Mit der Diskussion um Globalisierung und Neoliberalismus auf Basis der Monopolisie­rung, ist die Frage nach der Differenz von klassischem Imperialismus und den heutigen Formen der Internationalisierung und der Rolle der Nationalstaaten gestellt.

3. Kriterien der Formierung kapitalis­tischer Entwicklungsphasen
Untersucht man die historischen Prozesse, die in der Weltgeschichte des Industriekapitalis­mus seit seiner Entstehung bis in die heutige Zeit vor sich gegangen sind, so zeigt sich:
Für die Formierung kapitalistischer Entwick­lungsphasen gibt es anscheinend ein jeweili­ges Bündel von Umständen, das die Formie­rung ermöglicht oder begünstigt. Sie gehören zu unterschiedlichen Ebenen des historischen Prozesses. Dabei bestimmen die von Marx er­arbeiteten Gesetze der Dynamik des Kapitals bis heute die Entwicklung. Die von Lenin un­tersuchten Strukturveränderungen des Kapi­tals aufgrund seines Wachstums zu Monopolen sind ebenfalls weiter wirksam.
Zu den Bedingungen und Umständen der Formierung kapitalistischer Entwicklungsphasen sind zu zählen:
1. Die Hauptfelder der industriellen Produktion, der Mehrwertproduktion und der Profitaneignung; stoffliche Bedingungen der Erzeugung des re­lativen Mehrwertes und der Erzielung von Extraprofit (dominierende und wachstums­bestimmende Wirtschaftszweige, Produk­tionen, Verfahren und Fabrikregime [Betriebsweise]);
2. Die durchschnittlichen Größen der Wachstumsraten der industriellen Akkumulation; die Größen der Mehrwert- und der Profitra­ten;
3. Die Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Lohnarbeitern (u.a. abhängig von Ge­schwindigkeit und Art der Akkumulation;)
4. Die Felder und Hebel der Konkurrenz
5. Das Größenverhältnis der Kapitale zur Staatlichkeit des Herkunftslandes und der anderen Länder des Weltmarktes;
6. Die ökonomischen sowie militärischen Größen- und Kräfteverhältnisse der kapitalistischen Staaten;
7. Die staatliche Organisierung der Re­produktion der materiellen und immateriel­len Infrastruktur und der Reproduktion der Arbeitskraft der Arbeiterklasse;
8. Die Lebenssituation der Arbeiterklasse und ihre Differenzierungen;
9. Die soziale und politische Basis des Kapitals; die ökonomisch-politische Kraft und Orientierung der Arbeiterklasse,
10. sowie als Resultat: das Kräfteverhält­nisse der Hauptklassen.
In ihrer jeweiligen Ausbildung und ihrem Zu­sammenwirken bilden solche Umstände anscheinend historische Konstellationen, die typische Wachstumsmuster des Kapitals hervorrufen können, die man als jeweilige Formierung der bürgerlichen Gesellschaft auffassen kann.
Von besonderer Bedeutung sind in diesen For­mierungsprozessen offenbar auch die Verände­rungen im Verhältnis von Kapital zu Staat und Politik sowie der Prozeß der Transnatio­nalisierung der Produktion im Verhältnis zur Existenz der gegebenen Nationalstaaten.

Historisches Verhältnis von Kapital zu Staat und Politik: Imperialismus und Sta­mokap
Aufgrund des Wachstums des national entstan­denen Monopolkapitals ergab sich in der Aus­dehnung des früheren Kolonialimperialismus durch die alten Großmächte sowie bei und mit der Eroberung von Quasikolonien durch Japan und Deutschland ein enger Verbund von Kapital und Nationalstaat. Die aus dem Wachstum entstehenden Widersprüche, Überproduktion von Kapital und Waren, sollten durch Anschluß und Ausbeutung von nichtindustrialisierten Regionen in nicht-bürgerlicher Herrschaftsform gelöst werden: KolonialImperialismus als kapitalistische Landnahme.
Die internationale Konkurrenz der Konzerne wurde durch jene zwischen den partikularen nationalen Einheiten überlagert und zeitweilig zurückgedrängt. Dies führte zu den beiden Weltkriegen.
In Japan gab es aus der kapitalistischen Revo­lution von oben bis in den 2. Weltkrieg hinein wirksame Strukturen des Stamokap. Im 1. Weltkrieg bildeten sich bei der Rüstungspro­duktion in den beteiligten Ländern ebenfalls Strukturen des Stamokap heraus. Sie wurden zunächst allerdings wieder abgebaut. Erst nach der Weltwirtschaftskrise 1929/33 wurde diese Struktur in Deutschland durch den Faschis­mus bei der Aufrüstung für die nächste impe­rialistische Expansion schon vor dem Krieg zur Dauereinrichtung.
In den USA bildete sich mit dem New Deal eine zunächst zivile und einen Klassenkompromiss anzielende Variante heraus. Ökono­misch effektiv wurde sie allerdings auch erst mit der neuen Dimension der Rüstungsproduk­tion für den 2. Weltkrieg. Und dabei ist es mit dem militärisch-industriellen Komplex auch nach dem Ende des Krieges geblieben.

Transnationalisierung der Produktion und Nationalstaaten
Die neue Qualität der Transnationalisierung der kapitalistischen Großproduktion ist durch staatliches, neoliberal inspiriertes Handeln er­möglicht worden.
Aber der Antrieb und die Sache selber finden sich in der Entwicklung der Produktionswei­se, nämlich der Ausdehnung und Revolutionie­rung der Produktivkräfte und der Produktion, sowie der entsprechenden Änderungen der Produktionsverhältnisse.
Daß dabei die Grenzen der Nationalstaaten in neuer Weise überschritten werden müssen, versetzt dieses gesetzmäßige Wachstum des Kapitals mit den historisch entstandenen Formen und Realitäten des Überbaus der verschiedenen bürgerlichen Gesellschaften in partielle Widersprüche. Der Überbau der weltweiten kapitalistischen Formation existiert bisher grundlegend nur partikular in den ver­schiedenen Nationalstaaten. Wegen der neuen Größenordnung der großen Kapitale in den TNKs entspricht diese Partikularität des Überbaus nicht mehr voll den gewachsenen Bedürfnissen dieses Teils der Basis.
Abgesehen vom Entwicklungsstand, spielen die unterschiedlichen Dimensionen der Natio­nalstaaten, zwischen Kontinent und Kleinstaat für den Prozeß der Internationalisierung eine unterschiedliche Rolle.
Die kontinentale Größenordnung der USA bil­det offenbar noch eine zureichende Basis für die weltweite Operationsfreiheit und Domi­nanz des US-Kapitals.
In Europa scheint das Kapital der transnatio­nalen Konzerne auf seinem Weg zur Interna­tionalisierung eine Zwischenebene der Staat­lichkeit zu organisieren, zunächst als staatli­ches Kartell der Kohle- und Stahlindustrie, dann als Zollgebiet, Absatzmarkt und jetzt mit gemeinsamer Währung.
Daneben gibt es aus dem Ende des 2. Weltkrie­ges und der damaligen absoluten Dominanz der USA in der kapitalistischen Welt eine Rei­he von internationalen Regulierungsinstitu­tionen zwischen den Staaten. Die weiter domi­nierenden USA führen in diesen Institutionen seither mit Hilfe des informellen Kartells der wichtigsten kapitalistischen Mächte, den G7.
Agressivität des heutigen Imperialismus
Wie ist das nun in diesem Zusammenhang mit der vor allem von Lenin in seiner Analyse des Imperialismus herausgearbeiteten Tendenz zur Agressivität der kapitalistischen Gesellschaf­ten? Vor allem mit der Gefahr des Austrags der Konkurrenz der Monopole der großen Staaten mit Hilfe von Krieg gegeneinander - also ei­nem 3. Weltkrieg? Diese alte Frage scheint immer noch aktuell zu sein.
Die kriegerische Aggressivität gegen auszu­beutende oder ausscherende Länder hat eine längere Tradition als den klassischen Imperia­lismus. Die grundlegenden Antriebe des Drangs zur Expansion des Kapitals sind unge­brochen. Praktisch handelt es sich dabei um die Frage, ob es sich lohnt, ökonomisch und politisch, nach außen und nach innen, ob es nicht anders geht und ob es möglich ist.
Heutzutage lohnt es sich nur selten und es geht meist auch anders.
Von der kulturellen Dominanz, der ökonomi­schen Erpressung, dem Einkauf der Bourgeoi­sie und anderer Schichten, der Bestechung von Politikern, über die Kooperation mit den Mili­tärs, von Geheimdienstaktionen bis zur Anhei­zung von Terrorismus, Separatismus und eth­nischen Säuberungen bis zum Bürgerkrieg bleibt alles, wenn nötig, im Gebrauch, vorran­gig durch die USA.
Die gleiche Frage stellt sich bei der kriegeri­schen Konkurrenz untereinander. Lohnt es sich? Um welcher Vorteile willen sollten die Monopole Japans, Europas und der USA ge­geneinander Krieg führen, wo sie doch all die­se Vorteilen gemeinsam genießen, wenn auch konkurrierend? Für Japan und Europa gilt auf weitere Jahrzehnte, daß sie die USA militä­risch nicht herausfordern können - ein Ver­gleich der Militärbudgets ist da sehr aufschluß­reich.
Aus dem Dargelegten folgt: Ganz sicher be­finden wir uns in einer Phase der Auflösung der alten, keynesianischen Formierung, die durch die Führung der US-Kapitale und ih­res Staates bestimmt war.
Gleichwohl scheint sich die Dominanz der USA, vor allem militärisch vermittelt, eher noch zu verstärken.
Eine neue Formierung hat sich anscheinend bisher nicht herausgebildet.
Für die Klärung der heutigen Verhältnisse han­delt es sich also darum, ob und wie das vielfältige, teilweise dispa­rat erscheinende Bündel an alten und neuen Phä­nomenen sich zu einer neuen Konstellation für eine neue längerfristige kapitalistische Formierung mausert.
Ob sich unter unseren Augen gerade eine sol­che Formierung abspielt, ist unklar, vielleicht auch offen. Wahrscheinlich rührt auch daher das Rätseln um eine treffende Begrifflichkeit für die neuen Verhältnisse.







III Geschichte des Industrie-Kapitalismus
Skizze des Industrialisierungsprozesses1 unter dem Kapital   

1  Diese Skizze ist entstanden, um den ökonomischen Hintergrund des modernen Imperialismus um 1900 in seinen langfristigen technisch-ökonomischen Zusammenhang stellen zu können. Die Darstellung der Entwicklung der Produktivkräfte ist dabei notwendiger Gegenstand, aber nicht das Ziel. Sie wird als Basis von säkularen Investitionsschüben mit ihren langfristigen Wirkungen behandelt, wie es u.a. auch in den Diskussionen um sog. Kondratieff-Zyklen getan wird. Allerdings werden hier solche Zyklen weder gesucht noch unterstellt, dass es sie als regelmäßige Erscheinungen gibt. Der eigentliche Gegenstand der Skizze ist damit die industrielle Kapitalanlage in jeweils neue Produktionen und Technologien, soweit sie sich ökonomisch als erfolgreich erweisen. Das Subjekt dieses Prozesses ist also, mit Marx zu sprechen, das Kapital selbst als das Automatische Subjekt, die individuellen Kapitalisten sind hingegen seine historischen Diener. ("..die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten." Kap I, MEW 23,S.100). Die Geschichte der industriellen Produktivkräfte ist also in dieser Skizze nur als Produkt einer anderen Geschichte gedacht und dies wird auch für die historische Entwicklung so unterstellt.
2  In der Skizze findet sich eine Einteilung der Geschichte des Industriekapitalismus in 7 Hauptetappen. Diese Etappen oder Phasen werden als historische Fundsachen behandelt. Es wird nicht unterstellt, daß sich in ihnen eine irgend geartete Gesetzmäßigkeit darstellt und es wird nach keiner solchen gesucht. Das betrifft sowohl die Ebene der technischen Entwicklung als Bedingung der Möglichkeit bestimmter Produktionen und Produkte, der auf technische Produkte bezogenen praktischen Bedürfnisse, wie auch die darauf sich richtende (kaufkräftige) Nachfrage. Ebenso betrifft es die Verfügbarkeit von entsprechenden Kapitalien, sowie die Annahmen über ihre künftig profitable Verwertung mittels der neuen Investitionsrichtungen. Allerdings müßte eine eingehendere Untersuchung der ökonomischen Zusammenhänge genauer der Frage nachgehen, wann, warum und in welcher Weise es größere Mengen verfügbaren Kapitals gab, und wann, warum und in welcher Weise dies auf technisch sich anbietende oder erst herzustellende stoffliche Investitionschancen traf - eine sehr verwickelte Frage, wie man an D.S.Landes umfangreichem Werk > Der entfesselte Prometheus< studieren kann.
3  Aufgrund der Entstehung und unmittelbaren Verwendung der Skizze konnten keine Belege aus der umfangreichen Literatur angeführt werden.
4  Auch wenn für die Abfolge technischer Entwicklungen und schon gar für ihre ökonomische Verwendung im Kapitalismus bisher keine gesetzmäßige Gliederung gefunden werden kann, so ergeben sich für die technischen Zusammenhänge einzelner Entwicklungsstränge doch deutliche Abhängigkeiten. Für die Weiterentwicklung von Maschinen gilt natürlich, daß ihre Materialgrundlage größere Belastungen und größere Genauigkeit erlauben muß - also der Übergang von Holz zu Eisen und dann zu Stahl erfordert ist. Damit wird dann eine Veränderung der Rohstoffbasis unumgänglich und entweder aus anderen Bereichen aufgenommen oder - mit entsprechendem ökonomischen Interesse ausgestattet - erst entwickelt. Ebenso gilt, daß die Weiterentwicklung von Maschinen die Weiterentwicklung ihrer Antriebe erfordert - größere Kraft und Schnelligkeit sowie eventuell Steuerbarkeit. Voraussetzungen und Bedingungen dafür lassen sich jeweils an historischen Entwicklungen ablesen und im Nachhinein auch gedanklich rekonstruieren. Diese stofflich und technologisch bedingten Zusammenhänge lassen die ökonomische Verwendung von produktiven Kräften, den technischen und den menschlichen nur in jeweils vorhandenen oder sich als möglich zeigenden oder auszutestenden Bahnen zu. Eine auszuarbeitende Geschichte der Verwendung der produktiven Kräfte der Gesellschaften hätte zunächst schon mit der Nachzeichnung dieser Bedingungsgefüge genug zu tun, bevor daran gegangen werden könnte, nach übergreifenden Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung und Ablösung von Betriebs- oder Produktionsweisen zu suchen. Das hilflose Herumtappen bei der Diagnose der gegenwärtigen Entwicklung als dem Ende des >Fordismus< und dem Beginn des >Postfordismus< zeigt das zur Genüge.








Erste Periode2
Die erste Periode dauert von etwa 1765 bis etwa 1780/1800
Sie umfaßt zunächst die industrielle Mecha­nisierung der Baumwoll-Spinnerei in Eng­land ab etwa 1765, 3 Danach ermöglicht die Herausbildung der mechanisierten Fertigung von Maschinen mit Hilfe von Maschinen die ökonomische Produktion von technisch effek­tiven Dampfmaschinen. Diese werden zu­nächst von Fahrzeugen für den Transport von Massengütern auf Kurzstrecken, wie der Koh­le, mit Werksbahnen und Kleinschiffen wie auch zum Antrieb der Spinnmaschinen ver­wendet.
Mit Hilfe von relativ einfachen Arbeitsma­schinen wird die unmittelbare Handarbeit des Spinnens ersetzt: Spinning-Jenny, noch für Handantrieb, Waterframe und Mule, sowie später Self-Actor für mechanischen Antrieb. Für den Antrieb von mehreren dieser Maschi­nen, die mit zahlreichen Spindeln ausgerüstet sind, in einer Fabrik wird zunächst das Wasser­rad eingesetzt. Es entsteht die kapitalistische Fabrik mit ihrem typischen Produktions- und Arbeitsregime, der quasi-militärischen Be­triebsorganisation, mit wenigen qualifizierten Spezialisten und der unqualifizierten, billigen und ungeschützten Arbeit Lohnabhängigen.
Die Klassen von Industriekapitalisten und In­dustrieproletariat entstehen. Der über lange Zeit währende Investitionsboom wird vorran­gig aus der Akkumulation der ersten Unterneh­mungen selbst finanziert und lässt die Baum­wollkönige der Spinnunternehmen entstehen.
Die Baumwollindustrie in England bezieht ih­ren Rohstoff seit Anfang des 19. Jahrhunderts zunehmend von der neu entstehenden und ex­pandierenden Produktion auf der Basis von Sklavenarbeit in den Südstaaten der USA! Die ökonomische Ursache ist der Boom für Baum­wollprodukte. Die billigen und qualitativ mäßigen Baumwolltuche des englischen Tuch­gewerbes gehen vorrangig in den Export, nach

Südamerika, nach Nordamerika, in die Koloni­en und in die abhängigen Gebiete des engli­schen Empire. Später wird Indien zu einem Hauptabsatzgebiet, nachdem dort in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe der di­rekten Kolonialherrschaft die qualitativ hoch­stehende und ausgedehnte Hausindustrie für Baumwolltuche vernichtet wurde. Aufgrund der billigen Rohstoffe, der mechanisierten Pro­duktion mit Hilfe unqualifizierter und daher billiger Arbeit an den Maschinen und der Aus­dehnung der Absatzgebiete auch unter kolonia­lem Schutz, setzt sich der anfängliche Boom der Baumwollprodukte in England über lange Zeit fort und greift auch auf andere Länder über.
Die dramatische Ausdehnung der Herstellung von Baumwollgarn auf neuer Produktions- und Eigentumsgrundlage (fabrikindustrielle und kapitalistische Produktionsweise) hat ökono­misch nicht nur den inneren Entwicklungs­tand Englands, sondern auch den alten Kolo­nialimperialismus zur Voraussetzung. Nach­folgend formt sie diesen um, dehnt ihn aus und befestigt ihn.
Zusätzlich und zunehmend werden weitere einfache Arbeitsmaschinen zur vorherigen Aufbereitung der Baumwolle für den mechani­schen Spinnprozess entwickelt und systema­tisch in die Fabriken integriert.
Die Dampfmaschine wird nur etwa 10 Jahre später von Watt zur Einsatzreife entwickelt und verbessert. Das ist weder ursächlich noch für einige Zeit in der Verwendung mit der Me­chanisierung der Baumwollspinnerei verbun­den. Eine solche Verbindung4 ergibt sich zu­nehmend erst in der zweiten Hälfte dieser ersten Phase.
Die ersten Generationen von Maschinen wer­den noch aus Holz und von Handwerkern in einfachen Werkstätten gefertigt, die Wasserrä­der und Transmissionen werden von Mühlen­bauern mit Hilfe von Eisen gebaut, das mit den bis zu dieser Zeit vorhandenen Verfahren ge­wonnen und verarbeitet wird.

Zweite Periode
Die zweite Periode dauert von 1780/1800 bis 1825
Erst ab den Jahren um 1800 werden die Werk­zeugmaschinen nach und nach auf das für die neue industrielle Verwendung erforderliche technische Niveau gebracht. Zuerst geschieht das mit der Drehbank für Eisengewinde, ei­nem der Kernelemente des Aufbaus moderner Maschinen. Dabei wird versucht den Entwick­lungsstand der Uhrmacherdrehbank, die ja schon eine außerordentliche Genauigkeit bei der Metallbearbeitung erlaubt hatte, jetzt auf die Bearbeitung von größeren Eisenteilen zu übertragen.
Danach wurde durch den Mechaniker Maudsley die geniale und überaus weitrei­chende Vorrichtung des zwangsgeführten Kreuzsupports für den Drehstahl an Drehma­schinen mit automatischem Vorschub entwi­ckelt und auch durch ihn in die Praxis einge­führt. Erst damit wurde die Möglichkeit der maschinellen Herstellung von Maschinen durch Maschinen eröffnet und damit die ka­pitalistische Industrie auf ihre eigene tech­nische Basis gestellt!
Durch die Zwangsführung der Drehwerkzeuge wird die Wiederholbarkeit von Bearbeitungs­vorgängen, die Austauschbarkeit von Teilen, die Umsetzung von dimensionierten Zeich­nungen und später die Normung von indus­triellen Konstruktionsteilen möglich. Ebenso wird erst dadurch der spätere maschinelle An­trieb des Werkstücks, der Werkzeuge und des Vorschubes mit größerer Kraft und Geschwin­digkeit möglich. Mit einem Wort: Das ist das technische Kernstück für die spätere Ent­wicklung der Mechanisierung und damit der industriellen Massenproduktion.
Zentrale Verbesserung war die Erfindung des mechanisch fest geführten Kreuz-Supports, des Werkzeughalters auf einem Schlitten, der dann ebenfalls mechanisch und koordiniert von einer Spindel bewegt werden konnte. Da­mit war Präzision, Wiederholbarkeit, also Nor­mung, und mechanischer Antrieb für die kreis­förmige Metallbearbeitung möglich geworden. Hierbei ergab sich z.B. die Standardisierung von Gewinden bei Muttern und Schrauben fast nebenher, aber notwendig für die Möglichkeit ihrer industriellen Herstellung. Ebenso war erst auf dieser Grundlage die Herstellung von standardisierten Produkten, deren Teile, also auch Schrauben u.Ä., untereinander austauschbar waren
Hierbei war also das Imperium von Bedeutung, ebenso wie schon vorher durch die Entwick­lung von Bohrmaschinen für die Geschützher­stellung, die für die Herstellung von Zylindern für Dampfmaschinen verwendet wurden.
Erst die auf diese Weise grundlegend verbes­serten Metallbearbeitungsmaschinen lassen die Fertigung von Zylindern und Kolben, von La­gern, Achsen, Wellen und Gelenken mit gerin­gen Toleranzen zu. Und erst dadurch konnte die im Prinzip schon bekannte, doppelt wir­kende Hochdruckdampfmaschine ge­brauchsfähig verwirklicht werden, nachdem die Patente von Watt endlich ausgelaufen wa­ren. Nach 45 Jahren Anwendung und Entwick­lung wurde diese Maschine konstruktiv, mate­rialtechnisch und ökonomisch als universelle Antriebsmaschine tauglich und stand damit der weiteren Industrialisierung zur Verfügung.
Dieser effektivere Antrieb wird beim Abtrans­port der Kohle von den Bergwerken, bei den Antrieben für Fluß- und Küstenschiffe und zahlreichen anderen Nutzungen verwendet- noch relativ selten bei der nur sehr langsam zunehmenden Anwendung in den Baumwoll­spinnereien. Zu der im Prinzip schon Jahrhun­derte im Gebrauch befindlichen Drehbank kommen in den nächsten Jahrzehnten die Me­tallhobelmaschine, die verbesserte Bohrma­schine mit Wendelbohrer, die Fräsmaschine und die Schleifmaschine hinzu. Entwickelt werden sie wegen produktions- oder produkt­technischer oder wegen arbeitsökonomischer Erfordernisse.
Entwickler und Träger dieser technischen Fort­schritte sind zunächst kleinere unternehme­risch geführte Werkstätten für komplizier­tere Metallerzeugnisse, wie z.B. Schlösser. Mehrere ihrer führenden Techniker, die z. T. auch die geschäftliche Leitung übernehmen, kommen aus den Metallwerkstätten des Lon­doner Arsenals. Diese staatliche monopolarti­ge Produktions- und Entwicklungseinrichtung ist das technische Zentrum der für die Aufrechterhaltung und Erweiterung des englischen Empire in der Welt zentralen bewaffneten Hochseeflotte mit ihren Kanonen. Der Übergang zu spezialisierten Unter­nehmen für Werkzeugmaschinen, Antriebsma­schinen und Produktionsmaschinen, in denen dann die weitere Entwicklung vorangetrieben wird, findet erst in den beiden Jahrzehnten vor Ende dieser Phase statt.

Dritte Periode
Die dritte Periode dauert von 1825 bis 1835/45.
Die neuen Metallbearbeitungsmaschinen, nun durchgängig selber aus Metall bestehend, werden nach und nach mit den verbesserten Dampfmaschinen verbunden und können so größere Kräfte entfalten und höhere Bearbei­tungsgeschwindigkeiten zeigen, bei erheblich größerer Genauigkeiten und kleineren Toleran­zen. Erst damit wird dann wirklich das Zeital­ter der industriellen Produktion von Pro­duktionsmitteln eröffnet
Die Webmaschine wird bis zum Ende der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts zur zuverlässi­gen, stabilen und produktiven, aber teuren au­tomatischen Ganzmetallmaschine entwi­ckelt. Diese Entwicklung war technisch erheb­lich schwieriger als die Entwicklung der Spinnmaschinen. Seit ihrer ersten noch hölzer­nen Konstruktion für Handbetrieb von 1785 und ihrer Überarbeitung für Dampfmaschinen­antrieb 1889, beides durch E. Cartwright, sind also mehr als 35 Jahre vergangen. Zusammen mit der vielfach verbesserten Dampfmaschine kann nun auch die Herstellung von Baumwoll­tuch zügig auf Fabrikbetrieb umgestellt wer­den.
Daraus entsteht der zweite und letzte große Investitionsschub in der Baumwollindustrie, mit der Folge einer erheblichen Steigerung der Produktion und ihrem endgültigen Umzug in die großen Industriestädte. Gegenüber dem Anfang der Industrialisierung mit den Spin­ning Jennies, aber auch gegenüber den großen Spinnfabriken mit den Mules der späteren Jahrzehnte, steigt hier das Kapitalminimum wegen der teuren einzelnen Maschinen und wegen der ökonomisch notwendigen Größe der Fabriken noch einmal erheblich an. Es folgt der dramatische Niedergang des Gewerbes der Heimweber von Baumwolle, ob selb­ständig oder im Verlag, ob in England oder auf dem Kontinent. Allerdings dauerte die voll­ständige Ablösung der Handarbeit in der We­berei teilweise bis zum Ende des Jahrhunderts.
Damit war die Mechanisierung der Tuchpro­duktion aus Baumwolle fast vollständig: Von Entkernung der Baumwoll-Fruchtkapseln, über die Zubereitung der Baumwollfasern, dem Spinnen bis zum Weben. Ernte und die Fär­bung waren dagegen immer noch von traditio­nellen Verfahren mit Handarbeit gekennzeich­net. Die mechanisierten Prozesse wurden nach und nach auch auf Wolle und andere Fasern ausgedehnt.
Wie die Baumwollspinnerei geht dieser Prozeß zunächst erst einmal in England vor sich, ver­breitet sich dann aber schneller als die Maschi­nenspinnerei auch in die anderen sich indus­trialisierenden Länder.
Die Umwälzung der technischen Grundlage der Metallbearbeitungsmaschinen macht die Entwicklung der prinzipiell stationären (auch auf großen beweglichen Plattformen: Schiffen und Eisenbahnen), universalen Antriebsma­schine und die serienmäßige Produktion von Spinnmaschinen, Webautomaten und Dampf­maschinen, letztere allerdings in erheblich kleinerer Zahl, möglich. Als Resultat der ersten Periode der Industrialisierung sind somit Werkzeugmaschinenbau, Dampfmaschinenbau und Produktionsmaschinenbau als industrialisierte und spezialisierte Gewerbe oder Industrien vorhanden - genug Entwicklungspotential, um den Wechsel des nächsten säkularen Investitionsbooms technisch und ökonomisch in eine ganz neue Dimension tragen zu können.
Die maschinelle Herstellung von Maschinen war geboren. Die Revolution der Produktiv­kräfte hatte ihr technisches Zentrum entwi­ckelt. Nicht nur die Produktion von Arbeits- und Antriebsmaschinen, sondern die Produkti­on von Werkzeugmaschinen selbst, wie der Drehbank, wurde zu einem industriellen Ge­werbe auf kapitalistischer Grundlage.
Für die neuen Verwendungen im Maschinen­bau reichte der bisherige Werkstoff Eisen nicht mehr aus. Zunehmend musste Stahl ver­wendet werden. Dessen Grundlage blieb in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Reduktion und Schmelzung von Eisenerz in Hochöfen. Dieser Prozess war schon im 18. Jahrhundert zumindest in England auf Kohle­verbrennung mit Koks umgestellt worden und zunehmend in größeren Einheiten erfolgt. Der Prozess selbst lief selbständig ab, die Ne­benprozesse der Zufuhr, des Abstichs und Re­gelung blieben aber lange Zeit noch handwerk­lich bestimmt. Eine erhebliche energetische Verbesserung, und damit eine spezifische Ver­ringerung des Kohlverbrauchs wurde mit der Einführung von Winderhitzern erreicht, die die zugeführte Verbrennungsluft mit der Hitze der Abgase erwärmte. Dieser Vorgang leitete die weitergehende Mechanisierung der Hochofennebenprozesses ein.
Wesentlich für die mengenmäßig größere Ge­winnung des Rohstoffes Stahl war die Ent­wicklung und Einführung des neuen Verfah­rens des Puddelns in neuen Wärmeöfen. Da­mit konnten größere Mengen Roheisen in größere Mengen Flußstahl verwandelt werden. Allerdings war auch dieses Verfahren noch manufakturell und daher mengenmäßig doch begrenzt. Der Flußstahl konnte entweder direkt in Formen als Gußstahl oder als Tigelstahl zu Halbzeug gegossen werden. Dieses wurde mit den inzwischen weiter entwickelten Walzmaschinen, angetrieben von Dampfmaschinen, weiterverarbeitet. Größere Mengen an Walzerzeugnissen, wie u.a. zu Eisenbahnschienen, wurden allerdings weiterhin aus nur aus Eisen hergestellt.
Die Förderung von Kohle und Eisenerz, der schnelle Landtransport über größere Strecken, sowie die Eisen- und Stahlherstellung verblie­ben bis zu dieser Periode noch auf ihrem vor­industriellen Niveau. Dagegen war der langsa­me Transport für Massengüter und schwere Einzelteile mit Dampfschifffahrt auf Kanälen, Flüssen und in Küstengewässern schon mecha­nisiert, allerdings ohne die Umschlagprozesse. Für den Personentransport gilt ähnliches.

Die vierte Periode
Die vierte Periode dauert von 1835/45 bis 1870/75
Die vierte Periode beginnt zögernd in den 30er Jahren. Die Entwicklung gewinnt Tempo in den 40er Jahren des 19. und dauert bis in die 70er Jahre des Jahrhunderts. Der neue große Boom von Investitionen geht vom Eisenbahn­bau aus. Wiederum ist England der Ausgangs­punkt, wie bei der Spinnerei und der Maschi­nenweberei.
Der Boom umfaßt mehrere spekulative Wellen der Anlage von konstantem fixem Kapital in zunächst kleineren dann in großen Eisenbahn­projekten. Der zusätzliche Bedarf an schnel­lem und zuverlässigem Landtransporten für Massengüter und auch für Personen hat sich mit dem Baumwollboom verstärkt, aber die Bahnprojekte setzen zunehmend auf Nachfra­ge nach Transportleistungen, die erst nachträg­lich aus weiteren Industrialisierungsvorgängen und Verstädterungen entstehen soll. Er wird von privatem Kapital der Klein-, Mittel- und der Großbourgeoisie in Form von Aktien für neue Gesellschaften finanziert. Dabei spielen zunehmend neue Banken eine Rolle, die ebenfalls als Aktiengesellschaften eingerichtet sind.
Die technischen Voraussetzungen für den Ei­senbahnbau, starke, kleine, effektive Dampf­maschinen, gewalzte Eisen-, später Stahlschie­nen und Stahlräder, waren inzwischen vorhan­den. Er begann zögerlich in England und auch Deutschland mit kleineren Projekten Ende der 20er und in den 30er Jahren und beschleunigte sich dann dramatisch. Er verwandelte inner­halb kurzer Zeit nach Großbritannien auch in Deutschland, Frankreich und den USA, später auch in Ländern mit ausschließlich agrarischer Großproduktion den Landtransport mit dem Betrieb der Eisenbahnen zu einem kapitalisti­schen, später z.T. auch staatlichen, industriel­len Großgewerbe.
England gewinnt zusätzlich zum Baumwoll­garn eine herausragende Stellung als Industrie­ausrüster für die Exportmärkte - es wird zur Werkstatt der Welt. Allerdings macht die In­dustrialisierung nach Belgien und starken An­fängen in Frankreich vor allem in Deutschland und den USA ab den 40er Jahren mit dem Ei­senbahnbau und dem Maschinenbau riesige Fortschritte, wobei die Montanindustrie aus Kohlebergbau, Eisenproduktion und -verarbei­tung, entsprechend mitwächst. Dagegen kann die Produktion von Stahl und seine Verwen­dung in allen Ländern aus technischen Grün­den sich nicht entsprechend ausdehnen.
Für die USA spielt besonders die Motorisie­rung der Schifffahrt auf Flüssen und entlang der Küsten für den Dampfmaschinenbau für die Serienproduktion von Produktionsmitteln und die Produktion entsprechender Werkzeug­maschinen eine zentrale Rolle. Die einfache Mechanisierung der riesigen Landwirtschaft zunächst ohne Motorantrieb und die Industria­lisierung der Fleischverarbeitung sind weitere Prozesse, die in die gleiche Richtung wirken. Die Entwicklung dieser Zweige wird durch zunehmenden Export von Getreide und Fleischkonserven unterstützt.
Wie schon bei der Mechanisierung der Werk­zeugmaschinen der Einfluß des Londoner Ar­senals zeigt sich auch in den USA die zentrale Bedeutung der Waffen- und Militärproduktion für die technische Entwicklung. Die Standardi­sierung und genaue Produktion von Waffentei­len, zunächst beim sog Trommelrevolver "Colt", einer ersten mehrschüssigen Faustfeuerwaffe, bekannt aus "Westernfilmen", ermöglicht die Serienproduktion in neuer Größenordnung. Die rasante Steigerung der Nachfrage nach Faustfeuerwaf­fen, Gewehren und Maschinengewehren, vor allem im amerikanischen Bürgerkrieg, ist dann u.a. der Katalysator für diese Entwicklung. Sie wirkt nachdrücklich auf die Entwicklung von Werkzeugmaschinen zurück, um deren Bedie­nung nicht von dem Mangel an spezialisierten Mechanikern in den USA behindern zu lassen.
(UniversalFräser, Schleifmaschinen aus der g d Nähmaschinenproduktion?).
Mit dem industriellen Maschinen- und Werk­zeugmaschinenbau beginnt die Rolle von Inge­nieuren und Ingenieurswissenschaften in der industriellen Produktion und gewinnt an Ge­wicht - die Wissenschaft hält langsam Einzug in die kapitalistische Produktion. Ausbildung an Schulen und Hochschulen sowie die For­schung werden zu immer wichtigeren gesell­schaftlichen Einrichtungen als Vorlauf für die industrielle Produktion. Hier verliert England schon am Beginn den Anschluss an die künfti­ge Entwicklung der wissenschaftlichen Indus­trien der dritten Periode, während gerade das in der ersten Periode und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts politisch und ökonomisch zurückgebliebene Deutschland in dieser Zeit die Grundlagen für die Spitzenposition in der dritten Periode legt.
Die politischen Einschnitte von 1848 und 1871 in Europa bilden für die technische Grundlage des langfristigen Industrialisierungsprozesses keine Zäsur. Bei 1848 ist dies nicht so deut­lich, weil gleichzeitig eine tiefe konjunkturelle Krise stattfand, die dann wieder den Aus­gangspunkt für eine weitere rasante Welle neu­er Kapitalanlagen bildete. 1871 ist doppelge­sichtig. Für Deutschland wird eine Hochkon­junktur zusätzlich durch den „goldenen Schuß“ der französischen Reparationen, die politische Annexion sowie die industriell-kapi­talistische Einverleibung Elsaß-Lothringens mit den dortigen Eisenerzvorkommen verstärkt und verlängert. Für Frankreich ergeben sich entsprechende negative Konsequenzen.
Der Krieg von 1871 gegen Frankreich hatte noch etwas von den alten Eroberungs- und Do­minanzkriegen des feudal-absolutistischen Eu­ropas und schon etwas von einem industri­ell-imperialistischen Feldzug um Rohstoffquellen. Der relative Vorsprung Frankreichs in der In­dustrialisierung gegenüber Deutschland be­gann seitdem sehr schnell zu schwinden.
Für ganz Europa bricht dann 1873 die fällige tiefe Akkumulationskrise aus. Daraus entwi­ckelt sich als neues ökonomisches Phänomen eine zwei Jahrzehnte währende Depression.
In den USA bricht das industrielle Wachstum mit dem Bürgerkrieg 1961 zunächst ab. Da­nach setzt es sich dann allerdings mit einer massiven Rekonstruktionskonjunktur ab 1865 bis 1877 verstärkt fort und überspringt so zu­nächst die europäische Krise von 1873.
Für Europa gilt, daß die politischen Ereignisse die Bourgeoisien auf verschiedene Weise stär­ken und das Proletariat "auf seinen Platz ver­weisen". Das gilt für die Niederlage des Char­tismus in England in den 30er und 40er Jahren, die scheiternden Revolutionen von 1848 auf dem Kontinent, wie für den Sieg der Reaktion gegen die Pariser Kommune 1871. Es gilt aber auch für den Bürgerkrieg in den USA. Dort bildet sich eine große Klassenkoalition zur Si­cherung der bürgerlichen Eigentumsverhält­nisse auf dem Lande gegen die reaktionäre Produktionsweise aus Großgrundbesitz und Plantagenbetrieb auf Sklavenbasis im Süden. Im Ergebnis verhilft diese politische Koalition der kapitalistischen Produktion auf der Grund­lage der freien Lohnarbeit zum Durchbruch und läßt ein wachsendes Industrieproletariat entstehen.
In der Stahlproduktion wird mit der Erfin­dung der Bessemerbirne Ende der 50er Jahre ein neues, großindustrielles Verfahren für Flussstahl entwickelt. Allerdings sind seine Anwendbarkeit und sein Einsatz zunächst noch auf wenige nicht sehr verbreitete Eisen­sorten begrenzt. Das Siemens-Martin-Verfah­ren aus den 60ern bedeutet einen weiteren Pro­duktivitätssprung auf einem anderen Verfah­rensweg, kommt aber auch erst in den 70ern in verschiedenen Ländern zum technischen Groß­einsatz.
Der Abbau der Steinkohle im Untertageabbau der Bergwerke ist in seinem Arbeitskern, dem Kohlehacken immer noch knochenharte Arbeit mit Handwerkszeug. Nur der Transport auf den Sohlen, im Schacht und von der Grube wird zunehmend mechanisiert und maschini­siert (in den Bergwerken Pferdebahnen, später Elektroloks und Aufzüge mit Dampfkraft, zur Wasserhaltung Pumpen mit Dampfkraft, zum Abtransport Eisenbahnen). Grundlegende tech­nische Änderungen werden erst in der nächs­ten Industrialisierungsphase entwickelt und eingeführt. Ähnliches gilt für den Eisenerz­bergbau.
So ist der Gesamtzyklus der industriellen Produktion auch in seiner anfänglichen Kon­figuration immer noch unvollständig. Ebenso wie der Bergbau sind auch das Baugewerbe, Tief- wie auch Hochbau, die Baustoffgewin­nung, und auch die Landwirtschaft noch nicht industriell mechanisiert. Auch viele andere Ge­werben werden erst nach und nach in die kapi­talistische und industrielle Produktions­weise einbezogen.
Von technischen Konsumgütern ist noch nichts zu sehen, wenn man den Colt als Faustfeuer­waffe nicht so werten will. Technische Produk­tionsmittel für den Haushalt gibt es bisher nur eines - die Nähmaschine. Sie ist eine jener we­nigen Entwicklungen, die überhaupt und von vorn herein eine doppelte Verwendung gestat­ten: Die gewerbliche, wie auch die private häusliche. In der verlagsmäßigen Heimarbeit wird dann beides gewinnträchtig kombiniert.

Die fünfte Periode
Die fünfte Periode dauert von 1875 bis 1914
Die fünfte Periode beginnt in Europa mit der Krise von 1873 und endet aus politischen Gründen mit dem Kriegsbeginn 1914. In den USA beginnt sie später und geht schon vor 1914 trotz Beteiligung am europäischen Krieg ohne Zäsur in die erste Etappe der nächsten Phase über.
Trotz der Depression ab 1873 in Europa und später auch in den USA geht die industrielle Entwicklung weiter. Sowohl qualitativ mit ei­ner stetigen Verbesserung der technischen, zu­nehmend auch der wissenschaftlichen und der lebendigen produktiven Kräfte, wie auch quan­titativ. Die industrielle Produktion wird in al­len Zweigen erheblich größer und findet in zu­sätzlichen Ländern nicht nur neue Absatzfel­der, sondern auch den Boden für industrielle Entwicklungen. Die Depression dauert welt­weit bis etwa 1895, um mit einem konjunktu­rellen Aufschwung einem neuen längerfristi­gen Boom Platz zu machen.
Von den industriellen Grundprozessen nah­men bisher vor allem der Untertageabbau von Kohle und Eisenerz eine Nachzüglerstellung ein. Ihre ebenfalls zunehmende Massenförde­rung wird vorrangig durch Ausdehnung der le­bendigen Arbeit erreicht und nur untergeord­net durch die Industrialisierung der Nebenprozesse. Das ändert sich in dieser Phase grundlegend. Dynamit wird zum Freilegen der Steinkohle in den Flözen verwendet, das Steinhauen mit Muskelkraft verschwindet. Die Bohrlöcher für den Sprengstoff werden mit durch Pressluft angetriebenen Bohrmaschinen gesetzt und zuletzt werden Presslufthämmer zum Herausbre­chen der Kohle aus den Flözen verwendet. Diese Arbeit mit angetriebenem Handwerkzeug wird erst später in den nächsten Phasen durch Maschinen zum Schrämmen ersetzt werden. Erst damit ist dann die prinzipielle Industrialisierung des Abbaus der Kohle im Bergbau beendet. Der Tagebau bei Braunkohle und Steinkohle wird schon sehr viel früher mittels Baggern und Bahnen voll industrialisiert.
Bei der Eisenerzeugung gibt es erhebliche, auch energetische Produktivitätssteigerungen durch vielfältige Verbesserungen der Redukti­onsprozesse und der Hochöfen und deren zu­nehmende Vergrößerung. Ähnliches geschieht bei der Stahlherstellung. Dort werden jetzt die neuen industriellen Verfahren durchgängig in die Produktion eingeführt: Das Siemens-Mar­tin-Verfahren und das Konverterblasen in der Bessemerbirne, dessen Verfahren durch verän­derte chemische Zusätze zum Thomasverfah­ren weiterentwickelt wurde. Erstmals wird beim Siemens-Martin-Verfahren ein bearbei­teter und aus der normalen Verwendung ausge­schiedener Stoff massenweise wieder als Roh­stoff verwendet: Eisenschrott. Mit der späte­ren Umstellung der Heizung von Gasbefeue­rung auf elektrische Energie wird das Verfah­ren auch chemisch verändert und damit dop­pelt umgestellt.
Mit den Veränderungen der Eisen- und Stahl­herstellung sind nun die Voraussetzungen in der Produktion geschaffen, um Stahl zum Rohstoff für die breiteste industrielle, bautech­nische und militärische Anwendung bereitzu­stellen: Es beginnt die Massenproduk­tion von Stahl - auch für den verschwenderi­schen und destabilisierenden Rüstungswettlauf und für Zwecke der Zerstörung auch der in­zwischen entwickelten produktiven Kräfte, wie der 1. Weltkrieg zeigen sollten.
In England wurde in Metropolen und großen Industriestädten die öffentliche Beleuchtung eingeführt. Dafür wurde aus Kohle Gas ge­wonnen. Später wurden auch städtische Haus­halte an das öffentliche Netz von Gasleitungen angeschlossen. Für den ganzen Komplex wur­den öffentliche Unternehmen, die Stadtwerke gegründet, der später typischen Organsiations­form für städtische Infrastrukturen in Deutsch­land. Neben der öffentlichen Kanalisation und der Trinkwasserversorgung war dies ein drittes Leitungsnetz für die Städte.
Der bei der Gasgewinnung anfallende Teer fand zunächst noch keine produktive Verwen­dung in der chemischen Industrie finden. Sie hatte in England mit ihrer Ausweitung auch eine technische Umstellung erfahren. Die In­dustrialisierung zunächst der Spinnerei und dann der Weberei brachte einen massenhaften Anfall von Baumwolltuchen die gebleicht und gefärbt werden mußten. Die bisherigen Verfah­ren und Stoffe reichten dazu nicht aus. Auf­grund der bis dahin bekannt gewordenen wis­senschaftlichen Kenntnisse der anorganischen Chemie wurden neue Verfahren und neue Grundstoffe für die Behandlung der Textilien entwickelt. Allerdings blieb die volkswirt­schaftliche Dimension dieser neuen Industrie nach Produktionsausstoß, Kapitalanlage, Pro­fitmassen und beschäftigten Lohnarbeitern be­scheiden. Aus ihr entwickelten sich unmittel­bar keine weiteren Anwendungen, Verfahren oder Produktionen.
Auch die Gewinnung, Verbreitung und breitere Anwendung der wissenschaftlichen Kennt­nisse des pflanzlichen Stoffwechsels durch Liebig und andere um die Mitte des Jahrhun­derts mit ihren direkten Empfehlungen für die Umstellung des Düngens hat zunächst keine wesentliche Bedeutung für die Entwicklung einer industriemäßigen Chemie. Für die Düngung spielt zunächst das Abfallprodukt des neuen und massenhaft angewandten Stahlherstellungsverfahrens von Thomas eine Rolle als Zulieferer: Das stark phosphorhaltige sog. Thomasmehl.
Die chemische Industrie, bisher also vorran­gig auf die Zulieferung zur Textilfertigung ausgerichtet, wird in der 2. Hälfte des 19. Jahr­hunderts und besonders im letzten Viertel mit neuen Verfahren, neuen Rohstoffen und neuen Produkten grundlegend umgestellt. Erst jetzt gewann der schon erwähnte Abfallstoff der Gaserzeugung für Licht und Heizung aus Steinkohlen, der Steinkohlenteer, als Rohstoff für die neuen künstlichen Farben grundlegende Bedeutung. Diese industrielle Produktion von künstlichen Farben versorgt ab dieser Zeit die industrielle Stoffproduktion mit den erforderlichen Zusatzstoffen. Dies gelingt mit Hilfe von der Fortschritten in der theoreti­schen Chemie, deren Erkenntnisse zunächst an anorganischen Stoffen erarbeitet wurden. Die gezielten Analysen und Synthesen der or­ganischen Chemie werden direkt im Zusam­menhang mit der industriellen Verwertung ent­wickelt, vor allem in Deutschland. Damit wird die Wissenschaft in dieser Industrie auf neue Art und Weise zur unmittelbaren und inte­grierten Produktivkraft.
Die chemische Industrie wird einerseits mit Farben und später mit Arzneimitteln zum Lieferanten von Endprodukten, andererseits mit Rohstoffen und später mit Kunststoffen zum Zulieferer für vielfältige industrielle Wei­terverwendung.
Eine ähnliche direkte Verbindung zwischen chemischer Wissenschaft und Produktion wird in Deutschland in der Rübenzuckerprodukti­on, einem Tummelplatz der junkerlichen Großlandwirtschaft, entwickelt und in ver­schieden anderen Lebensmittelindustrien ebenfalls eingeführt.
Noch „rechtzeitig“ vor dem Weltkrieg wird dann die industrielle Synthese der Salpeter­säure als Grundstoff für die Sprengstoffpro­duktion auch die Kriegstauglichkeit der neuen wissenschaftlichen Großindustrie beweisen, makaber übertroffen noch von der Herstellung der Kampfgase.
Die Fotografie und später die Filmprodukti­on bringen zwei völlig unterschiedliche Tech­niken zusammen. Zum einen die schon lange wissenschaftliche fundierte Optik und das da­mit entstandene feinmechanisch-optische Ge­werbe und die Herstellung von Filmmaterial in chemischen Prozessen für den chemischen Prozess Stoffumwandlung durch Lichteinwir­kung.
Die Elektrotechnik entwickelt sich kurzfristig aus dem Probierstadium zu einer wissen­schaftlich basierten weit ausgefächerten großen Industrie.
Zunächst wird die Telegraphie parallel zum Ausbau der Eisenbahnen als billige aber zuver­lässige Fernkommunikation auf Basis der Schwachstromtechnik entwickelt. Unmittel­bar dient sie einfach der Abwicklung und Si­cherung des Eisenbahnverkehrs. Zunehmend wird sie auch zur Übermittlung von Telegram­men verwendet, die vor allem ökonomische Zwecke haben. Freilandkupferleitungen neben den Eisenbahngleisen leiten mit Niederspan­nung elektrische Kurzimpulse. Diese werden im Alphabet von Morse codiert und enthalten Informationen, die fast ohne Zeitverlust von einer Stelle zur anderen übermittelt werden können. Die Entwicklung der industriellen Kommunikationstechnik begann. Die Tech­nik des Morsens mittels einer Taste per Hand wurde später durch Mechanisierung beschleu­nigt. Das Maschinenmorsen verwendete Loch­streifen, auf denen die Morsezeichen mecha­nisch aufgebracht und abgelesen wur­den.
Diese Lochstreifentechnik wurde später in al­lem möglichen industriellen Bereichen ver­wendet, so zunächst bei den Fernschreibern, aber auch noch bei der Steuerung der frühen automatischen NC-Drehmaschinen.
Die Ausweitung der Elektrotechnik auf vielfäl­tige weitere Anwendungen erfordert ganz neue und sehr umfangreiche technische Entwicklun­gen und erforderte letztlich ein völlig neues infrastrukturelles Netz. Es wurden mittlere, große und kleine Elektromotore für alle mög­lichen Anwendungen entwickelt. Darin trat zu­nächst der Betrieb von Straßen-, U- und Ei­senbahnen hervor. In diesen Bereichen wurde der Massentransport von Personen durch Dampfantrieb aus der dritten Phase in den Großstädten auf Elektrobetrieb umgestellt. Erst später fand der Elektromotor auch Ein­gang in die industrielle Produktion und stell­te auch kleinen und mittleren Betrieben einen praktischen mechanischen Antrieb zur Verfü­gung.
Die Vorteile gegenüber der Dampfmaschine la­gen in eine umfassenden Ökonomisierung. Sie bestand u.a. in der Möglichkeit der über­gangslosen An- und Abschaltung des unmittel­baren Betriebs ohne Vorlauf und mit weniger überschüssiger Energieverschwendung nach dem Gebrauch. Im Verhältnis zur Kraftentfal­tung war der Elektromotor erheblich kleiner und daher leichter zu platzieren oder zu trans­portieren (etwa in Lokomotiven). Er erforderte keine Zuführung von Brennstoffen oder Hilfss­toffen, hinterließ keine Abprodukte, war me­chanisch viel einfacher und weniger gefährlich und machte sehr viel weniger Lärm. Seine Be­dienbarkeit war einfacher und erforderte viel weniger Personal und seine Regelbarkeit war erheblich feiner. Bei der industriellen Verwen­dung war außerdem von großem Vorteil, dass sein Standort dicht bei der Verwendung liegen konnte und die aufwendige Transmission vom Standtort der Dampfmaschine zum Ort der mechanischen Kraftanwendung überflüssig wurde – eine enorme Einsparung bei industriellen Investitionen.
Eine andere breit gefächerte Anwendung der Elektrotechnik war die Beleuchtung, zum einen mit der Edison-Birne, ein Metallfaden wird in einem luftleeren Glaskolben bei mittle­ren Spannungen und mittleren Stromstärken erhitzt, oder als Lichtbogen ebenfalls in luft­leeren Glaskolben mit höheren Spannungen und Stromstärken in öffentlicher oder industri­eller Verwendung. Die elektrische Beleuchtung löste die Beleuchtung in Wohn- und Ge­schäftshäusern mittels Gas aus Rohrleitun­gen der Stadtwerke in den Städten ab, während die Gasbeleuchtung auf den Straßen noch sehr lange erhalten blieb.
Der Lichtbogen fand u.a. auch Verwendung bei der industriellen Wärmeerzeugung in Siemens-Martin-Öfen zur Erschmelzung von Stahl, wobei Temperaturen von weit über tau­send Grad erreicht werden mussten.
Erst nach und nach wurden dann der elektri­sche Antrieb oder die elektrische Heizung für vorhandene oder gänzliche neue Apparate ent­wickelt. Vor 1914 allerdings noch kaum Appa­rate für die Verwendung in Haushalten.
Die Ausdehnung der Drahttelegraphie mittels Unterwasserleitungen auf dem Grund der Ozeane zur Verbindung der Kontinente er­weiterte die Anwendung der Schwachstrom­technik, allerdings mit dem großtechnischen Hintergrund der Kabelherstellung und Kabel­verlegung. Diese zeitgleiche Verbindung re­volutionierte die informationelle Verknüp­fung der Wirtschaftszentren der Welt, vor al­lem der Börsen. Die Spekulation in Rohstoffen gewann eine völlig neue Zeitdimension.
Ebenfalls noch vor der Jahrhundertwende wur­de das Telefon auf Basis der Schwachstrom­technik entwickelt. Ähnlich wie die einfache Drahttelegraphie handelte es sich dabei um die technisch vermittelte Kommunikation zwischen zwei bestimmten Teilnehmern – eine feste Zweipunktverbindung. Anders als bei jener, konnte die eigentliche Kommunikation ohne zusätzliche Ausbildung im Lesen und Schreiben des Morsealphabeths mit der normalen Alltagssprache erfolgen. Die Begrenzung der Telegraphie auf technisch und organisatorisch festgelegte Teilnehmer einer Zweipunktverbindung wurde beim Telefon sehr früh aufgehoben. Die Leitungen einzelner Teilnehmer wurden in eine Zentrale zusammenführt, wo die Verbindung zu anderen Teilnehmern nach Wunsch angemeldet und dann per Hand gesteckt wurden. Diese langsame und durch viel Personal sehr aufwendige Vermittlung wurde bald durch elektromechanische Einrichtungen automatisiert, sodaß mittels Teilnehmerkennung durch individuelle Nummern jeder Teilnehmer von jedem anderen individuell angewählt werden konnte sofern sie zum gleichen Netz gehörten. Das kam einer immateriellen Abbildung der bisherigen Postverbindungen gleich, mit dem unschätzbaren Vorteil der Schnelligkeit. Später wurden für ausschließlich kommerzielle Anwendungen auch Fernschreibnetze in ähnlicher Weise entwickelt.
Erste Verwender der Telefone waren die Lei­tungen großer Bürokratien in Unternehmen, staatlichen Behörden und Regierungsspitzen sowie reiche Privatpersonen. Aber dabei blieb es nicht lange. Das Telefon verbreitete sich zeitgleich mit dem sprunghaften Wachstum der großen Verwaltungen in Konzernen und der Herausbildung des europäischen Interventions­staates. Es wurde zunehmend nicht nur zwi­schen den Spitzen der Großorganisationen ver­wendet, sondern auch als innerbetriebliche oder Unternehmensinterne Kommunikations­möglichkeit benutzt. Parallel dazu verbreitete sich das Telefon schnell auch in die privaten Haushalte breiterer Kreise des Bürgertums. Damit war das Telefon eine der Techniken, die von vorn herein gleichermaßen für geschäftliche und private Zwecke nutzbar war und auch so verwendet wurde, ähnlich wie die Gasbeleuchtung und hernach die elektrische Beleuchtung.
Die erforderlichen Leitungsnetze wurden zu­nächst innerstädtisch und dann überland in Eu­ropa schnell als öffentliches Monopol von der Post übergeben und von ihr bereitgestellt, in den USA typischer Weise durch private Unter­nehmen. Dass auch das Militär mit seiner Bü­rokratie und dann auch bei operativen militäri­schen Aufgaben das Telefon verwendete ist unmittelbar plausibel. Im 1. Weltkrieg gab es dafür, ebenso wie für die Funktechnik, die ent­sprechende zerstörerische Verwendung.
Bald eroberte sich das Telefon auch die inter­kontinentalen Verbindungen vor allem für Geschäftsinformationen. Dafür waren dann längere Zeit wiederum die Unterwasserleitun­gen erforderlich. Fortgesetzt und in eine neue Dimension wurde diese Art der Fernkommuni­kation dann mit der Funktechnik, die nach der Jahrhundertwende entwickelt und in engen Be­reichen schon angewendet wurde. Dagegen hat sich die Technik der an Leitungen gebundenen Ferninformationsübertragung erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts mit der Leitung von moduliertem Licht in Glasfaserkabeln u. a. für Internetanwendungen in neue Dimensio­nen entwickelt.
Alle Anwendungen der Elektrotechnik konnten nur stattfinden, wenn nicht nur die Geräte produziert wurden, sondern wenn auch der elektrische Strom produziert und über ein Leitungssystem bereit gestellt wurde. Breite Anwendungen von Batterien gab es noch nicht. Zum einen musste ein neues Versor­gungsnetz von Stromleitungen in den Städten und den Häusern gezogen werden, zum ande­ren musste der Strom mittels Generator er­zeugt werden. Diese neuen Apparate bilden das spiegelbildliche Pendant des Elektromotors und waren insoweit prinzipiell gleichzeitig mit jenem geboren. Das Problem bestand in seinem Antrieb. Dieser musste andere mechanische Energien verwenden. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts waren effektive Turbinen in großtechnischer Dimension entwickelt worden. Sie wurden für Wasserkraft und dann für Dampf gebaut. Für die Anwendung in industriellen Großbetrieben und in Stadtwerken bot sich so der Antrieb von großen Generatoren mittels Turbinen in Dauerbetrieb an, die von großen, mit Kohle geheizten Dampfkesseln versorgt wurden. Das war ökonomisch nur machbar, wenn der Kohletransport, wie schon fast ein Jahrhundert lang, mittels Binnenschifffahrt oder per Eisenbahn erfolgte.
Für die elektrische Versorgung von mittleren und kleinen Betrieben sowie der öffentlichen und privaten in den Großstädten waren die Stadtwerke technisch bald zu klein. Sowohl die Errichtung von Talsperren für die Wasser­zulieferung zum Betrieb von Großturbinen als auch der Betrieb von Kohlegroßkraftwerken erforderte Hochspannungsleitungen mit großer Kapazität die lange Strecken ohne große Ver­luste überbrückten. In Deutschland schlossen sich die Stadtwerke vieler Regionen zu neu­en halböffentlichen Unternehmen als regiona­le Versorgungsmonopole zusammen, die die Kraftwerke und die Überlandleitungen be­trieben, während die Stadtwerke weiterhin die örtliche Verteilung übernahmen.
Leitungssysteme für die Versorgung der Haushalte mit Strom sind eine der weitrei­chendsten Entwicklungen zur technischen Veränderung privater Lebensweise. Sie er­gänzen die bis dahin schon existierenden großtechnischen Verkehrs- und Versorgungs netzwerke für Binnenschiffstransport, für Schienentransport, für Energie, Wasser und Abwasser und werden in den sich entwickeln­den Metropolen eingerichtet und teilweise schon über das Land ausgedehnt.
Für die Elektrotechnik wird die Teile- und Apparateindustrie zu Groß- und Massenpro­duktionen ausgebaut, in denen die Serienfer­tigung schon weite Verbreitung fand: Bau von Turbinen, von Generatoren und Großleitungs­zubehör, von installationsnahem Leitungsbau, Bau von Elektromotoren, Niederspannungs- und Schwachstromschaltungszubehör, Be­leuchtungszubehör, Telefone und andere Appa­rate sowie elektrisch betriebene Industriema­schine jeder Art. Berufe und Ausbildungen so­wie neue Richtungen der Ingenieurwissen­schaften bilden sich ebenfalls relativ schnell heraus. Die Entwicklung und massenhafte Ver­wendung von elektrischen Haushaltsgeräten fällt aber erst in die 20er Jahre des neuen Jahr­hunderts, auch in den USA.
Für die Radiotechnik werden die wissen­schaftlichen und technischen Grundlagen schon vor 1914 gelegt. Noch vor 1914 gelang die drahtlose Telegraphie über den Atlantik und damit der Beginn der kommerziellen drahtlosen Telegraphie und Telephonie. Zu­nächst wurden auf diese Weise die aufwendi­gen und anfälligen Unterwasserkabel über­flüssig.
Dabei werden elektromagnetische Wellen mittels elektrischer Röhren erzeugt und für die Übertragung von Informationen benutzt. Die Erfindung der Elektronenröhre als Diode und Verstärker war dafür die technische Vor­aussetzung. Der Betrieb der Röhren vor allem für die Versorgung der Antennen erforderte große elektrische Leistungen, konnte also nur mittels deren Verfügbarkeit bei angemesse­nen Kosten ins Werk gesetzt werden.
Die Röhrentechnik bildet für ein ganzes Feld von späteren Anwendungen die technische Grundlage. Die Verwendung im Rundfunk für ein breiteres Publikum für Sprache und Musik wird erst in der nächsten Phase, in den 20er Jahren umgesetzt. Mit der elektronischen Ver­stärkerröhre und der Röhre zur Bildwie­dergabe sind auch die wichtigsten technischen Grundlagen für das Fernsehen gelegt, das ja erst nach 1950 ernsthafte Bedeutung gewinnt und heute, zusammen mit dem Automobil, ge­radezu die Lebensweise prägt.
In diesen und anderen hier nicht genannten Zweigen der Elektroindustrie setzt die groß­technische Verwendung und Produktion erst in den nächsten Phasen der Industrialisie­rung ein.
Mit dem Verbrennungsmotor, der Benzin aus Erdöl verwendete, war der erste ökono­misch einsetzbare wirklich frei bewegbare mechanische Antrieb gefunden, der das Pferd als mobile Antriebskraft erst jetzt endgültig ablösen konnte.
Das war weder durch die Dampfmaschine auf­grund der Größe, der Energiestoffe, energeti­scher Eigenschaften und ihrer Steuerungspro­bleme, noch durch den Elektromotor wegen der Leitungsabhängigkeit und zu schwacher oder zu schwerer Batterien möglich gewesen. Die Dampfturbinen waren ebenfalls sehr um­fangreich und hatten ähnliche energetische und Steuerungsprobleme wie die Dampfmaschi­nen. Die Wasserturbinen waren schon ihrer Natur nach stationär.
Das Erdöl hatte schon bisher eine industriell-kapitalistische Entwicklung als Energieroh­stoff für Beleuchtung und Heizung gehabt und hatte Kapitalisten wie Rothschild, Nobel und Rockefeller als ersten Monopolisten im Weltmaßstab bei Produktion Transport und Verteilung entstehen lassen. Jetzt deutete sich eine gänzlich neue Karriere an. Die über in­dustrielle Raffinierungsprozesse zu gewin­nenden chemischen Abkömmlinge des Erdöls, Dieselöl und Benzin, zeigten schon in der Frühgeschichte ihrer Verwendung vor 1914 als Energierohstoff im Verbrennungsmotor vielfäl­tige Anwendungen, u. a. bei der Befeuerung der neuen Großkampfschiffe Englands vor 1914.
Zu diesen Produkten und Produktionen mit kleinindustriellen Anfängen mit weitrei­chenden Folgen zunächst für die Kriegfüh­rung und dann für die weiteren Richtungen der Industrialisierung gehört auch die Pro­duktion von Verbrennungsmotoren und Fahr­zeugen, die damit angetrieben werden: Perso­nenkraftwagen, landwirtschaftliche Traktoren, Lastwagen, Busse, Panzer, Kanonen, Schiffe, U-Boote, und Flugzeuge.
In den USA wurden der Trend zur Massen­produktion und der Beginn der Massenmo­torisierung durch den ersten Weltkrieg nicht unterbrochen und nach seinem Ende fand sich Europa in diesem Bereich fast ein industrielles Zeitalter zurückgeblieben. Das galt ebenfalls für die von Ford angewendete und nach ihm benannte spezifische Produktions- und Ar­beitsorganisation: Die Fließproduktion mit extremer Arbeitsteilung in der Montage, mit oder ohne Fließband, aufgrund einer weitest­gehenden Standardisierung der vorgängigen Produktion der Teile. Sie wurde zunächst von Gramsci in den 20ern und später von anderen in den 70ern als „Fordismus“ bezeichnet und zum Signum einer ganzen industriellen Epo­che erwählt.
Die Kombination von Benzin und Kraftwa­gen erwies sich als Basis für eine die gesamte bisherige Zivilisation noch stärker als die Ei­senbahnen umwälzende Transportrevolution und die Herausbildung eines Industrie- und Infrastrukturkomplexes aus Autoherstellung, Ölindustrie und Straßeninfrastruktur, sowie Service- und Reparatureinrichtungen. Sie be­gann ihren Siegeszug mit dem Beginn der Massenherstellung von PKWs durch Henry Ford noch 1911. Der hatte das Prinzip des Fließbandes und der dadurch ermöglichten spezifischen Arbeitsteilung von der Bearbei­tung von rindern und Schweinen bei der Fleischverarbeitung in den Schlachthäusern von Chikago aufgeschaut.
Neben diesen neuen Entwicklungen werden auch die bisherigen fortgeführt. Der Eisen­bahnverkehr nimmt weiter erheblich zu und das Schienennetz in der Welt wird auf meh­rere hunderttausend Kilometer ausgedehnt, allein in den USA auf 400 000. Auch der Ma­schinen- und Anlagenbau dehnt sich aus und spezialisiert sich weiter.
Die Entwicklung von staatlichen und indus­triellen Großorganisationen über das Militär und später die Eisenbahnen hinaus, angetrie­ben von der Herausbildung von Industriemo­nopolen, läßt die Verwaltungsbedürfnisse sprunghaft ansteigen und die Verwaltungen sich entsprechend ausdehnen. Die lohnabhän­gigen Büroarbeiter, die Angestellten werden zu einer Massenerscheinung. Für die sich auf­blähenden Verwaltungen und ihre Bedürfnisse werden nun auch erste Formen der Mechani­sierung und Elektrifizierung der Bearbei­tung von Informationen entwickelt. Dagegen hatte die Weiterleitung von Informationen mit der Telegrafie schon eine längere Karriere, während Telefonie auch erst in dieser Zeit massenhaft verwendet wird und die Radio­übertragung erst in den Anfängen steckt.
Die Drucktechnik gewinnt mit der Entwick­lung der Rollendruckmaschinen (Rotations­druck) und den damit verbundenen Verfahren völlig neue Dimensionen des Umfangs, der Schnelligkeit und der Verbreitung über den bisherigen Buchdruck hinaus. Das ist mög­lich, weil der Rotationsdruck in Kombination mit dem Elektroantrieb ganz neue Druckge­schwindigkeiten erlaubt. Das findet zunächst bei Zeitungen und später auch bei Taschenbü­chern Anwendung. In der Folge werden die Setzprozesse stärker mechanisiert und die Pa­pierherstellung gewinnt ebenfalls neue Ge­schwindigkeiten und erhebliche Ausdehnung.
Zur Verbreitung und Dokumentation von schriftlichen und bildlichen (Pläne) Informa­tionen dient zunächst die immer weiter ausge­feilte Drucktechnik, vor allem auf Papier. Die massenhafte Verbreitung von Tageszeitungen führt daher zur massenhaften Produktion von Papier. In beiden Zweigen wird die kontinuierliche Produktion mit Hilfe von Rotationsmaschinen immer größeren Ausma­ßes entwickelt. Zwar wurden schon relativ früh auch Setzmaschinen entwickelt, aber sie blei­ben doch bis zum Satz mittels Computern ein technischer Engpass in diesen Zweigen.
Mit den ersten größeren Lochkartenmaschi­nen von Hollerith für die Volkszählung in Deutschland, dem späteren Gründer der IBM, für die Volkszählung in Deutschland, mit den ersten Kassen-, Rechen- und Buchungsma­schinen wird die Datenverarbeitung in man­chen Bereichen ansatzweise standardisiert und technisiert. Schreibmaschinen beginnen die Notierung von Schriftlichem grundsätz­lich zu verändern.
Es entwickelt sich, wie das Beispiel IBM zeigt, eine eigenständige Industrie für Büro­maschinen, wenn sie zunächst auch noch rela­tiv klein ist.
Die fotografische Technik legt die Grundlage für die spätere Entwicklung der Kopierver­fahren, und die fotografische Dokumentati­on als Alternative zur Drucktechnik.
Beide Verfahren bekommen erst durch die elektronische Datenspeicherung ab den 50er Jahren zunehmende technische Konkurrenz.
(Faxen fehlt)
In den USA entwickeln sich die kapitalisti­schen Produktionsverhältnissen am reinsten, durch keine feudalen Reste oder absolutis­tisch-bürokratische Überbauten verklebt oder gebremst, aber auch nicht durch die ordnende Hand einer zentralistischen Staatsverwaltung erleichtert.. Rußland bleibt weiterhin in seiner sehr rückständigen Agrar-, Gewerbe- und Aus­beutungsordnung und in der despotischen poli­tischen Verfassung gefangen, mit wenigen mühseligen Versuchen auszubrechen. Gleichwohl beginnt hier ein staatlich geförderter Ausbau der Eisenbahnen und der Schwerindustrie mit Hilfe von massivem Import von Kapital, vermittelt vor allem durch französische Banken aus französischen Quellen.
Japan dagegen folgt dem Beispiel Preußens mit einer Revolution der Produktionsver­hältnisse von oben – viel radikaler und ratio­neller und nicht weniger autoritär. In kürzester Zeit wird eine kapitalistische Gewerbe- und Staatsverfassung organisiert und die alte herr­schende Klasse zu Kapitalisten konvertiert. Dabei bleibt die Landwirtschaft von der Ka­pitalisierung weitgehend ausgenommen. Die Industrialisierung und Kapitalisierung beginnt klassischerweise mit der Spinnerei und We­berei und entwickelt erst dann eine Schwerin­dustrie, die schon relativ schnell auch entwi­ckelte Rüstungsgüter, Hochseeschlachtschiffe mit entsprechender Artillerie bauen kann. Der Erfolg in der imperialistischen Seeschlacht von Tsushima 1905 zwischen dem zaristi­schen Russland und Japan war ein spektakulä­res Ergebnis, das als nicht intendierte Folge den Ausbruch der russischen Revolution von 1905 beschleunigte.
Die Veränderungen in den Produktivkräften und Produktionen führen auch zu Veränderun­gen in den kapitalistischen Produktionsver­hältnissen. Der Weg dorthin ist schon bei der Gründung der ersten Aktiengesellschaften für den Eisenbahnbau in England und den anderen Ländern gefunden worden und hatte Vorläufer in den mittelalterlichen zunächst ge­nossenschaftlichen Bergbauorganisationen und den Gesellschaften des kapitalistischen Fern­handels und dem Handelskolonialismus. Das Kapitalminimum für die Einrichtung einer technisch oder ökonomisch praktikablen Pro­duktion oder Infrastruktur wird für einzelne Kapitalisten zu groß. Die einzelnen Kapitale und Produktionen bestehen nun schon von vorn herein als Großunternehmen. Aufgrund der kapitalistischen Akkumulation und Konkurrenz führen dann Konzentration und Zentralisation zur Herausbildung von wenigen Produzenten auf einzelnen Märkten, ökonomischen Oligopolen, vereinzelt sogar zu tatsächlichen Monopolen. Diese können dann einzeln oder gemeinsam die Marktverhältnisse bestimmen oder gar organisieren, z.B. in Kartellen und damit Extraprofite aneignen. Mit Monopolisierung ist darüber hinaus gemeint, dass die Größe von Unternehmen direkt für die technische Entwicklung bestimmend sein kann, vor allem aber, dass sie erlaubt, die Produktionsverhältnisse direkt über den Einfluss auf die staatliche Politik mitbestimmen zu können. Diese Entwicklung nimmt Ende des alten Jahrhunderts dramatisch zu und hat weitreichende gesellschaftliche und politische Folgen.
Die Proportionen der weltweiten Industrie­produktionen verändern sich derart, daß die USA in manchen Zweigen sogar mehr pro­duzieren als ganz Europa zusammen, in vie­len Bereichen aber völlig unangefochten den ersten Platz einnehmen. In den meisten Zwei­gen belegt dann Deutschland den zweiten Platz, England den dritten und Frankreich den vierten. Erst weit dahinter rangiert Japan. Die­se Rangfolge hat für sich genommen natürlich keinerlei Bedeutung. Wichtig wird sie bei der Kapitalverwertung im Hinblick auf Produkti­onsmengen, Absatzmärkte, der Abhängigkeit vom Ausland, der Verfügbarkeit von Kapital und der Konkurrenzfähigkeit, kurz der Ent­wicklung des kapitalistischen Weltmarktes. Da bis 1914 England immer noch das Zen­trum des internationalen Kapitalverkehrs auf der Grundlage seiner beherrschenden Stel­lung in seinem Empire ist, deuten sich Dispro­portionen an, die zu ausgleichenden Entwick­lungen drängen. Das geschieht auf friedlichem Wege über Kapitalexport und Kriegsfinanzie­rung, wie zwischen den USA und England, oder durch Konfliktverschärfung durch Krieg und Kapitulationsauflagen.

Die sechste Periode – 1918  bis 1939
Sie dauert für Europa vom Ende des 1.Welt­krieges 1918 bis zum Beginn des zweiten. Sie ist deutlich in zwei Etappen unterteilt, die durch die Zäsur der großen Weltwirtschafts­krise von 1929 bis 1933 markiert ist.
In Europa bringen der Weltkrieg und die Nach­kriegskrise einen erheblichen Einbruch der Industrieproduktion sowie Schäden und Ver­luste an der materiellen produktiven Ausstat­tung besonders an der Front zwischen Deutschland und Frankreich, sowie in Ruß­land. Vor allem aber sind die Verluste und Schäden bei den Menschen, den lebendigen Produktivkräften von dramatischer Größe. Rußland wird durch den Krieg, sowie mit der deutschen Okkupation, dem Bürgerkrieg und den Interventionen kapitalistischer Großmäch­te auf ein unsäglich tiefes industrielles und landwirtschaftliches Niveau zurückgeworfen. Außer in den USA, Japan und in den skandina­vischen Ländern werden nicht nur in Rußland, später der UDSSR, sondern auch sonst in Eu­ropa fast die ganzen zwanziger Jahre ge­braucht, um das Vorkriegsniveau wieder zu erreichen. Der Lebensstandard der dauernd von Arbeitslosigkeit betroffenen oder bedroh­ten Lohnabhängigen und der inflationär ent­eigneten Mittelschichten erreicht speziell in Deutschland bis in die 30 er Jahre hinein nicht den Vorkriegsstand.
In der industrialisierten Welt dringen die schon vor dem Weltkrieg entwickelten Tech­niken und Technologien in großtechnischer Weise in die Produktion, den Transport und die Infrastruktur ein. Sie rufen häufig indus­trielle Massenproduktionen hervor, wenn auch manche Zweige erst nach 1945 dazu her­anreifen. Die Technisierung der städtischen und sonstigen Infrastruktur vertieft sich.
Die individuelle Motorisierung in den USA bringt zum ersten Mal ein einzelnes techni­sches Produkt einer modernen Großindustrie mit dem Konsum von Massen in Verbindung. Damit entsteht eine volkswirtschaftlich völlig neue Konstellation, die erst von Gramsci in den 20er und seit den 80er Jahren in Wieder­aufnahme mit dem Schlagwort "Fordismus" bezeichnet wird. Es sind nun allerdings nicht die bisherigen Kunden der manufakturell ge­bauten Luxuslautos, die städtischen Wohlha­benden oder verbliebenen Großgrundbesitzer und auch noch nicht die Angestellten oder gar die Industriearbeiter, sondern die Millionen von Farmern und Selbständigen, die rund um die Landwirtschaft beschäftigt sind, die als Kunden des einfachen Massenautos auftreten - und doch wird damit die Ausweitung des Kun­denkreises auch auf die Lohnarbeiter der Auto­mobilindustrie vorbereitet.
Außerdem beginnt in den USA die Technisie­rung der Haushalte. Das Muster einer techni­sierten Lebensweise bildet sich heraus, inten­siviert und verbreitet sich.
Die durchgehenden Tendenzen der industriel­len Entwicklung sind einerseits Chemisie­rung, Elektrifizierung und motorisierte Me­chanisierung, sowie ökonomische Effektivie­rung zunehmende rationelle Organisation von Produktion und Arbeit. Technisch spielen dabei Vergrößerungen und Verkleinerungen, wie schon bei der Entwicklung der Dampfma­schine, zwei Richtungen der zweckgerichte­ten Entwicklung der Produktionstechnik.
In einem historisch bis dahin beispiellosen Prozess sucht und gewinnt die UDSSR ab Ende der 20er bis Ende der 30er Jahre den An­schluß an die industrielle Entwicklung der kapitalistischen Welt. Dies geschieht zum er­heblichen Teil durch die Installation von großen Mengen modernster Großtechnik, die aus den kapitalistischen Ländern impor­tiert wird, sowie durch die damit ver­bundenen riesigen Bauvorhaben und die Mo­bilisierung der dafür erforderlichen Arbeiter. Der Betrieb der neuen Großbetriebe erfordert nicht nur die Rekrutierung der Arbeitermassen und sondern auch massenhafte Qualifizie­rungsprozesse.
Damit werden die weltweiten ökonomischen Proportionen der bisherigen industriell-ka­pitalistischen Entwicklungen innerhalb von 10 Jahren völlig verschoben, mit welthistori­schen Wirkungen. Und es werden auch die Be­dingungen der projektierten imperialistischen Eroberungskriege von Japan und Deutschland von Grund auf verändert.
Im kapitalistischen Teil der Welt unterbricht die Weltwirtschaftskrise 1929 jäh die indus­trielle Entwicklung und die Kapitalakkumu­lation. In Deutschland und den USA fällt die gesamte Industrieproduktion dramatisch auf fast die Hälfte des vorherigen Höchststandes, mit entsprechenden Zusammenbrüchen von Unternehmungen, mit Entlassungen, Arbeits­losigkeit und Verelendung. Die daraus resul­tierenden politischen Entwicklungen sind be­kannt. In England und Frankreich sind die ökonomischen Auswirkungen nicht so dras­tisch und sie halten sich auch in Japan in Gren­zen. In England u.a. deshalb, weil dort schon Mitte der 20er Jahre eine tiefe ökonomische Krise eingetreten war, die ebenfalls heftigen politische Erschütterungen zur Folge hatte.
Bis zum 2.Weltkrieg können sich weder die USA noch England oder Frankreich konsoli­dieren. In den USA beginnt ein neuer natio­naler ökonomischer Kurs der staatlichen Re­gulierung: Der keynesianisch inspirierte New Deal setzt sowohl staatliche Investitionen in die Infrastruktur, staatliche Sozialpolitik als auch eine Stärkung der Arbeiterklasse mit Hil­fe der rechtlichen Verbesserung der Gewerk­schaftsposition ein, um die tiefe Krise der Ökonomie und der Zivilisation zu mildern. Auf diese Weise wird mit staatlichen Mitteln ein sozialer Kompromiss zwischen der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse erzwungen. Aber ein durchgreifender wirtschaftlicher Aufschwung setzt erst mit der Produktion für den 2. Weltkrieg ein. Der New Deal wird zum Vorbild für die von den USA geförderte neue Politik nach 1945 vor allem in Europa.
In Deutschland verschärft die staatliche Aus­teritätspolitik unter Brüning nach altlibera­len Wirtschaftsrezepten die Krise des Kapita­lismus 1929/33 zur ökonomischen und poli­tischen Katastrophe. Mit den Nazis sucht das Kapital dann ebenfalls einen staatlich or­ganisierten Ausweg aus der Krise mit massi­ven staatlichen Konjunkturprogrammen - ab 1936 offen als forcierte Aufrüstung betrie­ben.
Die Klasse der Lohnarbeiter in den Fabri­ken wächst trotz der mangelnden Akkumu­lation überall weiter Allerdings wächst die Angestelltenschaft schneller und stellt einen zunehmenden Anteil der Lohnabhängi­gen. In den früher absolutistisch regierten Staaten gilt das gleiche für die Beamten, da sich auch die Staatstätigkeit erheblich auswei­tet. Dafür schrumpfen das Kleinbürgertum und die Zahl der selbständigen Bauern erheb­lich.
Ähnlich wie die revolutionären und kriegeri­schen Ereignisse im 19. Jahrhundert hat der 1. Weltkrieg das Verhältnis von Kapitalisten­klasse und Lohnarbeitern in vielen Teilen der industrialisierten Welt erheblich verändert. Mehr denn je und in weiteren wichtigen Län­dern kann die Bourgeoisie die Produktionsver­hältnisse nur noch mittels parlamentarischer bürgerlicher Demokratie aufrecht erhalten und organisieren. Die Organisationen und Kämpfe der Arbeiterklasse verändern sich, geraten nach einem Aufschwung nach dem Krieg aber schnell in die Krise, weil mit der geringen Ak­kumulation in Europa sich die Kräfteverhält­nisse auf den Märkten für Arbeitskräfte weithin zu Gunsten des Kapitals verändern. Aber ebenso wie die parlamentari­sche Form der Herrschaft, gewinnt zunehmend eine geregelte Form des Kampfes um Lohn und Profit an normativer Bedeutung, schließ­lich sogar mit dem New Deal in den USA. Ja­pan bleibt in beiderlei Hinsicht den autoritären Quellen seiner bürgerlichen Herrschaft verbunden und Deutschland kehrt mit dem Faschismus auf ideologisch verdeckte Weise wieder dahin zurück, wie schon ein Jahrzehnt vorher Italien.
Die Rüstungsvorbereitungen für die Kriegs­züge des 2. Weltkrieges werden schon als in­dustrielle geplant und umgesetzt. Für den ers­ten Weltkrieg galt das nur teilweise, z.B. für die Artillerie, für die letztlich kriegerisch nutz­losen Großkampfschiffe und für die als Kampfmittel effektiven U-Boote. Jetzt werden in den 30er Jahren von vorn herein Panzer und Kanonen auf Selbstfahrlafetten als Schwer­transporter-Kampfmaschinen mit Antrieb durch Verbrennungsmotoren konstruiert, wer­den Flugzeuge als Jagd- und Bombenflieger entwickelt. U-Boote werden als eigenständige Waffengattung weiter ausgebaut. Die Entwick­lung von Flugzeugträgern kombiniert eine schon bekannte technische Großmaschine, dass Großkampfschiff mit der Kleinausgabe einer im ersten Weltkrieg noch improvisierten Luftkampfmaschine. Als Grundlage für den massenhaften militärischen Ferntransport dienen allerdings immer noch die Eisenbahnen, soweit nicht notwendiger Weise Ozeanschiffe diese Rolle übernehmen.
Die technische Entwicklung von Jagd- und Bombenflugzeugen vor und während des II Weltkrieges bringt zwei technische Erzeugnisse hervor, die dann in der ökonomischen Entwicklung nach dem Krieg einen ganz neuen Wirtschaftszweig hervorbringt – den Massenferntransport mittels Großflugzeugen. Zunächst werden die viermotorigen Bomber für die Zivilluftfahrt überarbeitet – aber immer noch mit den großen Kolbenverbrennungsmotoren. Dann werden die für die militärischen Jagdflugzeuge entwickelten Düsen-(Strahl)triebwerke auf derartige Dimensionen vergrößert, daß sie die Kolbenmotoren der großen Bomber ersetzen können.
Dagegen wird das für die V1 (einer unbemannten Flügelbombe, heute würde man sagen ein Marschflugkörper) entwickelte Staustrahl-Triebwerk weder für militärische noch für zivile Zwecke weiterentwickelt und verwendet.
 und die sie auch für den Antrieb der zivilen Großflugzeugen tauglich machen. Dieser interkontinentale zivile Flugverkehr setzt einen ganzen Wirtschaftszweig und seine Zulieferer außer Betrieb: Die große Ozeanpersonenschifffahrt und die entsprechenden Werften. (Dieser Absatz ist eineinhalb Jahrzehnte nach 1999 eingefügt worden).
Alle Methoden und Techniken der radioba­sierten Fernkommunikation und Ferner­kundung werden vorangetrieben. Die Führung des Krieges auf der Basis von Fernkommuni­kation und ansatzweise mit Fernsteuerung (V1, V2) und der Fernerkundung mittels Radar, beginnt sich herauszubilden. Mit ersterem beginnt das Problem der Ver- und Entschlüsse­lung von Nachrichten durch ausgefeilte Codes und der entsprechender Maschinen. Die Grundlagen der Informationstheorie und der programmgesteuerten (Rechen-) Maschinen werden gelegt. Nicht nur Techniker, sondern ganze Gruppen von Wissenschaftlern werden zur Entwicklung der Kriegsführungs­instrumente verwendet. Allerdings gelingt kei­ner Seite bis Ende des zweiten Weltkrieges eine Revolution in der technischen Basis der elektronischen Informationsverarbeitung: Die geheizte Elektronenröhre setzt den Entwicklungen Grenzen der Leistungsfähigkeit sowie des Raum- und Energiebedarfes. (Beispiel Eniac I für die Berechnung der Uranspaltung für die Atombombe).
Eine weitere grundlegend neue Technologie wird großtechnisch und großorganisatorisch mit der Raketentechnik in Peenemünde entwi­ckelt mit ferngesteuerten Flugkörpern (V2) zunächst als Zerstörungskraft entwickelt. Sie kann nicht mehr kriegsentscheidend voran­getrieben werden. Sie dient aber nach dem 2. Weltkrieg, auch personell, als Basis der ent­sprechenden Raketenentwicklung in der UDSSR und den USA als Atomwaffenträgern im kalten Krieg.
Erst nach Beginn der siebten Periode, nachdem dem das technische Großprojekt einer ideologischen technischen Kriegführung, die Mondlandung, wieder alt geworden war, setzte die zivile Nutzung der Raketentechnik für die Satellitenfernerkundung und die satelli­tenvermittelte Kommunikation ein.
Die spektakulärste technische Entwicklung war aber zweifelsohne die Atombombe. Auch sie war, wie die Raketen, nicht mehr kriegsent­scheidend. Sie bildete, zuerst mit den Fern­bombern, dann mit den Raketen, den Kern der Zerstörungstechnik im kalten Krieg ge­gen die UDSSR und den Sozialismus. Und sie bildete wohl auch den technisch-ökonomisch wichtigsten Sprengsatz zur Selbstauflösung der UDSSR.

Die siebte Periode und achte Periode
Nach 1945
Die siebente und achte Phase der Weltge­schichte des Industriekapitalismus datieren dann von 1945 bis etwa 1974 und von da an bis heute.
Sie spielten sich unter einer umfassenden He­gemonie der USA ab:
Mit einer Industrieproduktion, die nach Um­fang, Diversifizierung und Produktivität ohne jede Konkurrenz in der Welt war. Zum riesigen Binnenmarkt der USA kam also der sich lang­sam erholende Markt in den anderen entwi­ckelten kapitalistischen Ländern und in ver­schiedenen Ländern der kapitalistischen Peri­pherie hinzu, soweit sie nicht weiter unter Ko­lonialherrschaft der Europäer standen.
Mit einem Wissenschaftspotential, das jenes aller früheren Konkurrenten und nachmaligen Vassallen zusammen in den Schatten stellte und durch die Kriegsanstrengungen treibhaus­mäßig gefördert war und weiter gefördert wur­de - besonders in den entscheidenden Techno­logiebereichen.
Schließlich mit einer Kultur-Industrie, die sich ebenfalls auf den riesigen Binnenmarkt der USA stützen konnte, und die die neuen techni­schen Medien zunächst konkurrenzlos als In­strument benutzten konnte.
Diese technische Basis wurde dann auch von der Informations-Industrie mitbenutzt, deren Monopolstellung die Hegemonie der USA in der kapitalistischen Welt für einige Zeit noch bestärkte.
Alles dies war die Basis eines beispiellosen Erfolges des US-Warenexportes und später ei­nes noch größeren Kapitalexportes. Dies gab den großen Konzernen der USA und damit ih­ren Finanzgruppen eine fast unbeschränkte Vorherrschaft auf dem gesamten kapitalisti­schen Weltmarkt. So gab es nun die Ansätze eines Weltmarktes für das US-Kapital, nach dem das britische Empire diese Rolle schon vor 1914 für das englische Kapital eingebüßt hatte.
Dieses Vorherrschaftsregime war geprägt von einer die ganze kapitalistische Welt umfas­senden langfristigen Wachstumsphase, die bis etwa 1975 dauerte. Unter ökonomischen Do­minanz förderten die USA selbst eine ökono­mischen Aufholjagd ihrer Vasallen, was alle Parameter umfasste: Produkte, Verfahren, Pro­duktivität und Weltmarktzugang. Die USA för­derten dies, um diese Länder einerseits als Ab­satzmarkt und als Anlagefeld für das eigene Kapital zu entwickeln und andererseits im Zei­chen des Kalten Krieges gegen die UDSSR und den Sozialismus gegen etwaige Aktivitä­ten der Arbeiterklassen wetterfest zu machen. Während die industrielle Entwicklung in den USA nicht stillstand, konnten die Vasallen sich auf ihren Heimatmärkten und später zuneh­mend auch auf allen anderen, nicht zuletzt vor allen nach 1975 auch dem der USA selber zu Konkurrenten entwickeln.
Die hauptsächlichsten industriellen Tendenzen lassen sich relativ kurz kennzeichnen, da sie den meisten noch als erlebte Entwicklung oder als gegenwärtige Produktion bekannt sind. Sie umfassen die rationelle Weiterentwicklung von Ansätzen zur industriellen Massenpro­duktion, die sich schon in der vorvorigen Peri­ode, also vor dem 1. Weltkrieg gebildet hatten.
U.a. daran ist zu sehen, welche Rückschläge der industriellen Entwicklung und materiellen Zivilisation der 1. und 2. Weltkrieg und die Zwischenkriegsperiode gebracht haben, 2-3 Jahrzehnte für die gesamte Welt, wobei für die USA nur die 30er Jahre weitgehend als materi­eller Verlust zu buchen sind. Dagegen wuchs die US-Ökonomie im Jahrzehnt des I Weltkrie­ges und in den 20er Jahren noch erhebliche weiter. Der II Weltkrieg brachte neben den per­sonellen und materiellen Kriegsverlusten an den Fronten enorme Zuwächse bei den industriellen und Transportanlagen, von der staatlich organisierten Rüstungsindustrie gefördert oder auch erst hervorgebracht.
Kennzeichnend ist die Durchsetzung und mas­senhafte Ausdehnung des motorisierten Indi­vidual- und Güterverkehrs mit dem Auto­mobil, mit den entsprechenden Produktionen, Infrastrukturen und Serviceeinrichtungen. Die­ser industrielle und zivilisatorische Auto-Öl-Komplex drängt den bis dahin weltökono­misch prägenden Eisenbahn-Kohle-Stahl-Komplex erheblich zurück, ohne ihn aller­dings gänzlich zu beseitigen. Wenn man den Personennahverkehr in den Metropolen be­trachtet, ergibt sich sogar eine andere Gewich­tung. Die schwerindustrielle Basis der Eisen- und Stahlindustrie ist dagegen auch heute noch unentbehrlich für den Auto-Öl-Komplex.
Das Erdöl gewinnt gegen die Kohle als Hauptenergierohstoff der entwickelten indus­triellen Welt. Das gilt sowohl für die zentrale Energieerzeugung von elektrischem Strom für Beleuchtung, elektrische Geräte und Motoren sowie zur Wärmeerzeugung. Im Transport wird neben dem schon vor 1914 elektrifizierten Personennahverkehr mit S- und U-Bahnen nun auch der Fernverkehr auf der Schiene elektrifiziert und entsprechend die Verwendung von Öl erweitert. Selbst für die Erzeugung industrieller Prozesswärme wird Erdöl eingesetzt, u.a. bei der Eisenerzeugung, wo sie den unersetzbar scheinenden Koks zu­rückdrängt, während ein Teil der Stahlerzeu­gung schon lange mit Strom erfolgte. sie teil­weise sogar die lange Zeit Darüber hinaus er­setzt das Erdöl die Kohle als Rohstoff auch für die chemische Industrie und erobert drama­tisch sich ausdehnenden Kunststoffprodukti­on ein völlig neues Feld seiner Verwendung.
Erdöl ist wahrlich zu einem universellen und dominierenden Energie- und Produktions­rohstoff der industriellen Welt im 2. Teil die­ses Jahrhunderts geworden und wird es im nächsten noch für eine Weile bleiben, wenn auch für einige Verwendungen das Erdgas zu­nehmend an Bedeutung gewinnt.
Dieser Komplex hat auch in der ökonomi­schen Vorherrschaft und dem weltpoliti­schen Einfluss der entsprechenden Konzer­ne seinen Ausdruck gefunden: Ford und Gene­ral Motors als Autoproduzenten, Esso und wei­tere Konzerne aus dem Erbe von Rockefellers Standard-Oil Monopol in den USA, sowie Shell und BP werden zu dominierenden Pro­duktions- und Kapitalzentren. Die individu­ellen Kapitalistenclans spielen ihre beherr­schende Rolle als Großbourgeois allerdings nur noch in wenigen der ganz großen Welt­konzerne als Hauptaktionäre sondern führen ihre Geschäfte als Herrscher über diversifizier­ten Aktiengroßbesitz im Rahmen von Finanz­gruppen, mittels Banken und Stiftungen. Sel­ten sitzen die wirklichen Herren der kapita­listischen Welt noch selber an den ökonomi­schen und politischen Schalthebeln.
Ein weiteres Kennzeichen ist die Technisie­rung der privaten Haushalte in mehrere Richtungen. Die erste ist mit der Automobili­sierung schon angesprochen. Die zweite stel­len die einfachen Maschinen für die Hausar­beit dar: Waschmaschine, Staubsauger, Kühl­schrank. Sie sind alle davon abhängig, daß die Elektromotore inzwischen so klein und leis­tungsfähig geworden sind, daß sie billig genug und handhabbar werden. Dies hat dazu ge­führt, daß Handwerkszeuge elektrisch moto­risiert werden konnten. In einem merkwürdi­gen historischen Entwicklungsgang lässt dies die vorindustrielle handwerkliche Selbstver­sorgung der bäuerlichen Hauswirtschaften als Heimwerken städtischer Haushalte wieder entstehen. Die wichtigere Bedeutung liegt na­türlich in der mobilen Motorisierung der hand­werklichen Geräte in Industrie und Gewerbe, zumal dem zunehmenden Reparaturgewerbe.
Die dritte Richtung stellt die Energieversor­gung dar. Die Elektroenergie kommt aus der Steckdose, das Gas aus Rohrleitungen, teilwei­se auch die Wärme. Die Haushaltswärme wird weiterhin und weitgehend dezentral nicht mehr durch Kohle, sondern durch Öl- oder Gashei­zungen erzeugt, was die Haushalte, zusammen mit der schon früheren Anbindung von Wasser und Abwasser an städtische Leitungssysteme, ziemlich pflegeleicht macht.
Die vierte Richtung ist die Anbindung an all­gemeine entstofflichte Informationssysteme: Telefon, Radio, Fernsehen, inzwischen auch Systeme aus telefonisch vernetzten Computer­verbünden mit Mailboxen und dem Internet.
Die fünfte Richtung besteht im Inhalt von ei­nigen dieser Systeme oder der Massenproduk­te. Dort geht es nicht vorrangig um Informati­on sondern um Unterhaltung: Theater, Ge­sang, Orchester, Lesungen Bilder und Filme können zu Hause genossen werden, entweder abgerufen oder als eigene Konserve, erst auf Schallplatten, dann auf Bändern, inzwischen auf CDs, Festplatten oder Festspeichern. Dazu zählen allerdings auch immer noch das inzwi­schen zur absoluten Massenware gewordene Buch, vor allem das Taschenbuch, die Zeit­schriften und die Zeitungen, technisch als Massendruck schon im späten 19. Jahrhundert ermöglicht.
Eine merkwürdige Erscheinung in den Haus­halten sind die Personal-Computer. Sie wur­den gleich von vorn herein in einer Dimension konzipiert und technisch gefertigt, daß bei ih­rer individuellen Verwendung nicht grundsätz­lich zwischen Geschäft und Privatsphäre un­terschieden werden muss. Standort, die Art und Weise ihres Funktionierens und auch die wichtigsten Arbeitsprogramme lassen private und geschäftliche Nutzung zu - viele zusätz­lich entstandene spezielle Verwendungen und Bauarten natürlich nicht. Zudem ist die Minia­turisierung inzwischen derart fortgeschritten, dass der PC, ähnlich wie das Telefon, das Ra­dio- und das Bandgerät oder der CD-Spieler als Mobilgeräte produziert werden.
In den 60er Jahren gewinnt die Datenverar­beitung mit den Großcomputern eine tech­nisch und ökonomisch neue Dimension. Sie ist zunächst wegen der großen Anschaffungs- und Betreibungskosten auf die Anwendung durch Großorganisationen beschränkt und verstärkt den Trend zur Zentralisierung sowohl in Un­ternehmen, wie in der öffentlichen Verwaltung. Ebenso wird die Technik zur Übertragung großen Datenmengen zwischen Daten-Ma­schinen an verschiedenen Orten über spezielle Leitungen nur für diese großen Anwendungen entwickelt.
Für die Datenverarbeitung ändert sich das grundlegend mit der Entwicklung und Verbrei­tung des Personal-Computers, dem PC. Jetzt bestimmt die Dezentralisierung die Anwen­dung und Verbreitung und verdrängt sogar nach und nach die mittlere und teilweise auch die große Datentechnik.
Der nächste Sprung ergibt sich mit der Ent­wicklung des Internets.  Dieses erlaubt es, über vorhandene Telefonleitungen und zusätzliche Datenleitungen zwischen Knotenpunkten die individuellen PCs miteinander zu verknüpfen, so wie das schon beim Telefon, beim Fern­schreiben und beim Faxen sich als Prinzip durchgesetzt hatte.
Mit dem Internet ergab sich aber noch eine technisch neue und praktisch revolutionäre Veränderung, die das Prinzip der Informati­onsverwahrung in Bibliotheken und der Infor­mationsverbreitung durch Zeitungen miteinan­der verknüpfte. Mit Daten aufgeladene Spei­cher, beliebiger Größenordnung und von klei­nen und großen Betreibern, die Server, konn­ten nun von individuellen Nutzern mittels ihrer PCs und der Datenleitungen adressiert werden und aktuelle Daten in großer Menge und indi­viduell spezifischer Weise abgeholt werden – ähnlich den Nutzern von Zeitungen und Zeit­schriften oder von Artikel- oder Aufsatzin­formationsdiensten.
In der Verbindung von Datenübersetzung in digitale Signale, ihrer elektronischen Verar­beitung, Speicherung und Verbreitung mittels PCs und Internet finden verschiedenste techni­sche wissenschaftliche Entwicklungslinien zu­sammen. Sie sind zum erheblichen Teil zu­nächst von militärischen Bedürfnissen und An­wendungen vorangetrieben worden, ähnlich der Atomtechnik. Die elektronischen Groß­rechner sind zunächst in den USA beim Bau der Atombombe entwickelt worden. Das Kon­struktionsprinzip der programmgesteuerten Verarbeitung von digitalisierten Daten wurde dagegen schon in den 30er Jahren von K. Zuse in Deutschland mit Hilfe von elektrischen Re­lais technisch umgesetzt. Die programm- und leitungstechnische Entwicklung der Prinzipien des Internets geht auf die Bedürfnisse des US-Militärs nach Informationsverbindungen zu­rück, die durch feindliche Atombombenexplo­sionen in den USA nicht grundsätzlich außer Funktion gesetzt werden könnten. Die pro­grammtechnische Erweiterung für die Publi­kumsverwendung im World-Wide-Web geht von Programmentwicklungen von Physikern des CERN in Genf aus, die die internationale Kommunikation der Wissenschaftler dieser in­ternational betriebenen Großforschungsein­richtung erleichtern wollten.

Mit den PCs wird nun eine Entwicklung auch einzeln, individuell und privat verfügbar, die schon seit mehreren Jahrzehnten nach dem Ende des 2. Weltkrieges aus der militärischen Entstehung ihren technischen und ökonomi­schen Siegeszug angetreten hat: Die elektroni­sche Datenverarbeitung. In der Produktion als Steuerung von Prozessen, in der Planung, Leitung und Verwaltung als Übernahme von Routinerechenaufgaben oder als speicherbare Bearbeitung von massenhaften Daten der Technik, der Buchführung und der Verwaltung. Drei entscheidende Entwicklungen sind dafür die Grundlage.
Die Erfindung der Digitalisierung von Infor­mationen im Zusammenhang mit der Ent­wicklung der Informationstheorie im 2.Welt­krieg.
Die darauf aufbauende spätere Entwicklung der Programmsteuerung von elektronischen Rechnern.
Die Erfindung und Entwicklung von Transis­toren als Ablösung der Dioden und Verstärker­röhren und die Entwicklung von integrierten Schaltungen auf dieser Basis.
Die technische und kommerzielle Umsetzung gewinnt zunächst in den Großrechnern Ge­stalt und ihr Einsatz ist entsprechend von den Aufgaben und Kosten her begrenzt. Die Ent­wicklung der Mikroprozessoren am Beginn der siebenten Periode macht dann in wenigen Jahren die Entwicklung der PCs möglich. Sie zeigen inzwischen Rechenleistungen in einer räumlichen Konfiguration und mit einem ökonomischen Aufwand, die früher nicht mal Großrechnern möglich waren.
An der Geschwindigkeit der Leistungsverbes­serungen der PCs, die fast direkt ein Ergebnis der weiteren Miniaturisierung ist, zeigt sich noch einmal dramatisch, welche Grundten­denzen auch weiterhin das industrielle Ge­schehen prägen:
Automatisierung, Miniaturisierung, Leis­tungssteigerung und ökonomische Effekti­vierung.
Dazu werden weiterhin, wie schon seit lan­gem, Mechanisierung, Chemisierung und Elektrifizierung, seit einiger Zeit und noch recht begrenzt, auch Biologisierung der che­mischen Produktion (nach der Chemisierung der biologischen, der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert) verwendet.
Dabei werden die Naturwissenschaften und daraus folgend die Ingenieurswissenschaften immer tiefer in das weltweite Produktions­system hineingezogen und zunehmend wird die Wissenschaft zur unmittelbaren Produk­tivkraft. Und immer noch ist sie, wie auch die anderen produktiven Kräfte, ohne gesell­schaftliche, rationelle und humanitär orien­tierte Kontrolle, von Planung und Leitung anhand solcher Maßstäbe gar nicht zu reden. Marx Bemerkungen dazu in den Grundrissen von 1857 (S. 595 ff) sind so aktuell wie nie zu­vor!
Die Schwerindustrie, technisch inzwischen ebenfalls eine sog. High-Tech-Industrie, hat ökonomisch relativ und was die Beschäfti­gungszahlen betrifft auch absolut dramatisch an Bedeutung verloren. Auch hat sich ihr frü­her prägendes Muster der industriellen Lohnarbeit verloren. Produktivität und Pro­duktionsumfang von Kohle und Stahl sind dagegen noch gestiegen und der Stahl bildet weiterhin die zentrale stoffliche Grundlage als Konstruktionsstoff der Apparate und Maschinen.
Die Bedeutung, der Produktionsumfang und die Spezialisierung des Maschinenbaus sind noch gestiegen. Seine Beschäftigtenzahlen nur wenig zurückgegangen. Auch im Maschinen­bau und in den Maschinen selbst hat seit dem Ende der sechsten Periode, und sich bis heute steigernd, die Mikroelektronisierung Einzug gehalten. Damit werden die Apparate, Maschi­nen und ihre Komplexe immer weiter zu auto­matischen Systemen entwickelt. Deren deut­lichster Ausdruck sind zum einen die riesigen Raffineriekomplexe, nur mit wenigen Men­schen in der Überwachung und Wartung, so­wie zum anderen die Industrieroboter, als frei programmierbare Handhabungsauto­maten mit mehreren Freiheitsgraden, die unmittelbar komplizierte Hand- und Werk­zeugarbeiten und damit lebendige Arbeit er­setzen.
An sich und tatsächlich sind diese Entwick­lungen ein Sieg der menschlichen produkti­ven Kräfte der Vernunft - kapitalistisch an­gewendet aber gleichzeitig eine Niederlage der Humanität durch das überflüssig Werden von Lohnarbeitern - nicht aber der Lohnarbeit.
Die Vergrößerung der Verwaltungsauf- gaben in den Produktionsunternehmen und im Staat wurde schon angesprochen. Bisher geht dies trotz der Computerisierung der Datenverar­beitung noch mit der Steigerung der Be­schäftigtenzahlen einher ??. Aber die Produk­tivität wird auch hier in kurzen Etappen enorm gesteigert. Die notwendige gesellschaftliche Arbeitszeit wird auch in diesem Bereich dra­matisch zurückgehen.
Die Verwaltungsaufgaben im Bereich der rei­nen Kapitaloperationen sowohl in den Pro­duktionsunternehmungen wie auch bei Ban­ken, Versicherungen und sonstigen Kapitalein­richtungen haben sich mit dem Wachstum des Kapitalismus dramatisch gesteigert. Auch sie werden jetzt der Rationalisierung mittels Com­puteranwendung unterworfen. Diese gesell­schaftlich überflüssigen, ja teilweise schädli­chen Funktionen werden aber dadurch nicht verschwinden, sondern nur weniger Lohnar­beit anwenden und damit einen weiteren Teil der sonstigen gesellschaftlichen Wertschöp­fung nicht als Lohn verausgaben sondern als Mehrwert einbehalten.
Ab etwa 1975 hat sich das ökonomische Wachstumsklima im Gesamt der kapitalisti­schen Welt geändert. Die Wachstumsraten nah­men ab und die zyklischen Krisen wurden wie­der tiefer. Die Akkumulation verlor im kapita­listischen Teil der Welt erheblich an Schwung - mit Ausnahme jeweiliger geduldeter oder ge­förderter Nachkömmlinge, von Japan über Südkorea bis Malaysia oder gar Indonesien. Daher verschärfte sich die Konkurrenz der großen Welt-Konzerne und Finanzgruppen der USA und der anderen entwickelten kapitalisti­schen Länder um die Weltmärkte und Anlagesphären wieder.
Das resultierte aber nicht in dem systemati­schen Versuch, die politisch-militärische Do­minanz der USA zugunsten ihrer Konzerne auf direkte Weise gegen die Konkurrenten einzu­setzen, auch nicht nach 1990. Die Reaktion der Finanzgruppen war es vielmehr, das staatliche Regulierungsregime gründlich umzukrempeln, nach einem Pre-Test unter Pinochet in Chile, zunächst in England gleichsam als Test des Ernstfalls mit Frau Thatcher und dann in den USA mit Reagan. Begleitet und politisch abge­sichert wurde dies von einer entsprechenden ideologischen Offensive. Das richtete sich nicht gegen die Konkurrenten, sondern gegen die jeweiligen Arbeiterklassen in den entwi­ckelten kapitalistischen Länder - direkt durch Druck auf die Löhne und auf die gewerk­schaftlichen Organisationen, indirekt durch Abbau der staatlich vermittelten sozialen Re­gulationen der Reproduktion der Arbeiterklas­sen und der staatlichen Regulationen der priva­ten Ökonomie.
UDSSR, Ostblock einerseits, China anderer­seits sind nicht behandelt.







IV. Zur Geschichte des Imperialismus in der kapitalistischen Entwicklung 1. Kolonialismus und alter Imperialis­mus im Übergang zur Industria­lisierung



Parallel zur Geschichte der kapitalistischen In­dustrialisierung verläuft die Geschichte des al­ten und des neuen Imperialismus. Inwieweit die letztere notwendig mit der großen Industrie verbunden war oder sogar ihr Produkt, das war die zentrale Frage der Analyse des Imperialis­mus durch Lenin und seine Zeitgenossen. In modifizierter Form ist dies auch die Frage, die sich heute angesichts der neuen Dimension und neuen Formen der Internationalisierung stellt, inzwischen öffentlich unter dem Schlag­wort globalisierung breit diskutiert.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts haben Por­tugal und Spanien ihre großen Siedlungskolo­nien, Edelmetallquellen und Plantagenländer in Süd- und Mittelamerika und in der Kari­bik (mit der Ausnahme Kubas und den Philip­pinen) zum großen Teil verloren. Die ehemali­gen Kolonien sind selbständig geworden und geraten zunächst unter den Einfluß englischen Handels und Kapitals und dann zunehmend un­ter Einfluß des US-Kapitals. Letzteres gilt schon relativ früh für Mexiko, dessen Nordtei­le sich die USA auf verschiedene Weise einver­leibt haben und so einen Teil der inneren Kolo­nisation der USA bilden und es gilt später für die Karibik, vor allem für Kuba, und ganz Mittelamerika.
Holland und England als die wichtigsten und konkurrierenden Heimatländer des Handels­kapitalismus haben einen großen Teil dieser Handelskolonien behalten und wandeln sie teilweise in formelle Territorialherrschaften um. Sie werden teilweise privat in Form der Plantagenwirtschaft ausgebeutet oder sogar in­direkt über Tribute an den Staat. Letzteres gilt besonders für die vollständige Kolonisierung Indiens durch England. Die weißen Siedler­kolonien in Nordamerika sind zunächst im Kampf mit Frankreich vollständig an England gefallen. Frankreich ist damit als alte Kolo­nialmacht weitgehend ausgeschaltet. Die nordamerikanischen Kolonien erkämpfen sich aber schon mit der Erklärung der Unab­hängigkeit 1776 und ihrer Anerkennung durch England 1783 die Selbständigkeit. Kanada

bleibt weiße Siedlerkolonie, Australien, Neuseeland und das Kapland in Südafrika werden erst noch dazu. Darüber hinaus behält, entwickelt oder gewinnt England militärische Stützpunkte auf dem Seeweg nach Indien, einerseits um Afrika herum und später im Mittelmeer.
Für die erste Phase der Industrialisierung des Baumwollgewerbes mit der maschinellen Garnherstellung ist einerseits die ehemalige Kolonie USA mit der Plantagenproduktion von Baumwolle auf Basis von Sklavenarbeit wichtig. Entsprechend existiert ein florierender Sklavenhandel zwischen den atlantischen Han­delsstützpunkten am westlichen Schwarzafrika und den Südstaaten der USA abgewickelt vom Handelskapital der alten Kolonialstaaten und vor allem aus England (der sogenannte Drei­eckshandel). Andererseits sind vor allem Indi­en und die übrigen Kolonien als Absatzmärkte für Baumwolltuche wichtig.
Weitgehend parallel zur Entwicklung des neu­en Imperialismus seit 18875/80 machen sich die noch bestehenden weißen Siedlerkolonien Englands zunehmend politisch unabhängig und gewinnen den Status von Dominions oder werden selbständig. Sie bleiben aber weitge­hend im ökonomischen Verbund mit dem Mut­terland.
Erst mit dem Verlauf der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre Versucht England nach dem Ausstieg aus dem Goldstandard einen ei­genen weltweiten Währungsblock, die Ster­ling-Zone zu organisieren.
Indien, zunächst ein Ort von Handelsstütz­punkten und umgebenden Territorien von Por­tugal, später von Holland, wird in ökono­misch-militärischer Konkurrenz zwischen fran­zösischem und englischem Handelskapital, noch vor dem Beginn des industriellen Baum­wollbooms in England, weitgehend von der englischen East-India-Company kontrolliert. Mitte des 19. Jahrhunderts wird es von Eng­land nach einem Aufstand der Armee der Companie aus indischen Soldaten militärisch und formell in eine Kolonie verwandelt. Die Beherrschung und Ausbeutung wird, teilweise unter Belassung einheimischer Fürsten, als Territorialherrschaft organisiert und bleibt dies, auch über die Periode des klassischen Im­perialismus hinweg, bis zur Entlassung als Kolonie 1947 nach dem Ende des 2. Weltkrie­ges.
Die sich ändernden Verhältnisse zwischen Indi­en und England spiegeln die Wandlungen in Inhalt und Form der kolonialen, allgemein der imperialen Verhältnisse zwischen einem sich handels- und manufakturkapitalistisch entwi­ckelnden und später sich industrialisierenden Land und seinen unterworfenen und abhängi­gen auswärtigen Territorien und zeigen gerade wegen der Kontinuität die Antriebe und Bedin­gungen der Veränderungen.
Eine neue Welle der Gewinnung kolonialer Einflußzonen und Territorien beginnt durch England mit den Opiumkriegen gegen China schon vor der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie fällt etwa mit der 2. Mechanisierungsphase der Textilindustrie und dem Beginn des Eisen­bahnbooms zusammen, ohne dass es da eine ursächliche Verbindung gibt. Daran beteiligen sich relativ schnell die meisten industriell-ka­pitalistischen Länder mit erpressten Handels-, Zoll- und Eisenbahnkonzessionen sowie ent­sprechenden Gründungen von Kolonialbanken vor Ort.
Aus diesen parallelen Anstrengungen der Ko­lonialmächte zur Eroberung Chinas geht noch vor dem 1. Weltkrieg letztlich Japan als domi­nierendes Imperium in Ostasien hervor.
Im Gefolge dieser vielfältigen Unterwerfungs-vorstöße unternimmt Frankreich in Hinterin­dien energische Kolonialisierungsanstrengun­gen und annektiert schließlich ganz Vietnam. Dabei geht es, neben den obligaten Eisen­bahnkonzessionen, auch um eine neue Planta­genwirtschaft.
Fast gleichzeitig ab 1830 wandern weiße Sied­ler, nicht nur Franzosen in Algerien, eigenen sich auf vielfältigen Wegen Teile des Agrarlan­des und entwickeln einen agrarischen Siedler-Kolonialismus noch ohne staatliche Übernah­me durch den französischen Staat. Ab der Mit­te des Jahrhunderts holt dieser das in mehreren Schritten nach. Dabei behält und stützt er prak­tisch die ökonomische Rolle der agrarischen Siedlerkolonie und deren gesellschaftliche Vor­rechte, gliedert aber Nordalgerien als Provin­zen in das französische Mutterland ein, ohne die rechtliche Gleichstellung der neuen französischen Staatsbürger wirklich umzusetzen.
Später, als Kompensation für die Übernahme des durch französisches Kapital unter französi­scher Leitung gebauten Suezkanals und der faktischen Herrschaft in Ägypten durch die Engländer, übernimmt Frankreich Tunesien formell als Kolonie, überträgt viele staatliche Formen des französischen Staates und eröffnet dem französischen Kapital eine neues Feld.
Der Versuch, Ähnliches mit Marokko zu veran­stalten, scheitert u. a. an den kon- kurrieren­den, aber ebenfalls vergeblichen Versuchen Deutschlands.
Der eigentliche große Verlierer der Konkurrenz um koloniale Ausdehnung bis weit in den klas­sischen Imperialismus hinein ist Frankreich, zunächst in Nordamerika, dann in Indien und später im Nahen Osten. England ist der jeweili­ge Gewinner. Aber Frankreich versucht sich mit den oben genannten Kolonisierungen schadlos zu halten.

2. Weltpolitik: Neuer Imperialismus
In der zweiten Industrialisierungsperiode ab 1835-40 wuchsen zunächst bei den Eisenbahn­linien die Betriebsgrößen und daher das Kapi­talminimum. Gegen Ende dieser Periode ge­schieht dies auch in anderen Zweigen, vor al­lem den Grundstoffindustrien. Wie schon zu Beginn bei der Eisenbahn werden auch viele andere produzierende Kapitale in Aktiengesell­schaften verwandelt.
Nach 20 Jahren starken Wachstums setzt mit der Krise nach 1873 eine Phase verminderter Zuwachsraten bis 1895 ein. Sie ist mit drasti­schem Preis- und Profitverfall verbunden. In die Wirtschaftsgeschichte ist sie als Große De­pression eingegangen ist. Die zunehmenden Größen und die neuen Verwertungsprobleme drängen die großen Kapitale zur Bändigung der Konkurrenz durch Kartelle und Monopoli­sierung.
Außer England reagieren die meisten der kapi­talistischen Staaten auf die neue Situation pro­tektionistisch mit neuen Schutzzöllen und eini­ge mit dem Versuch, Absatzmärkte, und Roh­stoffzugänge und damit manchmal auch neue Investitionsfelder durch nachholenden Imperialismus zu gewinnen.
Erst mit diesen neuen Gegebenheiten eröffnet sich das Zeitalter des klassischen Imperialis­mus, das Lenin dann im 1.Weltkrieg unter­sucht hat.
Neben den schon bestehenden Kolonien der al­ten und neuen Kolonialmächte setzte ein syste­matischer Wettlauf um die koloniale Aufteilung von Afrika ein. Konzentrierten Ausdruck fand dieser Wettlauf mit der sogenannten Kongo­konferenz 1885 in Berlin, ausgerichtet vom deutschen Reichskanzler Bismarck. Dort wur­den zwischen den europäischen Groß- und Hauptkolonialmächten Regelungen und den USA über die Aufteilung Afrikas getroffen. Ei­nerseits wurden Prinzipien des Erwerbs und der Anerkennung von Kolonien beschlossen und andererseits schon einige Aufteilungen verabredet. So wurde u.a. die private koloniale Erwerbung König Leopolds von Belgien, das Kongobecken, als staatliche Kolonie aner­kannt. Bisher hatten in Afrika südlich der Sa­hara vor allem alte Handelsstützpunkte oder neuere Siedlerkolonien die Szene bestimmt. Die vom Deutschen Reich bis dahin besetzten oder beanspruchten kolonialen Erwerbungen in Afrika wurden, wie diejenigen anderer Staaten auch zur Kenntnis genommen und damit prak­tisch von den anderen Großmächten Sanktio­niert.
Die getroffenen Verabredungen wurden in der sog. Kongoakte von 1885 festgelegt. Die USA beteiligten sich nicht an den Aufteilungsplänen und beanspruchten keine Einflußzonen oder Kolonien.
Das alte Kaiserreich China, noch vollständig landwirtschaftlich und feudal geprägt, ohne ernsthafte Ansätze von Kapitalisierung und In­dustrialisierung, geriet seit der frühen Mitte des Jahrhunderts mit den von England ge­führten Opium-Kriegen ebenfalls in den Strudel einer imperialistischen Aufteilung in Einflußzonen zur Öffnung für das Kapital ihrer Hauptmächte. Die Opiumkriege wurden von England gegen China geführt, um die Öffnung des Binnenmarktes für Opium, das von engli­schen Kompanien aus Indien eingeführt wer­den sollte, der chinesischen Kontrolle, Be­schränkung und Verzollung zu entziehen.
Nachdem die USA-Navy 1854 das ebenso rückständig strukturierte Japan mit einer Ka­nonenbootaktion dem westlichen Handelskapi­tal zugänglich gemacht hatte, inszenierte ein Teil der herrschenden Klasse 1868 mittels der Restaurierung der Kaiserherrschaft gegen die seit Jahrhunderten faktische Machtausübung des Schogun eine radikale bürgerliche Revo­lutionierung von oben gegen den Adel und sei­ne Kriegerkaste.
Nach ersten Erfolgen der kapitalistischen In­dustrialisierung in der Textilindustrie und beim Eisenbahnbau, beteiligte sich auch Japan am imperialistischen Wettlauf, übernahm Korea und Formosa, und sicherte sich erste Einfluß­sphären besonders in der Mandschurei in Nordchina. Dieser Wettlauf spitzte sich zur militärischen Konfrontation zwischen Ruß­land und Japan zu, aus dem Japan 1905 sieg­reich hervorging. Letztlich war Japan die ent­schiedenste und erfolgreichste Macht, u. a. in­dem es die Mandschurei mit Hilfe der Kohle­produktion zum Schwerindustriestandort mit ausgedehntem Eisenbahnbau entwickelte. Es konnte seine Beteiligung am I Weltkrieg auf der Seite der Westalliierten zu weiterer Expan­sion nutzen, ohne von den alten imperialisti­schen Mächten oder den USA daran gehindert zu werden. Nach dem Weltkrieg übernahm Ja­pan einen Teil der deutschen Kolonien. Später wurden die alten europäischen Kolonialmächte von Japan kurzerhand beiseite gedrängt.
Hier, wie auch in Südamerika und Afrika konn­te die Konkurrenz der atlantischen Großmäch­te immer wieder in Kompromissen geregelt werden.
Vor allem nach der bürgerlichen Revolution 1911 in China und dem Ende des 1. Welt­krieges verschärften sich die Interessengegen­sätze und Konfrontationen zwischen den USA und Japan. Dieses setzte seine Expansion bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein fort. Die USA wollten dies mit Hilfe von zu­nehmenden Embargos, letztlich der Verhinde­rung der Ölzufuhr unterbinden. Die Reaktion Japans mit dem Angriff auf die Pazifikflotte der USA in Pearl Harbor auf Hawaii vom 7. Dezember 1941 bildete dann den Anlaß für den Eintritt der USA in den II Weltkrieg.
Der pazifische Feldzug der USA gegen Ja­pans Imperium und Japan selbst machte des­sen imperialistischer Expansion mit dem Ein­satz der beiden Atombomben auf Hiroshima 6. und 9. August 1945 auf Nagasaki sowie der folgenden Besetzung dann ein wahrlich radi­kales Ende.
Bemerkenswert ist, daß die alten britischen Erwerbungen und seine Dominions von kei­nem weltökonomischen Konkurrenten in Frage gestellt wurden, nicht einmal Kanada von den USA, obwohl sich dieses geographisch, ökono­misch und sprachlich ja angeboten hätte. Auch bei der Ausdehnung der Kap-Provinz in Süd­afrika durch einen brutalen und terroristischen Krieg Englands gegen die alten Siedlerkoloni­en von Holländern griff keiner der größeren Konkurrenten ein.
Ebenso bemerkenswert ist, daß die militärisch schwachen und ökonomisch abhängigen aber formell selbstständigen Staaten Südamerikas nicht in die Kampagne zur Neuaufteilung der Welt einbezogen wurden. Die bestehenden, vor­rangig britischen, Investitionen und Han­delsverbindungen wurden nicht bedroht, viel­mehr praktisch durch ökonomisches Überge­wicht der US-Konzerne verdrängt. Aber auch England versuchte keine engere Anbindung dieser formell unabhängigen Staaten gegen die jetzt erklärte Reservierungspolitik der USA, die unter dem Banner der anti-kolonialen Pro­klamation von Präsident Monroe im Jahr 1823, der sog. Monroedoktrin für beide Amerikas von den USA vertreten wurde.
Schon hier zeigte sich,
daß die Kämpfe der alten europäischen Kolo­nialmächte, der beiden starken Neubewerber Japan, Deutschland und auch Italiens, die in der Aufteilung der Welt vor dem 1. Weltkrieg zu kulminieren schien, nur eine Übergangs­erscheinung zur späteren Dominanz der USA war.
Dies
zeigte sich dann schon nachdrücklich mit dem Ende des 1. Weltkrieges.
Zunächst trat dies nicht so klar zu Tage, da auch die USA mit Kuba und den Philippinen imperialistische Fingerübungen machten. Au­ßerdem wurde die faktische private ökonomi­sche Angliederung von Hawaii durch eine staatliche Übernahme vollendet. Generell und vor allem später unterschied sich der Modus der Dominanz der USA von dem der anderen - nicht militärisch-politische Unterwerfung, sondern ökonomisches Übergewicht mit Hilfe des Prinzips der "Open Door". Allerdings wurde vor allem in Mittelamerika und der Karibik in Konfliktfällen ohne zögern der "Big-Stick" der Intervention oder bei grundsätzlichen Fällen auch die Beteiligung an großen Kriegen gewählt – wie in den beiden Weltkriegen.
Nach 1895 setzt in der kapitalistischen Welt eine zweite Etappe industrieller Expansion mit starkem Wachstum ein. In Europa dauert sie bis zum ersten Weltkrieg und in den USA so­gar bis zur Weltwirtschaftskrise 1929, unter­brochen von den üblichen Krisen!
Die USA expandieren weiter im Inneren, nachdem sie sich im 19. Jahrhundert mit Te­xas, Neumexiko und Kalifornien große Teile Nordmexikos einverleibt hatten. Um 1913 sind sie mit ihrer Industrieproduktion welt­weit die größte Industriemacht, weit vor der nächsten.
Auch in den USA entwickeln sich Monopoli­sierung, Kartellierung und Finanzkapital. Hier, wie auch sonst im entwickelten Kapitalis­mus, bildet sich als Spitze der Bourgeoisie eine Finanzoligarchie heraus.
Auf dem industriellen Export-Weltmarkt spie­len die USA jedoch nur eine geringe Rolle, an­ders als bei landwirtschaftlichen Gütern. Dage­gen war ihr Import von Industriegütern, von Transport- und Kapital-Diensten und von Ka­pital selber für die europäischen Industrielän­der, vor allem für England und später für Deutschland sehr bedeutsam.
Weltwährungsverhältnisse
Der von England mit Gesetz von 1816 einge­führte Goldstandard bestand zum einen in Goldmünzen einer nationalen Währung und zum anderen in nationalen Banknoten, die bei den ausgebenden Banken in Gold umgetauscht werden konnten. Dafür mußten diese Banken, zunehmend die meist staatlichen Zentralban­ken, einen bestimmten Anteil des Wertes der umlaufenden Noten als Goldvorrat für den evt. Umtausch vorrätig halten.
Bis 1880 hatte sich der Goldstandard für die nationalen Währungen fast in der gesamten Welt durchgesetzt. Damit hatten das englische Pfund Sterling und alle Währungen mit Gold­standard einen direkten Bezug zum internatio­nalen Goldpreis. 1871 wurde die deutsche Währung, die Mark ebenfalls fest an den Gold­preis gebunden. Die Zahlungsbilanzsalden zwischen den Staaten konnten in Goldmengen ausgedrückt, und evt. auch durch deren Trans­fer ausgeglichen werden. Noch Ende des 19. Jahrhunderts führten auch die USA den Gold­standard ein.
Dieses Währungsystem hielt bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges. Für die Kriegsfinanzierung wurde die Einlösepflicht der nationalen Bank­noten in vielen der Kriegführenden Länder ein­geschränkt oder ganz aufgehoben.
Nachdem England 1846 die Kornzölle einsei­tig aufgehoben und 1849 die Einfuhrbeschrän­kungen der Navigations-Acts mit diesen zu­sammen aufhoben hatte, schloß England zuerst mit Frankreich und dann mit anderen Staaten ein Netz von Handelsverträgen auf Gegensei­tigkeit. Diese Verträge enthielten zunehmend einen automatischen Verbreitungsmechanis­mus, die sog. „Meistbegünstigung“.
Aus der Verbreitung des Goldstandards und dem Netz an Handelsverträgen ergab sich eine enorme Ausweitung des internationalen Han­dels, in dem London, mit dem Pfund als Finan­zierungs-, sowie als Handels-, Versicherungs- und Transportdrehscheibe diente.
Die USA und Rußland beteiligten sich erst ab Ende des 19. Jahrhunderts am Goldstandard, aber nicht am Freihandel, indem sie z.T. er­hebliche Einfuhrzölle auf Industriewaren erho­ben.
Die allgemeine Entwicklung wurde ab der Kri­se von 1873 in Europa durch die Wiederein­führung von Einfuhrzöllen von vielen Ländern, die durch die Krise betroffen waren, wiederum gebremst, obgleich gerade Deutschland mit der massiven Industrialisierung einen zunehmen­den Bedarf an freien Exportmärkten hatte. Die­ser Widerspruch sollte später erhebliche Aus­wirkungen auf seine Außenwirtschaftspolitik, auf seine Diplomatie und die Geopolitik des Deutschen Reiches haben.
3. Die Auseinandersetzungen in und um Europa und Vorderasien
Ähnlich wie China stand das immer schwä­cher werdende feudale und nicht industriali­sierte osmanische Großreich vor einer tiefen Krise. Seine geostrategische Lage und seine Positionen waren zwischen den europäischen Großmächten schon seit langem Gegenstand von gegensätzlichen militärischen Ambitionen und ökonomischen Interessen (die Frage der Meerenge des Bosporus und der künftigen Lage in Ostanatolien, Palästina, Syrien und Mesopotamien). Die Lage in Ägypten (Suez­kanal und Baumwolle) wurde von England unter Ausbootung von Frankreich mit Hilfe des dortigen osmanischen Statthalters zu sei­nen Gunsten geklärt.
Das schwach und historisch obsolet geworde­ne alte Imperium Österreich-Ungarn ver­suchte zur inneren Stabilisierung eine letzte Expansion auf dem Balkan. Bosnien und Ser­bien waren für sich genommen keinen großen Krieg wert, wie auch die meisten neuen Kolo­nialerwerbungen der anderen Mächte nicht.
Aber der Balkan gehörte unter den damaligen Bedingungen geopolitisch und militärstrate­gisch in den Auflösungsprozess des osmani­schen Reiches und fokussierte daher die dort bestehenden Interessengegensätze der großen Mächte England, Frankreich, Rußland, Deutschland und Italien an und in Europa.
Rußland hatte, ähnlich wie die USA in Nord­amerika, aber auf anderer politisch-ökonomi­scher Grundlage, eine kontinentale Expansi­onspolitik nach Sibirien und das vordere süd­östliche Asien ohne ernsthaften Konkurrenz betrieben. Es konnte allerdings, ebenso wie Österreich-Ungarn oder das osmanische Reich der imperialistischen Konkurrenz auf­grund der mangelnden kapitalistischen In­dustrie auf Dauer nicht standhalten. Das zeig­te sich folgenreich bei der militärischen Nie­derlage in der Seeschlacht bei Tsushima gegen den Neubewerber Japan 1905. Außerdem be­fand es sich in einer inneren Lage, die auf eine tiefgreifende anti-feudale und kapitalistische Umwälzung drängte, wie die anschließende Revolution zu Tage treten ließ.
Rußland konnte seine auslandsfinanzierte In­dustrialisierung und Eisenbahnerschließung (vor allem durch französisches Kapital) ohne eine bürgerliche Revolution nicht richtig ver­tiefen und auch den Kapitalismus auf dem Lande nicht durchsetzen. Zur bürgerlichen Revolution von oben, wie in Deutschland oder Japan, war die herrschende Klasse nicht bereit oder fähig, zur bürgerlichen Revolution von unten war das Bürgertum zu schwach.
4. Die Rolle Deutschlands
Vor allem die politische Führung und Teile des Finanzkapitals in Deutschland sahen sich um 1900 bei der Aufteilung der Welt zu spät ge­kommen und forderten unter der Parole von ei­nem "Platz an der Sonne" (Kaiser Wilhelm II) mit einer illusionären "Weltpolitik" und einer tatsächlichen Aufrüstung eine "gleich-berech­tigte" Beteiligung an der Aufteilung und Aus­beutung der Welt der Kolonien.
Der Kapitalexport aus Deutschland rangierte sehr weit hinter England und war noch deutlich kleiner als der Frankreichs. Allerdings ver­zeichnete er eine dramatische Steigerung im Jahrzehnt vor dem 1. Weltkrieg. Er konzen­trierte sich allerdings auf die europäischen Länder, besonders auf Österreich-Ungarn. Da­gegen blieben die Kapitalexporte in die Kolo­nien bis 1913 völlig unerheblich.
Auch die Exporte von Industriegütern in die westeuropäischen Länder und die USA wa­ren höher als in andere Gegenden. Der Waren-Export in die USA wurde vor allem durch de­ren hohe Zölle gebremst, aber nicht unterbun­den. So war z.B. England mit seinem Freihan­del weiterhin einer der Hauptabnehmer von In­dustriegütern aus Deutschland. Für Kapitalin­vestitionen, damals vor allem Anleihen und Kredite, gab es unter dem Goldstandard so­wieso keine Hindernisse.
Die praktischen Richtungen der kolonialen Erwerbungen Deutschlands in Afrika und im Pazifik hatten also wenig mit den gegebe­nen Handels- und Anlageinteressen zu tun – oder mit deren mangelnder Durchsetzung.
England versuchte noch Ende des 19. Jahr­hunderts mit seiner neuen Flottendoktrin des "doppelten Standards", d. h. stärker als die beiden nächstkleineren zusammen, seine Do­minanz bei den Kriegsflotten auf den Welt­meeren und damit auch beim Welthandel über See zu sichern.
Deutschland versuchte dagegen mit einer ei­genen militärischen Hochseeflotte ein Wettrüs­ten gegen England zu veranstalten und es so unter Druck zu setzen. Nach gescheiterten Ver­handlungen mit Deutschland 1901 zur Begren­zung der Flottenrüstungen, schloß England 1902 mit Japan einen Flottenvertrag. Japan nutzte diese Rückenstärkung um seine Kolo­nialisierungsbemühungen in der Mandschurei zu verstärken. Daraus entstand der russisch-ja­panische Krieg von 1904, der mit der See­schlacht von Tsushima von 1905 für Japan siegreich endete. Eine Folge dieser Niederlage Russlands war die Revolution von 1905 in Russland.
Um eine Wendung des Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland gegen England ab­zuwenden, einigte sich England 1904 mit Frankreich in einem Vertrag, über Ägypten, der „Entente Cordial“: Ägypten sollte, unbe­stritten von Frankreich zur Einflußzone von England kommen und Frankreich dafür freie Hand für Marokko erhalten. Danach einigte sich England mit Rußland über Afghanistan und Persien und Rußland schloß mit England und Frankreich die Triple Entente, als Er­weiterung der Entente Cordial. Daraus ent­stand dann das Bündnis, dass im I Weltkrieg gegen Deutschland und die anderen Mittel­mächte kämpfte.
Auf dem europäischen Kontinent entwickelte sich zwischen Rußland und Frankreich auf der einen Seite und Deutschland auf der ande­ren sich ein Wettrüsten bei den Landheeren. Deutschland führte außerdem sein Wettrüsten bei der Militärmarine gegen England fort.
Deutschland suchte ein Bündnis mit dem Kai­serreich Österreich-Ungarn und mit Italien und versuchte das Osmanische Reich auf sei­ne Seite zu ziehen.
Diese dipomatischen und militärischen Koali­tionen bildeten dann den Kern der beiden La­ger im I Weltkrieg.
Angestoßen von den Ambitionen Öster­reich-Ungarns zur Unterwerfung Serbiens, bildeten diese Koalitionen auch die tatsächlichen Fronten im 1.Weltkrieg, nachdem Italien klugerweise noch rechtzeitig die Fronten gewechselt hatte.
Mit dem oben skizzierten Wettlauf der alten und neuen Großmächte um die Aufteilung Afrikas („sramble for Africa“) – woran sich aber weder die USA, noch Österreich-Un­garn, Rußland oder Japan beteiligten, der Aushöhlung Chinas und der Nachfolgerege­lungen zum osmanischen Reich, ging eine neue Welle des Chauvinismus und Rassismus durch die öffentliche Meinung der beteiligten kapitalistischen Länder.
Es waren also wohl nicht die konkreten, be­nennbaren, konkurrierenden ökonomischen Interessen, die die Lage auf dem Balkan zu­spitzten, sondern die unabsehbaren Folgen ei­ner grundlegenden Veränderung der geostrate­gischen Lage in der Konkurrenz der europäi­schen Großmächte bei der Auflösung des os­manischen Reiches und die Versuche der im Inneren morschen Imperien Österreich-Un­garn und Rußland sich mittels einer Vor­wärtsstrategie zu retten, die die serbische Frage zum Auslöser des 1. Weltkrieges mach­te.
5. Die weitere Entwicklung im und nach dem 1. Weltkrieg
Während des ersten Weltkrieges wurde der Goldstandard von fast allen Ländern aufgege­ben. Notgedrungen versuchten die Mittel­mächte ihre Rüstungsindustrie auf Selbstver­sorgung umzustellen. Durch beide Vorgänge reduzierte sich der Welthandel dramatisch, vor allem zwischen den Lagern der Kriegs­gegner, deren Austausch vorher dessen Expan­sion getragen hatte.
Bei den kriegsbeteiligten Mächten entwickel­ten sich neue, staatlich organisierte Instanzen zur Koordinierung der weiterhin privaten Rüs­tungsproduktion. Für die Zeit des Krieges bil­deten sich erstmals Strukturen einer engen Ko­operation zwischen den modernen Zentral­staaten und der privaten Großindustrie her­aus, die von Lenin als staatsmonopolistischer Kapitalismus gekennzeichnet wurde.
Deutschland fand sich durch den merkwürdi­gen Verlauf des Krieges in der Situation, ein großes Territorium im Osten, die Ukraine und weite Teile Rußlands erobert und besetzt zu haben, was seinen eigentlichen Kriegszielen im Westen nicht entsprach. Hier deutet sich faktisch die im nächsten Krieg dann auch geplante Expansionsrichtung an.
Die bürgerliche Revolutionsregierung von Rußland im Frühjahr 1917 konnte sich poli­tisch nicht halten, weil sie erfolglos den Ab­wehrkrieg gegen das Heer des immer noch kai­serlichen Deutschlands an der Seite der Westalliierten fortsetzte und das Heer dabei enorme Verluste an Soldaten und der Staaten an Gebieten erlitt.
Die bürgerlich-demokratische Revolution wächst in eine anti-feudale und antiimperia­listische Revolution hinüber und bringt die Übernahme der Regierungsgewalt der linken Kräfte und letztlich die Machtübernahme der Arbeiter- und Soldatenräte mit ihrer Mehr­heit, den Bolschewiki.
Die Exekutive des Rates erklärte den Austritt aus dem Krieg und postwendend werden Ruß­land und die Räteherrschaft von den Westalli­ierten mit einer Militärintervention an ver­schiedenen Seiten des Landes bedroht. Die an­dere Entscheidung der Revolutionsregierung, die Auflösung des feudalen adeligen Grund­besitzes, hat prompt den Bürgerkrieg der Re­aktion gegen die Bauern und gegen die Revo­lutionsregierung zur Folge.
Die Intervention der westlichen Siegermächte des I Weltkrieges kann abgewehrt werden und wird abgebrochen. Der Bürgerkrieg dauert länger, bis 1922, und bringt furchtbare Zerstö­rungen mit sich.
Die Revolutionsregierung stellt den nichtrus­sischen Teilen des ehemaligen Zarenreichs frei, sich als eigenständige souveräne Staaten mit eigener politischer und eigener Wirt­schaftsordnung zu organisieren. Die Balti­schen Länder, Polen und Finnland wählen diesen Weg und richten bürgerliche Ordnungen ein. Die Ukraine bleibt nach heftigsten inne­ren Kämpfen Teil der neuen Sowjetunion, ebenso wie die südlichen Mittelasiatischen Regionen.


Die Entwicklung des Nachkriegsimperialis­mus
Es gelingt also den alten Kolonialmächten und der neuen japanischen nicht, das alte Za­renreich aufzuteilen und die neue Sowjetuni­on von ihren sibirischen und asiatischen Teilen zu trennen. Auch wenn Japan sich im Osten wieder aus der Mandschurei zurückziehen muß, kann es seine sonstige Kolonialexpansi­on verstärkt fortsetzen, ohne daran gehindert zu werden.
Das Großreich Österreich-Ungarn zerfällt in viele schwache Nationalstaaten ohne starkes Bürgertum und meist ohne industrielle Basis - Ausnahme ist und bleibt für einige Zeit Tsche­chien. Entsprechend völkisch-reaktionär sind die politischen Auseinandersetzungen, die sich daraus ergeben. Deutschland, als der „histo­risch vorgesehene“ ökonomische Erbe des Zu­sammenbruches des feudalen Großreichs, geht aufgrund seiner Niederlage zunächst leer aus.
Das osmanische Reich zerfällt, wie vorauszu­sehen. durch die Absprengung der balkani­schen und arabischen Provinzen vom türki­schen Rest des Osmanischen Reiches in Ana­tolien. Libyen als Rest des Reiches in Nord­afrika, war schon vor dem I Weltkrieg von Italien militärisch erobert worden.
Aus ihm bildet sich eine bürgerlich-nationalis­tische und säkulare Militärdiktatur unter Ata­türk in der anatolischen Resttürkei und um Istanbul, ebenfalls ohne entsprechende Klas­sen- und Industriebasis. Das schlimme Erbe dieser Modernisierungsdiktatur der Militär­kaste müssen die Völker der heutigen Türkei immer noch ertragen.
Die arabischen Provinzen des osmanischen Reiches werden von den imperialistischen bürgerlichen Staaten England und Frank­reich als Mandate des Völkerbundes in reak­tionäre scheinkonstitutionelle Königreiche verwandelt, entgegen den Versprechungen im I Weltkrieg und den internen Versuchen einer bürgerlichen gesamtarabischen Entwicklung.
Die Alten Kolonialmächte Frankreich, Eng­land, Holland, Portugal und Belgien konnten ihre Kolonien behalten und teilweise sogar ausbauen, aber ihre ökonomische Rolle ver­minderte sich angesichts der ökonomischen Verhältnisse nach dem Weltkrieg erheblich, und nur die Rohstoffextraktion, besonders von Erdöl und Kupfer bekam neues Gewicht.
Diese und die anderen Kolonien konnten aller­dings nur er- und gehalten werden, da die USA keinen Versuch machten, dies zu verhindern. Besonders die Nicht-Übernahme der Kolonien der kleinen und teilweise auch ökonomisch sehr schwachen Länder Holland, Belgien und Portugal durch die großen Kolonialmächte machen deutlich:
die ökonomische Konstellation der imperia­listischen (d.h. staatlich organisierten) Kon­kurrenz um Kolonien und abgegrenzte Ein­flußgebiete hatte sich ihrem Ende genähert!
Die neue Bedeutung des Erdöls und seiner Fördergebiete
Für die weitere politische und ökonomische Entwicklung bekam mit der Verbreitung des Verbrennungsmotors, angetrieben durch die Um- und Aufrüstung der englischen Kriegs­flotte (Umstieg von Kohle- auf Ölfeuerung) und den 1. Weltkrieg, das Erdöl als industriel­ler und militärischer Brenn- und Rohstoff völlig neue Bedeutung!
Damit bekamen die neuen Protektorate und die schon längere Rivalität um Einfluß im Iran und in der Türkei eine neue Bedeutung. (Die beiden alten europäischen Ölmonopole der No­bels und der Rothschilds waren vor oder im ersten Weltkrieg, spätestens mit der 2. Revolu­tion in Rußland untergegangen oder bedeu­tungslos geworden.)
Die USA erschienen auch in diesem Feld noch nicht als militärisch aktive Konkurrenten. Ihre Kapitale verfügten anscheinend über eine aus­reichende Produktion im Inland. Die dominie­rende Stellung von Rockefeller mit den Nach­folgegesellschaften der Standard-Oil im Ver­trieb im Inland und auf den verschiedenen Märkten der Welt war vorerst nicht bedroht.
Es entwickelten sich zwei europäische Groß­konzerne, die von Holland und England geför­dert und von letzterem protegiert wurden, Royal-Dutch-Shell und British-Petrol (vor­mals Anglo-Iranian-Oil). Beide hatten Ölquel­len in alten oder neuen abhängigen Gebieten. Aufgrund des Ausgangs des 1. Weltkrieges wa­ren Frankreich und England allerdings derart in ihrem Gewicht geschrumpft und finanziell von den USA abhängig, daß sie den Forderungen der USA nach Teilhabe der US-Konzerne an den Erdölkonzessionen in den Mandatsgebieten keinen ernsthaften Widerstand entgegensetzen konnten, obgleich die USA kein Mitglied des Völkerbundes waren.
Auf diese Weise hat sich, beginnend in den 30er Jahren und unangefochten seit 1945 aus den verschiedenen westlichen Konzernen ein Weltkonsortium für Öl (die Majors, oder die 7 Schwestern) entwickelt, das in wechselnden Zusammensetzungen und Proportionen an fast allen Ölfunden und Ölquellen außerhalb der SU/Rußlands und heute Chinas, beteiligt war.
1960der wird die OPEC als Kartell der Erdöl fördernden Staaten von Venezuela und den meisten Nah-Ost Ölstaaten gegründet. .
Erst ein bis zwei Jahrzehnte später beginnt die die Welle von Verstaatlichungen der Öllager­stätten und Ölförderungen im Nahen Osten, Nord-Afrika und auch in Venezuela.
Im alten Großreich China hatte es 1911, noch vor Beginn des I Weltkrieges, eine bürgerli­che Revolution gegeben. Aber ebenso wie in den anderen alten Großreichen gab es dafür keine zureichende Klassen- und Industriebasis. So konnte das bürgerliche Kuomintang-Re­gime sich nicht gegen die japanische Erobe­rungspolitik wehren und das Auseinanderbre­chen in rivalisierende regionale Regime von Warlords nicht verhindern. Eine ähnliche Ent­wicklung wie in der Türkei unter dem Militär Atatürk, gelang dem Regime unter Tchiang-Kai-Tchek nicht, trotz massiver Unterstützung durch die USA.
In den Jahren nach 1911 und in den 20ern ent­wickelten sich in einigen großen Hafenstädten eine Textilindustrie und damit auch die Bour­geoisie und ein Fabrikproletariat. 1921 wurde in Schanghai die Kommunistische Partei als Verbindung von sehr kleinen weit verstreuten Zirkeln gegründet, darunter war als Delegierter auch MaoZedong. U.a. aufgrund der Empfeh­lung und des Einflusses der Komintern, die bei der Gründung vertreten war, reihten sich ein Teil der noch wenigen Kommunisten in die nationale bürgerliche Bewegung und Partei der Kuomintang ein.
Die kapitalistische Industrialisierung und damit auch die Klassenkämpfe nahmen zu. Der rechte, dezidiert bürgerliche Flügel der Kuo­mintang wendete sich unter dem Nachfolger von Sun Yat Sen, dem Führer der bürgerlichen Revolution, Tchiang Kai Shek gegen die in­zwischen gewachsene kommunistischen Partei mit erheblichem Einfluß in einer ebenfalls punktuell stark gewachsenen Arbeiterklasse. Im Verlauf der Auseinandersetzungen stellte die Niederschlagung eines Streiks in Shanghai und des folgenden Aufstandes im Jahr 1927 durch die Kuomintang Regierung den Beginn des jahrzehntelangen Bürgerkrieges in China dar.
Ein wesentlicher Zug war die gewaltsame Be­kämpfung der Kommunistischen Partei, ihrer Funktionäre und Mitglieder und damit die offe­ne Feindschaft zwischen dem rechten Flügel der Kuomintang und der Kommunistischen Partei. Dies führte zum Ausweichen der Kom­munisten in die ländlichen Gebiete im Inland und einer notwendigen Orientierung auf die Bauernschaft. Diese hatte unter massiv ausbeu­terischen Pachtverhältnissen zu den Groß­grundbesitzern zu leiden. Die Strategie der Kommunistischen Partei unter Mao Zedong ei­ner anti-feudalen Revolution der Bauern, und die Frontstellung sowohl gegen die bürgerliche Kuomintang als auch der anti-imperialistische Kampf gegen die Japanische Besetzung waren letztlich erfolgreich.
Der Unterschied zur Entwicklung in Rußland bestand u.a. darin, dass das chinesische Kaiser­regime ohne die Umstände einer Beteiligung am Weltkrieg gestürzt wurde und sich ein bür­gerliches Regime entwickeln konnte. Dieses mußte allerdings seine Herrschaft erst gegen die warlords im Norden Chinas in etlichen Feldzügen durchsetzen. Durch die frühe Nie­derlage der Kommunisten in den Städten und ihren Rückzug aufs Land einerseits und die Verbindung mit dem Anti-Imperialistischen Krieg gegen die japanische Besatzung gab es andere Klassenfronten in Bezug auf die Bauern und auf die nationale Frage.
Zum letztlichen Sieg der Kommunisten im Chinesischen Bürgerkrieg hat allerdings die ra­dikale Niederschlagung des Japanischen Impe­rialismus und des japanischen Staates durch den Pazifikfeldzug der USA im II Weltkrieg entscheidend beigetragen.
Die vorherige, aber auch nach 1945 fortgesetz­te massive Unterstützung der Kuomintang und Tchiang Kai Sheks durch die USA konnte die eigenen chinesischen Kräfte unter Führung der Kommunistischen Partei und ihre Unter­stützung durch die Sowjetunion als Besat­zungsmacht der von den Japanern befreiten Zonen, nicht aufwiegen.
Daher konnten die koloniale Befreiung und der anti-feudale und auch schon anti-kapita­listische Kampf von China dem Schicksal von Korea und Vietnam entgehen.

Die Entwicklung des weltweiten Währungs­regimes
Nach dem Ende des 1. Weltkrieges versuchten einige der Länder zum Goldstandard zurück­zukehren. Da alle aktiv kriegführende Staaten, außer den USA im jeweiligen Inland und im Ausland stark verschuldet waren, bestand für diese Länder das Problem, dass sie die Vor­kriegsparität ihrer Währung zum Gold eigent­lich nicht wieder erreichen konnten. Einige versuchten es gleichwohl und handelten sich damit erhebliche Schwierigkeiten ein, u.a. eine Vergrößerung der Zahlungsbilanzdefizite – so u.a. England.
Auch aus diesen Gründen blieb der internatio­nale Handel mit Industriegütern nach 1918 im Vergleich zum Vorkriegsniveau niedrig.
Praktisch dümpelte nach dem Weltkrieg die Konjunktur in fast allen entwickelten Ländern vor sich hin und entsprechend schwach entwi­ckelte sich die Industrieproduktion und der Handel zwischen ihnen.
Nur das Industrie-Kapital in den USA setzte sein Wachstum seit dem Ende der großen Welt­depression von 1895 fort, durch den 1. Welt­krieg mit seiner Rüstungskonjunktur hindurch, bis zum großen Crash an der Wallstreet von 1929. Wegen der weiterhin überragenden Be­deutung des Binnenmarktes machten die USA wenig Anstrengungen an Regelungen des inter­nationalen Geldregimes und des Handel teilzu­nehmen.
Vor dem I Weltkrieg waren England und mit einigem Abstand Frankreich die beiden größ­ten internationalen Kapitalgeber. Sie muß­ten diese Anlagen zur Finanzierung des Krie­ges verkaufen und wurden dadurch von inter­nationalen Gläubigern zu internationalen Schuldnern. Frankreich bei England und England bei den USA.
Damit hatten sich die internationalen Schuldverhältnisse und die interantionalen Kapitalströme durch die Kriegsfinanzierung umgedreht und den schon vorher gegebenen industriellen Potentialen angeglichen: Die USA gewinnen jetzt mit dem Dollar und den Wallstreetbanken auch eine Spitzenstellung als internationale Financiers.
Allerdings vermag die Londoner City ihre zentrale Funktion im internationalen Handels- und Kapitalverkehr noch bis zum 2. Weltkrieg, wenn auch etwas reduziert, aufrecht zu erhal­ten.
Deutschland schied zunächst aus dem weite­ren Wettbewerb um Kolonien und Einflußsphä­ren aus. Es war durch die Friedensverträge verkleinert, durch die Kriegsschulden ökono­misch gedrosselt, staatlich bankrott, militä­risch zurechtgestutzt und teilweise besetzt. Die Kolonien wurden mit den Versailler Ver­trägen unter die anderen Kolonialmächte aufgeteilt.
Eine finanzielle und ökonomische Konsolidie­rung und erneutes Wachstum wurde durch die Nachkriegsinflation und die Reparations-ver­pflichtungen aus dem Weltkrieg gegenüber Frankreich und England, sowie dem flauen Weltmarkt erheblich behindert.
Die USA waren wegen ihres Kreditengage­ments in Deutschland an der Lockerung oder Aufhebung der Reparationsverpflichtungen interessiert, England und Frankreich dage­gen an der Aufrechterhaltung der Fesselung des industriellen Konkurrenten und seiner militärischen Niederhaltung.
Gegen Mitte des Jahrzehnts konsolidierten sich die politischen und ökonomischen Verhältnisse und die deutschen Großkapitale konnten wie­der wachsen, sich teilweise zu neuen Größen­ordnungen der Monopolisierung aufschwin­gen (IG-Farben, AEG, Siemens, Vereinigte Stahlwerke) und erfolgreich auf dem sich erho­lenden Weltmarkt in zentralen Wirtschaftszwei­gen sogar mit dem US-Kapital konkurrieren. Davon ausgenommen war die Automobilindustrie, die von Zweigwerken der US-Konzerne aus Übernahmen dominiert wur­den.
6. Weltwirtschaftskrise
Der Börsen-Crash von 1929 an der Wallstreet und die sich anschließende abgrundtiefe Welt­wirtschaftskrise unterbrachen die bisherigen Entwicklungen in Westeuropa und den USA und trafen besonders die USA selber und das auf Erholungskurs befindliche Deutschland.
In beiden Ländern, die, wie viele andere auch, den Goldstandard nach dem I Weltkrieg wieder eingeführt hatten, versuchte die staatliche Wirt­schaftspolitik mit Ausgabenkürzungen und mit Zinserhöhungen, sowie mit der Stabilisierung des Außenwertes der nationalen Währungen die Staatshaushalte von Defiziten frei zu halten und die Zahlungsbilanzen auszugleichen. Das mißlang sowohl in Deutschland, als auch in den USA. Die Produktion, die Einkommen, die Preise und die Investitionen sanken seit Beginn der Krise und faktisch beschleunigte eine Aus­teritätspolitik die deflationäre Entwicklung. Erst Ende 1932 Anfang 1933 zeigten sich An­zeichen einer Abschwächung der Krise. Und genau zu dieser Zeit entwickelte der neu ge­wählte Präsident der USA, Roosevelt ein Programm expansiver Wirtschaftspolitik, das unter dem Namen NEW DEAL Weltgeschich­te geschrieben hat.
Oberflächig ähnlich, brachte die Regierungs­übergabe an die Nazis in Deutschland eine Expansionspolitik durch eine gezielte und mit­telfristig angelegte Aufrüstung, die die Rüs-tungsindustrie und ihre Zulieferer ankurbelte und damit die gesamte Wirtschaft in einen neu­en Aufschwung trieb.
Für etliche Länder, die trotz Schwierigkeiten den Goldstandard wieder eingeführt oder bei­behalten hatten, ergab sich die Notwendigkeit diesen wieder aufzugeben und ihre Währungs­politik gemäß ihren Interessen aus Verschul­dung und Export zu verändern.
Die Eingrenzung der je nationalen Auswirkun­gen führte zu fatalen Abwertungswettläufen wichtiger nationaler Währungen und damit eher zur Vertiefung der Krise, als zu ihrer Überwindung.
Aus der eher spontanen Reaktion verschiede­ner Regierungen ergaben sich nach und nach zwei Währungsblöcke. Ein Block von Län­dern versuchte den Goldstandrad aufrecht zu erhalten, wenn auch meist mit Modifikationen. Zu diesen gehörten auch die USA und Deutschland. Ein anderer Block umfaßte die­jenigen Länder, die ihre nationale Währung vom marktmäßigen Bezug auf das Gold abkop­pelten und versuchten einen je bestimmten Wechselkurs durch ihre Zentralbank zu be­stimmen. Diese Ländergruppe orientierte ihre Währung am Pfund Sterling von Großbri­tannien.
In Deutschland verschärfte die staatliche Sparpolitik unter Brüning nach altliberalen Wirtschaftsrezepten die Krise des Kapitalismus 1929/33 zur Katastrophe.
Mit den Nazis suchte das deutsche Kapital dann einen staatlich organisierten Ausweg aus der Krise. Ab 33 orientierte die neue nazis­tische Führung auf Autarkie und ab 34, ver­stärkt seit 36, wurde massiv für einen erneuten Expansionskrieg aufgerüstet, der sich diesmal vor allem gegen die UdSSR richten sollte. Die Konkurrenz gegen Frankreich und England sollte diesmal nicht direkt an den Grenzen oder in Übersee ausgetragen werden, sondern über den Umweg der Eroberung und künftigen Do­minanz eines kolonialen Großwirtschafts­raumes in Mittel- und Osteuropa.
Damit waren bis zum 2. Weltkrieg die ökono­mischen Interessen Frankreichs, Englands und der USA, auch jene Japans, nicht unmit­telbar gefährdet.
Auch die Interessen des sich bildenden Welt­konsortiums der Ölkonzerne waren nicht be­troffen. Daher wurden die Abschüttelung der Knebelungen Deutschlands durch die Frie­densverträge und die kleineren durch Erpres­sung erreichten Expansionen nach Österreich und Tschechien von den USA, sowie von England und Frankreich hingenommen und ge­duldet. Die Autarkiepolitik bildete angesichts der darnieder liegenden Weltwirtschaft keinen besonderen Anstoß, da sie weder den Export noch das in Deutschland investierte Kapital der USA in Deutschland ernstlich behinderte. Mit der Hauptstoßrichtung gegen die UdSSR dagegen konnten sich angesichts der deflationären Katastrophe des Weltkapitalismus viele Kapitalvertreter, solange sie nicht militärisch real wurde, durchaus anfreunden.
Daß wieder mal alles anders kam und die Naziführung sowie das deutsche Finanzkapital sich eine Weltkoalition gegen ihre Expansi­onspläne organisierte, zeigt im 2. Weltkrieg eine ähnliche Realitätsblindheit und Abenteu­erlichkeit solcher Pläne wie im ersten Welt­krieg und wie bei Japan im zweiten. Letztlich wurden, wie im ersten Weltkrieg die Interes­sen und die überwältigenden Ressourcen der USA völlig unterschätzt oder ausgeblendet, und die neuen Möglichkeiten der inzwischen industrialisierten sozialistischen UdSSR weit­gehend ignoriert.
Bis zum 2.Weltkrieg können sich weder Eng­land noch Frankreich ökonomisch vollständig konsolidieren.
Ein durchgreifender wirtschaftlicher Auf­schwung setzte bei den entwickelten kapitalis­tischen Ländern, so auch in den USA, erst mit den staatlichen Aufträgen und der Finanzie­rung der Rüstung für den 2. Weltkrieg ein.
7. Zweiter Weltkrieg
Japan setzt seine imperialistische Kolonial­expansion nach dem I Weltkrieg, beginnend mit 1931 verstärkt fort. Es wird nur durch die von USA unterstützte Gegenwehr Chinas ei­nerseits durch die Kuomintang Regierung und ihr reguläres Militär und andererseits durch den guerilla-ähnlichen Widerstand der kommu­nistisch organisierten Bauern und den entste­henden kommunistischen Militäreinheiten be­hindert. Im sonstigen ostasiatischen kolonialen Raum können die europäischen Kolonialmäch­te sich gegen die imperialistische Konkurrenz der Japaner nicht halten. Allerdings gelingt es den Engländern das Kolonialregime in Indi­en in Zusammenarbeit mit den dortigen anti-kolonialen Kräften gegen japanische Erobe­rungsversuche aufrecht zu erhalten.
Die Situation ändert sich grundlegend erst mit dem pazifischen Seekrieg der USA im 2. Weltkrieg, mit dem die Japanischen Eroberun­gen auf den Inseln wie auch auf dem hinterindischen und dem chinesischen Festland teils in Zusammenarbeit mit einheimischen Be­freiungsbewegungen zurückerobert werden. Da diese Befreiungsbewegungen wie in Vietnam und in Korea unter kommunistischer Führung standen, haben die USA ihre anti-japanische Besetzung entweder mit eigenen Puppenregie­rungen, wie in Korea, übernommen oder, wie in Vietnam versucht an die alten Kolonial­mächte zurück zu geben.
War die japanische Expansion (Korea, Formo­sa, Mandschurei) vor und im 1. Weltkrieg noch unterhalb der Schwelle der US-Hegemonie-Interessen geblieben, so änderte sich das in den 30er Jahren mit der formellen Besetzung der Mandschurei und dem Krieg gegen Chi­na.
Das konsortiale Weltmonopol der Öl Kon­zerne unter Führung der USA war allerdings durch Japan und seine Expansion in keinem Fall unmittelbar gefährdet.
Die militärische, kolonialimperialistische Ex­pansion Japans in China zwischen den Welt­kriegen und anschließend im pazifischen Raum traf zwar zunächst keine direkten US-Investi­tions- oder Rohstoffinteressen, sondern eher die europäischen Erdölmonopole und die alten Kolonialmächte. Aber sie stand doch der Poli­tik der "Open Door" der USA für ihre Kon­zerne und den damit verbundenen großen Hoffnungen auf den Riesenabsatzmarkt der neuen bürgerlichen chinesischen Republik diametral entgegen. Der Versuch der USA, die weitere Expansion Japans durch das ökonomi­sche Mittel eines Öl-Embargos aufzuhalten, scheiterte an der Weigerung der Japanischen Führung sich den USA und ihren Forderungen zu unterwerfen.
Die japanische Führung entschied sich gegen einen Kompromiss oder die Aufgabe ihrer ex­klusiven Expansionspläne und trat die aben­teuerliche Flucht in den Krieg gegen die USA an. Das endete voraussehbar mit der tota­len militärischen und politischen Niederlage des japanischen Staates und ökonomisch mit der seines Kapitals und seiner Bourgeoisie.
Nachdem England als wichtiger Teil der welthegemonialen US-Ökonomie ernsthaft durch den Angriff des 3. Reiches bedroht zu werden schien, griffen die USA bei Gelegen­heit des Angriffs von Japan und der deut­schen Kriegserklärung in den Kampf in Eu­ropa gegen Deutschland ein und entschieden ihn, aufbauend auf den Siegen der UdSSR ge­gen Nazideutschland in der bekannten Weise der Besetzung Westdeutschlands. Die Folgen und die weitere Entwicklung waren ähnlich, wie im Falle Japans, nur daß die Besatzungs­herrschaft in Deutschland vor allem mit der UdSSR geteilt werden mußte.
8. Nach dem 2. Weltkrieg 1945
Die politisch, militärisch und dann auch öko­nomisch völlig veränderte Weltlage nach 1945 gegenüber derjenigen vor der Anzette­lung des II Weltkrieges soll hier nur erwähnt werden. Die Sowjetunion, Osteuropa bis zur Elbe und der Balkan außer Griechenland schieden aus dem kapitalistischen Horizont der Weltwirtschaft aus. Die anfangs noch vorhan­denen Restbindungen wurden durch die Ent­fesselung des kalten Krieges vollständig ge­kappt. Diese Zwischenzeit war spätestens 1949 mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland zu Ende – gerade rechtzeitig zu einer weiteren dramatischen Einschränkung des kapitalistischen orientierten Teils der Welt­wirtschaft.
Neben dem Verschwinden der Japanischen Ko­lonialherrschaft mit 1945 in Süd-Ostasien, vor allem auch in China, war die Entlassung In­diens aus der Kolonialherrschaft Großbritanni­ens und seine Selbständigkeit eine weitere massive Einschränkung der Herrschaftssphäre des Kapitalismus, da Indien eine dezidierte ei­genständige Entwicklungspolitik einschlug, ohne allerdings das Privateigentum an Produk­tionsmitteln grundsätzlich abzuschaffen.
Die vielen Auseinandersetzungen und Kriege, die mit der sich sonst teilweise sehr mühsam durchsetzenden Entkolonialisierung in Süd­ostasien, im Nahen Osten und in Nordafrika sollen hier nicht weiter genannt werden. Zwar waren ihre Antriebe einerseits Aufrechterhal­tung von imperialistischen Positionen und an­dererseits das Streben nach Befreiung von im­perialistischer Ausbeutung, von Unterdrückung und Gewinnung von Selbstständigkeit und Souveränität, aber sie endeten schließlich doch in der Mehrzahl der Fälle mit der formellen Beseitigung der Kolonialherrschaft, aber keineswegs durchgängig mit wirklicher politischer und ökonomischer Selbständigkeit – sondern häufig genug mit verdecktem Imperialismus, ja Neokolonialismus. Aber so oder so, verblieben sie meist im Horizont der kapitalistischen Weltwirtschaft.
Die Entwicklungen nach dem Krieg spielen sich in der sog westlichen Welt dann unter der umfassenden Hegemonie der USA ab:
+ mit dem Dollar als einzigem Weltgeld, ver­mittelt an das Gold gebunden und reguliert, mit fixen Wechselkursen der meisten nationalen Währungen, vertraglich mit den anderen kapi­talistischen Zentralbanken abgesichert (Bret­ton-Woods);
+ mit einer Sicherung gegen die nationale Zah­lungsunfähigkeit versehen durch den Welt­währungsfonds (IWF), ebenfalls unter Domi­nanz der USA;
+ mit den umfassenden und militärisch sowie ökonomisch überwältigenden anti-sozialisti­schen Kriegsbündnissen, die zugleich die frü­heren Konkurrenten unter der Quarantäne der militärischen gesicherten totalen Besat­zungsherrschaft (Deutschland und Japan), und die Ölstaaten im Nahen Osten unter Kontrolle, sowie Indien zunächst noch bis 47 unter Kolo­nialherrschaft halten: Nato, Seato, die Verträ­ge mit Japan.
+ mit einem formellen Weltregime in Form der UNO, das zunächst von Roosevelt als poli­tisch-militärisches Co-Management von USA und UdSSR gedacht war, aber bald informell in eine weitere Säule der USA-Hegemonie verwandelt wurde.
+ mit einer Militärmacht, die neben dem tech­nischen Monopol auf die durch Flugzeuge transportierte Atombombe auch das faktische Monopol auf die weltumspannende Ozean­flotte der Flugzeugträgergeschwader hatte und immer noch hat!
Dagegen konnten sich die Landtruppen der USA und der Vasallen nur außerhalb des Einflußbereichs der UdSSR und später auch Chinas einrichten. Zusammen mit einer Art militärisch neutraler Zone, später organisiert als lockeres Bündnis der Blockfreien konnten daher die USA und der sog. „Westen“ noch keine weltweite Dominanz erlangen.
+ Mit einer Industrieproduktion, die nach Umfang, Diversifizierung und Produktivität ohne jede Konkurrenz in der Welt war. Zum riesigen Binnenmarkt der USA kam also der sich langsam erholende Weltmarkt in den anderen früher entwickelten kapitalistischen Ländern und in verschiedenen Ländern der ka­pitalistischen Peripherie hinzu, soweit sie nicht weiter unter Kolonialherrschaft der Europäer standen.
+ Mit einem Wissenschaftpotential, das jenes aller früheren Konkurrenten und nachmaligen Vassallen zusammen in den Schatten stellte und durch die Kriegsanstrengungen treibhaus­mäßig gefördert worden war und weiter durch die Rüstungsforschung betrieben wurde - be­sonders in den entscheidenden Technologiebe­reichen.
+ Schließlich mit einer Kultur-Industrie, die besonders die neuen technischen Medien zu­nächst konkurrenzlos als ideologisches Ein­flußinstrument benutzte, und die sich ebenfalls auf den riesigen Binnenmarkt der USA stüt­zen konnte.
+ Deren technische Basis wurde dann in der Informations-Industrie weiterentwickelt, die eine fast monopolartige Stellung in der Welt gewonnen hat.
+ Letztlich die formelle und informelle politi­sche Dominanz der US-Regierung, auch auf der Ebene der Geheimdienste, die all die Res­sourcen der anderen Ebenen zusammenfasste und ausnutzen konnte.
Dies war die Basis eines beispiellosen Erfolges des US-Warenexportes und später eines noch bedeutenderen Kapitalexportes. Das gab den großen Konzernen der USA, und damit ihren Finanzgruppen, eine zunächst unbeschränk­te Vorherrschaft auf dem gesamten kapitalis­tischen Weltmarkt.
Bis etwa 1975 war dieses Vorherrschaftsre­gime geprägt von einer die ganze kapitalisti­sche Welt umfassenden langfristigen Wachs­tumsphase. Darin entwickelte sich im Zeichen des Kalten Krieges gegen die UdSSR und den Sozialismus eine gewollte und geförderte bei­spiellose ökonomische Aufholjagd der Vasal­len der USA: Bei Produkten und Verfah­ren, bei Produktivität und Zugang zum Welt­markt. Während die industrielle Entwicklung in den USA nicht stillstand, konnten die Vasal­len sich ökonomisch in ihren Heimatländern und teilweise auch darüber hinaus zu ökono­mischen Rivalen entwickeln. Später, nach 1975 sogar in den USA selber. Ökonomisch waren die USA in dieser Zeit eine Art wohl­wollender Hegemon, unter dem sich eine Co-Entwicklung der anderen nationalen Bour­geoisien abspielen konnte. Für einzelne Staa­ten in Süd-Ost-Asien galt dies ja bis in die jüngste Zeit (Korea, Taiwan, Philippinen, Indo­nesien etc.)
Nach der totalen Niederlage der beiden letz­ten unbotmäßigen kapitalistischen Konkur­renten und der Herstellung der US-Hegemo­nie durften dann das japanische und das deutsche Kapital im Zeichen des kalten Krie­ges gegen den Sozialismus in der UdSSR und China die Kapitalakkumulation wieder auf­nehmen und wieder an der Entwicklung des Weltkapitalismus teilnehmen. Diesmal aller­dings nur als Juniorpartner unter der Auf­sicht der USA - mit großem Erfolg für beide Länder und ihre Bourgeoisien, wie wir wissen.
In mehreren Wellen gelang es den antikolonia­len Bewegungen die Herrschaft der alten Ko­lonialmächte in Asien und Afrika bis etwa Mitte der 70er Jahre abzuschütteln.
Soweit damit keine angebliche oder tatsächli­che kommunistische, sprich anti-US-kapita­listische Gefahr verbunden war, wurde dieser Prozeß von den USA nicht behindert, manch­mal sogar gefördert. Sowie darin aber eine sol­che Gefahr gewittert wurde, verwandelten die USA dies in einen antisozialistischen Krieg, wie in Korea und Vietnam. Sonst wurden eher Staatsstreiche oder Stellvertreterkriege or­ganisiert. Mit dem Diktator Suharto in Indo­nesien ist gerade eines der letzten solcher anti­kommunistischen Putschregimes innenpoli­tisch gescheitert und mit dem Expräsidenten Pinochet von Chile ist in England ein früherer Putschist von US-Gnaden vorläufig gestran­ded. (Ende der 90er) In Angola dagegen findet der Ausläufer eines solches Krieges immer noch kein Ende.
Die fast unendliche Geschichte der Interven­tionen der USA in kleinen und grö­ßeren südamerikanischen Ländern setzte sich auch nach 1945 fort und weitete sich über die ganze Welt aus. Ihr Inhalt war einerseits orientiert an dem Kampf gegen antifeudale, de­mokratische oder auch nur anti-imperialisti­sche Bewegungen und Regierungsbildungen oder -politik, andererseits direkt gegen Bünd­nisse solcher Bewegungen und Regierungen mit der Sowjetunion. Dabei spielte der direk­te US-Militäreinsatz nur in Mittelamerika und der Karibik eine zentrale Rolle, mit Aus­nahmen von Libanon, Irak, und 1999 gegen Ju­goslawien ((später, nach 1999, in Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien)JM 2017)
Nach dem Abtreten der konkurrierenden so­zialistischen Hegemonialmacht UdSSR nach 1990/1 von der Weltbühne, politisch, militä­risch, ökonomisch, gesellschaftspolitisch und wissenschaftlich
findet sich die wirklich globale Macht der USA in einer merkwürdigen neuen Mono­polstellung.
Ernsthafte politisch-militärische Konkurrenten gleicher oder antagonistischer Art gibt es nicht mehr - was China betrifft vorerst noch nicht. Die großen Weltkonzerne aller Staaten und Regionen beginnen sich in allen drei oder vier Weltregionen zu etablieren. Sie haben meist beide Füße noch in den Heimatregionen oder Staaten, eine Hand meist aber schon in al­len anderen.
Sie bedürfen weiterhin der Staatlichkeit, möchten sie aber in anderen Fragen lieber weitgehend zurückdrängen.
Eine umfassende Staatlichkeit, die alle großen kapitalistischen Regionen der Welt vereint, ist nicht in Sicht und von den US-Konzernen angesichts der USA-Dominanz wohl auch nicht gewünscht.
Die USA haben im Golfkrieg ihre militärische Führungsrolle ausgebaut und demonstriert, im Krieg gegen Jugoslawien wiederholt. Mit den militärtechnischen Entwicklungen und den Veränderungen der Militärverträge, die Aus­dehnung der NATO nach Osten eingeschlos­sen, bauen sie ihre dominierende militärische Rolle aus.
Gleichwohl werden sie, trotz des schon länger andauernden konjunkturellen Wachstumsvor sprungs gegenüber den Konkurrenten, auf Dauer die ökonomische Dominanz rein ame­rikanischer Konzerne und amerikanischen Kapitals nicht aufrecht erhalten können.
Eine Rückentwicklung der Internationalisie­rung auf jeweilige Triadenmärkte macht für die meisten Transnationalen Konzerne kei­nen Sinn.
In welche Richtung sich daher diese Gegensät­ze entwickeln, ist vorerst nicht absehbar. Eine militärische Herausforderung der USA ist jedenfalls, selbst bei einer nächsten dortigen tiefen Wirtschaftskrise, angesichts der vor­handenen militärischen Potentiale kaum vor­stellbar




IV  Lenin und der klassische Imperialismus
Wirtschaftsstrukturen und Prozesse seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts




Die neuen Entwicklungen des Kapitals
Nachdem die große und stürmische Wachstumsp­hase des Kapitals in den entwickelten europäischen Ländern in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts in der ersten Hälfte der 70er Jahre in einer Krise en­dete, begannen sich eine Reihe von neuen ökono­mischen Zügen heraus­zubilden, die noch vor dem Jahrhundertwech­sel ein neues Bild der Großindus­trie und des Großkapitals ergaben. Diese neuen Züge las­sen sich wie folgt zusammenfassen:
1. Herausbildung von großen ProduktionsEinheiten (Betrieben) in den alten und neuen Schlüssel-Industrien (Eisenbahn, Kohle, Stahl, Elektro, Chemie); dramati­sche Steigerungen von Produktivität und Produktion in den alten Grundindustrien: Gewinnung von Kohle, Eisen, Stahl und Walzerzeugnissen.
2. Dem entsprechend, Herausbildung von großen operativen Kapitaleinheiten, in­dustriellen Großkapitalen durch Konzentra­tion und Zentra­lisation; Antrieb ist die grö­ßere Rentabilität technisch integrierter Großanlagen.
3. Diese Prozesse lassen in wichtigen Industriez­weigen nur noch wenige Produzenten und An­bieter übrig. Die bisherige Konkurrenz der Einzelkapitale als anonymer Marktprozess bekommt den Charakter direkter Konfrontation weniger einzelner Großkapitale. Die "freie Konkurrenz" der Frühzeit des industri­ellen Kapitals wird durch eine "monopolisti­sche Konkurrenz" abgelöst. (bei gleichem Sinn, müßte es begrifflich genauer "oligopolis­tisch" heißen).
4. Die Großkapitale versuchen die Konfrontation­en durch vertragliche Abmachungen zwischen ihnen zu dämpfen: Umfassende Bildung von Kartellen, Syndikaten und Konzernen. Antrieb zur Kanalisierung der Konkurrenz ist die Hochhaltung der VerkaufsPreise und evt auch schon die Niederhaltung der Einkaufspreise, mit dem Ziel einer höheren Kapitalverwertung, also MonopolProfit.
5. Auf einer breiten Basis von Kleinproduzen­ten, kleinerem und mittlerem Kapital wer­den die neuen großen Kapitaleinheiten richtungsbe­stimmend für die industrielle Produktion und dominant für die ökono­


mischen Prozes­se und ihre Entwicklung: Seit jener Zeit wird das "Monopol" die be­stimmende Gestalt für das Industriekapi­tal, d.h. für das grundlegende Produktions­verhältnis des Kapitalismus und seiner Ent­wicklung.
6. Parallel dazu bilden sich im Bereich des Kredits ebenfalls große Kapitaleinheiten heraus. Es ent­stehen einige wenige Riesen­banken, die eben­falls in "monopolistischer Konkurrenz" zuein­ander stehen.
7. Industrie- und Bankmonopole verhelfen sich gegenseitig zu ihrer neuen Größe und gehen im Verlauf dieser Prozesse enge Ver­bindungen ein. Die Basis dieser Verbindun­gen verbleibt nicht der industrielle Groß­kredit und das Hausbanksystem. Die großen operativen Kapitaleinheiten in der Industrie und in der Bankwelt werden zu Aktiengesellschaften und ihre Verbindung er­folgt dann u.a. durch Überkreuzbeteili­gung an den Aktien. Die neue Gestalt des dominieren­den Kapitals wird geboren: Das "Finanzkapital".
8. Das Eigentum der privaten Kapitalbesitzer ver­wandelt sich zunehmend in Beteiligun­gen an Aktiengesellschaften, sie werden Aktionäre. Die Aktiengesellschaften ver­wandeln sich also zum kollektiven Eigen­tum von jeweiligen Tei­len der Bourgeoisie.
9. Das dominierende Eigentum weniger Familie­n an jeweils bestimmten Gruppen von Aktiengesellschaften, meist einem Verbund aus Industrie- und Bankkapital, gerinnt dann zu Finanzgruppen.
10. Zusammen mit ihren angestellten Spitzenmanag­ern bilden diese Eigentümer seit­dem die Spitze der Bourgeoisie: Die Finanzo­ligarchie.
11. Mit der Rüstungsproduktion im 1. Welt­krieg etabliert sich der sog staatsmonopo­listischen Kapitalismus (Stamokap), ver­schwindet aller­dings zunächst nach dem Krieg wieder.

Monopole und die Weltwirtschaft
Die Auseinandersetzungen um die Aufrechterhalt­ung der alten und die Erwerbung der letz­ten neuen Kolonien spielten sich notwendig auf der interna­tionalen Bühne ab. Sie zielten jedoch bei den eta­blierten Kolonialmächten auf die Absicherung und Abrundung ihrer schon errungenen Imperien, bei den Neuen auf die Erringung einer privilegierten nationa­len ökonomischen Sphäre. Das traf auch auf das englische Empire zu, das mit seinem Frei­handel den Weltmarkt dominierte, aber buchstäbl­ich auch eine eigene Weltwirtschaft dar­stellte.
Allerdings war der industrielle Absatz auf dem Weltmarkt auch an dessen Konjunkturen gebunden. Die nationalen Produktionen für den Welt­markt konnten sich dem also nicht entziehen. Seit etwa Mitte der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts ließ die bisherige Wachs­tumsdynamik der industriellen Produktion in den kapitalistischen Hauptländern Westeuro­pas erheblich nach. In den USA dauerte die Rekonstruktionskonjunktur nach dem Bürger­krieg etwas länger. Eine langanhaltende bis etwa 1895 dauernde Depression mit geringe­ren Wachstumsraten, dauerndem Preisverfall und deutlichem Rückgang der Profitraten be­stimmte das weltwirtschaftliche Klima. Die verschiedenen Folgen dieser langfristigen kon­junkturellen Konstellation lassen sich in den folgenden Punkten zusammenfassen:
1. Diese lange Depression der Weltwirtschaft trieb die Herausbildung von Monopolen in den Na­tionalstaaten zusätzlich voran.
2. Die Größenordnung der Produktionsbetrie­be und der Kapitale erreichte in einigen Nationals­taaten eine Dimension, die sie zum Export, d.h. auf die Eroberung von Anteilen am Weltmarkt trieb.
3. Das geht zunächst nur in einigen wenigen In­dustriezweigen und bei wenigen Produk­ten vor sich.
4. Die auf dem riesigen, schnell wachsenden Bin­nenmarkt entstehenden industriellen Großkapi­tale in den USA sind aufgrund ih­rer dort erfor­derlichen Größe auch auf dem sonstigen Welt­markt schon Monopole, wenn sie sich ihm zu­wenden.
5. Die allgemeine Wachstumsschwäche trieb auch die fortgeschrittensten kapitalis­tischen Länder, außer England, zurück zu einer protek­tionistischen Wirtschaftspo­litik. Die Zollmau­ern wurden wieder hoch­gesetzt und andere Ein­fuhrhürden aufge­baut.
6. Die schon erreichte Internationalisierung des Handels geriet gerade zu dem Zeitpunkt ins Stocken, als sie sich aufgrund der Pro­duktions- und Produktivitätssteigerungen der großen In­dustrien in den Binnenmärk­ten hätte intensivie­ren müssen.
7. Der Goldstandard wurde als internationale Re­gelung der Währungsverhältnisse auch während der Depression bis zum 1. Welt­krieg beibehal­ten.
8. Ab etwa 1895 änderte sich die internationa­le Konjunktur wieder grundlegend. Die Wachs­tumsraten wurden wieder größer, die Profitraten stiegen, das Kapital und der Ka­pitalismus dehn­ten sich im Inneren der Ge­sellschaften und auch weiter über die Welt aus. Die neuen Industrien gewannen nun er­heblich an Gewicht und wur­den für die weitere materielle Entwicklung wichtig: Elektrotechnik und Chemie.
9. Enormer Kapitalexport vor allem aus Eng­land in die USA und in seine Domini­ons, aus Frankreich vor allem nach Ruß­land und auch in seine Kolonien. Der Kapitalexport aus Deutschland rangierte sehr weit hinter England und war noch deutlich kleiner als der Frankreichs. Aller­dings verzeichnete er eine dramatische Steigerung im Jahrzehnt vor dem 1. Weltkrieg. Er konzentrierte sich auf Öster­reich-Ungarn und mit erheblichen Anteilen, wenn auch kleineren Größen auf England, Itali­en, Rumänien, Spanien, Japan, das os­manische Reich, Frankreich, Niederlande, Schweiz, Portugal und auch Rußland. Alle Kapitalexporte Deutschlands in die Kolonien zusammen überstiegen in etwa die Grö­ßenordnung der Summe zweier mittlerer Länder in Europa.

Lenins Folgerungen
Die oben aufgezählten Entwicklungen wurden von vielen Beobachtern und Analytikern der ökonomi­schen und politischen Weltentwick­lung bemerkt, untersucht, öffentlich dargestellt und debattiert. Selbst im linksliberalen bürger­lichen Milieu wurde dabei schon vor der Jahr­hundertwende kritisch das "imperialistische Fieber" beschrieben und teilweise auch schon auf die ökonomischen Triebkräfte zu­rückgeführt, vor allem von Hobson (1902), auf dessen Arbeit sich später Lenin stark bezogen hat. Besonders die Aufrüstung und die zunehmenden politischen Spiele mit Kriegsdrohungen riefen eine heftige und zunehmend auch theoretische Kritik auf Seiten der europäischen Arbeiterbewegung am Imperialismus hervor. Der 1. Weltkrieg war dann für diese kritische und zunehmend strategische Debatte in der Arbeiterbewegung der entscheidende Wende­punkt.
Was vor ihm viele Kritiker und Theoretiker anhand der ökonomischen Entwicklung pro­gnostiziert hatten, konnte Lenin jetzt anhand des tatsächlichen Ausbruchs des 1. Weltkrie­ges anscheinend als Tatsache feststellen:
Monopolisierung, Herausbildung des Finanzkapitals und Internationalisierung bildet den Hintergrund der Strukturen und darin ein­gelagerten Interessen für die imperialisti­sche Politik der kapitalistischen Hauptstaa­ten. Ein Teil der welt­weiten Absatz- und Anlagesphären war schon unter die führen­den Staaten und Weltkapitale aufgeteilt. Das in den Kolonien angelegte Kapital der Mutterländer wurde seit jeher direkt von deren Regierungen geschützt, auch mit militärischen Mit­teln. Daher existierte in den Kolonien und teils auch in den britischen Dominions eine Privilegie­rung für diese Kapitalien und diese Regionen standen der offenen Kapitalanlage aus konkurrierenden Ländern nicht zur Verfü­gung.
Die neu entstehenden industriellen Großkapi­tale suchen für ihren aus der technischen Großproduktion und der Monopolisierung stammenden Kapital­überschuss eine Aus­weitung ihrer engen natio­nalen Sphäre. Sie finden die Anlagesphären im Ausland schon besetzt und besonders in den Kolo­nien ge­schützt. Daher drängen sie auf eine Neu­aufteilung der Kolonien und versuchen eine Öff­nung der abgeschlossenen Sphären zu errei­chen. Beides erscheint nur mit entsprechen­dem ökonomischem oder militärischem Druck ihrer Re­gierungen erreichbar.
Das gilt besonders für das profitablere und da­her schneller als die europäischen Konkurren­ten wachsende deutsche und auch für das ebenso rasant wachsende japanische Indus­triekapital.
Die Konkurrenz um auswärtige Anlagefel­der wird von nationalen Kapitalgruppen und -Koalitio­nen mit Hilfe der nationalen Regie­rungen betrieben. Finanzgruppen und indus­trielle Großkapitale bündeln ihre Expansions­interessen derart, daß sie über ihren Einfluß die Politik der Regierungen der jeweiligen Na­tionalstaaten direkt für ihre expansi­ven oder ihre VerteidigungsInteressen instrumenta­lisieren.
Die Konkurrenz der Monopole um Sphären der Kapitalverwertung wird zur Konkur­renz der Staaten um koloniale Annexionen und Transport­wege, des Militärs um militär­strategische Positio­nen gegenüber schwäche­ren Gesellschaften und Staaten und führt letzt­lich zur militärischen Kon­frontation von Staaten und Staatenkoalitionen der entwi­ckelten kapitalistischen Welt. Das schließt militärische Drohungen, Kommandounter­nehmen und letztlich auch massive Aufrüstung für strategische Zwecke mit ein. Letztlich kann und muß dies zur militärischen Korrektur der gegebe­nen Verteilung der Kolonien und Anla­gesphären führen - also zum Krieg zwischen den kapitalisti­schen Hauptmächten.
Also Krieg als notwendige ultima ratio der Kon­kurrenz der Monopole um den Welt­markt.
Für Lenin ist dies die Ausgangssituation zum 1. Weltkrieg.
In seiner bekannten Broschüre faßt er die bis dahin vorhandenen Untersuchungen zusam­men, systema­tisiert sie und spitzt sie im öko­nomischen Begrün­dungszusammenhang zu. Vor allem aber führt er sie zu den strategi­schen Konsequenzen, die für Rußland und dann auch für weitere 70 Jahre für die ganze Welt so weitreichende Konsequenzen gehabt haben. Diese Konsequenzen für die Strategie der Arbeiterbewegung sind bekannt:
Revolutionäre Überwindung des MonopolKapitalismus in den Krisen seiner kriegeri­schen Auseinandersetzungen um impe­riale Ziele.
Auch wenn die Broschüre Lenins vor allem als Be­gründung für eine revolutionäre Strategie der russi­schen Sozialdemokratie im ersten Weltkrieg ge­dacht war, so führt ihr theoreti­scher Anspruch doch viel weiter. In der inter­nationalen kommunistischen Bewegung, die sich als Folge des ersten Weltkrie­ges aus dem Versagen der Sozialdemokratischen Parteien als Opposition gegen den Krieg und den Impe­rialismus entwickelte, hatte diese theoretische Position, teilweise bis heute, eine zentrale Bedeut­ung gewonnen. Daher ist, trotz der Zeitgebundenh­eit dieser Theorie, auch eine analyti­sche Darstel­lung erforderlich.

Grund-Züge der Lenin`schen Imper­ialismus Theorie
Stark systematisiert und sehr kurz gefaßt läßt sich die Lenin`sche Imperialismustheorie in der folgen­den Weise darstellen. (Die Seitenan­gaben beziehen sich auf eine Ausgabe, die im Dietzverlag, Berlin, DDR, als Broschüre er­schienen ist; genaueres sie­he in den Literatur­hinweisen.)
1."..eine möglichst kurze Definition des Imper­ialismus..,"
"dass der Imperialismus das monopolistische Sta­dium des Kapitalismus ist".
(Imp. Dietz, S. 94)
a).."Definition des Imperialismus, die fünf seiner grundlegenden Merkmale enthalten würde:
·                 Konzentration der Produktion und des Ka­pitals, die eine so hohe Entwick­lungsStufe erreicht hat,
·                 dass sie Monopole schafft, die im Wirt­schaftsleben die entscheidende Rolle spie­len; Verschmelzung des Bankkapi­tals mit dem IndustrieKapital und Ent­stehung einer FinanzOligarchie auf der Basis dieses <Fi­nanzKapitals>;
·                  der KapitalExport, zum Unterschied vom WarenExport, gewinnt besonders wichtige Bedeutung;
·                  es bilden sich internationale monopolis­tische KapitalistenVerbände, die die Welt unter sich teilen;
·                  die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Grossmächte ist been­det. "
(Imp. Dietz, S. 94)

Dazu kommen einige weitere Charakterisie­rungen:

b) Tendenz zu Expansion und Gewalt:
Kampf um die WirtschaftsGebiete:
·                  RohstoffQuellen
·                  KapitalExport
·                  (Verkehrs- und Militär-)strategische Position­en
(Imp. Dietz, S. 80 - 89)

d) Reaktion auf der ganzen Linie
(Imp. Dietz, S. 129)

e) Auch das kapitalistische Monopol hat unvermeidlich die Tendenz zur Stagnation und Fäulnis
(Imp. Dietz, S. 105)
+ Stagnation der ProduktivKräfte als Möglichkeit und Tendenz
(aber: der Imperialismus wächst schneller ?)
+ Fäulnis: RentiersSchicht
(Imp. Dietz, S. 105)



f) der historische Platz des Imperialismus
·                  das Monopol, ..., bedeutet den Übergang von der kapitalistischen zu einer höhe­ren ökono­mischen GesellschaftsForma­tion
(Imp. Dietz, S. 131)
·                  Imperialismus ... als ÜbergangsKapita­lismus oder,
·                  richtiger, als sterbender Kapitalismus
(Imp. Dietz, S. 135)
·                  Vergesellschaftung der Produktion; private EigentumsVerhältnisse nur noch Hülle,
·                  geht in Fäulnis über und wird beseitigt
(Imp. Dietz, S. 136)

2. Strategische Bedeutung der Bestimmun­gen des Imperialismus nach Lenin
1.                Imperialismus als historisches Entwick­lungs-Stadium des Kapitalismus
2.                höchstes und letztes Stadium
3.                ÜbergangsKapitalismus
- sterbender Kapita­lismus
4.                faulender, parasitärer > sterbender
5.                umfassende Tendenz zur Reaktion:
Unterdrückung u Ausbeutung nach innen u aussen
6.                Tendenz zum Krieg der Hauptmächte unter­einander:
als Austragungsweise der monopolisti­schen Konkurrenz der nationalen Fi­nanzKapitale um die NeuAufteilung der Welt in Kolonien, EinflussZonen, u. ökonomische VorherrschaftsGebiete, strategische Stützpunkte und Gebiete.
7.                daraus folgender imperialistischer Welt­Krieg und
8.                Eingriff der anti-imperialistischen Kräfte in den weltpolitischen und formatio­nellen Umbruch zum Sozialismus;
Mechanismus des Übergangs: Krieg - Revo­lution - Sozialistische StaatsMacht - Sozia­listische Ökonomie

3. Analytische Bestimmungen
a) Veränderungen in Charakter und Di­mension von ProduktivKräften und Pro­duktion
·                  Neue ProduktionsBereiche: Elektro­Technik, GrossChemie, Verbrennungs­Motoren, Öl,
·                  neue Verfahren: u. a Mechanisierung des Bergbaus
·                  neue Dimensionen in allen Bereichen
·                  Weltweite RohstoffAneignung,
·                  Transporte, Flugzeuge, Kommunikation
b) Veränderungen in den ProduktionsVerhältnissen (Monopolisierung)
·                  industrielle u GrossKapitale, wenige in ei­nem Feld: Monopole
·                  Verschmelzung mit grossem BankKapi­tal zum FinanzKapital
·                  Herausbildung von KapitalVerbänden: Trusts, Kartelle usw
·                  Bildung der FinanzOligarchie, als strategis­chem Zentrum der priv Kapitalentscheidung­en

c) Veränderungen in der Ökonomie des Kapitals, Inhalte - Formen - Durchsetzung:
·                  Monopolistische Konkurrenz
·                  ökonomische Aufteilung der Welt durch Ab­sprachen der KapitalistenVerbände (Trusts, Kartelle usw) zur ökonomi­schen Aufteilung der Welt über:
·                  AbsatzMärkte, RohstoffQuellen, Produktio­nsFelder, TransportWege, Preise und Quali­täten
·                  KapitalÜberschuss aus ExtraProfiten (über der durchschnittl ProfitRate );
·                  aus dem Inland und der Ausbeutung der nichtindustrialisierten Welt
·                  WiederAnlage für ExtraProfite;
·                  Verstärkung des KapitalExports;
·                  Hemmung des techn Fortschrittes, u d Wachstums;
·                  direkte ökonomische InteressenVerfol­gung mit Hilfe des Staates (Überbau!):
Unterordnung der Politik der NationalStaat­en unter die Interessen der nationa­len Fi­nanzKapitale, oder einzelner KapitalVerbänd­e oder Monopole:
·                  - WirtschaftsPolitik nach innen und aussen
·                  - KolonialPolitik; EinflussSphären,
·                  - MilitärPolitik
(Allerdings fehlt eine werttheoretische Analyse von Monopolisierung, Internationalisierung und der Folgen. Ausdehnung von Forschung und Entwicklung, wiss-techn Revolution, werden nicht erwähnt, obwohl dies im Krieg deutlich geworden ist [u.a. großchemische Herstellung des Stickstoffs für die Sprengstoffproduktion]).

d) Veränderungen in den KlassenVerhält­nissen und der KlassenPolitik der Bourgeoi­sie
·                  Herausbildung der SpitzenAbteilung der Bourgeoisie: FinanzOligarchie
·                  Herausbildung einer breiten Rentiers­Schicht
·                  HerausBildung einer ArbeiterAristokra­tie - bezahlt aus den MonopolProfiten
·                  Veränderung in der Zusammensetzung der ArbeiterKlasse:
durch Verlagerung der produktiven industrie­llen MassenArbeit in die Periphe­rie
·                  KlassenKoalitionen zwischen GrossBourg­eoisie und organisierter Arbeiter­Klasse in Staat, Politik (Verbände, MassenBewegung­en, imperiale Demagogie u Organisierung) und begrenzt der Öko­nomie (Sozial-Impe­rialismus);

e) Politische GesamtTendenzen
·                  umfassende Tendenz zur Reaktion: Unterd­rückung u Ausbeutung
- Demontage der bürgerlichen Demokra­tie auch im Zentrum
- Politische Diktatur in Kolonien u Einflussg­ebieten
- Ausdehnung und Eroberung von Herr­schaftsBereichen
- Verschärfung der Ausbeutung
·                  Instrumentalisierung des NationalStaats durch das nationale FinanzKapital für die monopolistische Konkurrenz gegen andere nationale FinanzKapitale
·                  nationale StandOrtKoalitionen (im heu­tigen Jargon)
·                  Aufrüstung, Krieg, territoriale! Neuaufteil­ung der Welt

f) GesamtTendenzen der Formation
·                  Fäulnis und Parasitismus
·                  Sterben
·                  Übergang zum Sozialismus
·                  Die Basis (die Produktionsweise als spezifis­che Kombination von Prod-Kräften und Pro­d-Verhältnissen) ist fast eine Vorwegnahme der sozialistischen Vergesellschaftung; nur noch private Hülle !!
·                  Mechanismus des Übergangs:
imperialistische Konkur­renz > Krieg > Revolution > Sozialis­tische Staats­Macht > Sozialisti­sche Ökonomie

4.Historisch-theoretische Gesamtcharakterisier­ung des "Imperialismus"
Der Status von Lenins Theorie im Zusammen­hang der grundlegenden Begriffe des Histori­schen Mate­rialismus und der Analyse der For­mation der bür­gerlichen Gesellschaft zeigt sich in den folgenden Überlegungen.
·                  Lenin hat den ökonomisch-politischen Zu­stand der entwickelten kapitalistischen Ge­sellschaften als "imperialistisch" bestimmt.
·                  Da diese Länder zusammen die bürgerliche Ge­sellschaftsFormation darstellen, hat er deren Zustand als "Imperialismus" ge­kennzeichnet und in ihr eine Entwicklungs­etappe dieser For­mation gesehen, nämlich die letzte (oder höchs­te ?).
·                  Ökonomische Grundlage für den Zustand und die Einschätzung war die Monopolisie­rung der Produktions- und EigentumsVer­hältnisse mit der HerausBildung des Fi­nanzKapitals.
·                  Gesellschaftlich-politische Grundlage waren die Vereinheitlichung der ökonomi­schen und politischen Interessen der Fi­nanzOligarchie im Rahmen der bestehenden Staaten, ihre Dominanz in der Bourgeoisie überhaupt und ihr bestimmender Einfluss auf die jeweiligen Regierungen.
Das spezifisch "Imperialistische" stellte dabei die Eroberung von neuen geografischen Feldern für das Kapital der Monopole eines Landes dar, für den WarenAbsatz, den Roh­stoffeImport und beson­ders für Investitionen, sei es als FinanzKapital, oder als industrielle Gründung oder Beteiligung.
Primär richtete es sich ökonomisch, politisch und je nach Gegenwehr auch militärisch gegen Länder und Staaten, die noch nicht kapitalis­tisch durch­drungen und industrialisiert waren.
Allerdings wurde dies, wenn nötig, auch militär­isch gegen konkurrierende Versuche ande­rer Län­der, für ihre Monopole, durchgesetzt wird. Dar­aus entstand dann die ökonomisch motivierte mili­tärische Konfrontation der kapi­talistischen Haupt­mächte Europas untereinan­der.
Notwendigkeit und Antrieb dieser politisch-militärischen Fortsetzung der monopolisti­schen KapitalVerwertung ist die Gewinnung und WiederAnlage von MonopolProfiten. Man könnte sagen, dass dies die Fort­setzung der kapitalistischen Konkurrenz der Monopole mit militärischen Mitteln war.
Als Analyse und Bestimmung der Ursachen des 1. WeltKrieges, war diese Theorie treffend. Wir können nachträglich sicher hinzufügen, dass auch der zweite WeltKrieg dem gleichen GrundMuster gefolgt ist, mit der Veränderung, daß Deutschland, Japan und Italien als faschistische Mächte operierten und der wel­thistorischen Neuerung der Existenz der SU als erster sozialistischen Staatsmacht und Öko­nomie. (zur Erinnerung: geurteilt u geschrieben 1999 )
Insofern, als die imperialistischen Aktivitäten der Staaten aus dem Stand der Produktions-Weise (spezifische ProduktivKräfte und ProduktionsVerhältnisse) abgeleitet und so konstitutiver Bestandteil der Charakterisierung der Gesellschaften als "imperialistisch" werden, haben wir es theoretisch nicht nur mit der Bestimmung der ProduktionsWeise einzelner kapitalistischer Gesellschaften zu tun, sondern darüber hinaus mit der Bestimmung des spezi­fischen Charakters der Formation, die ja aus der Summe und dem Zusammenhang aller die­ser Gesellschaften besteht.
Es handelt sich also bei Lenins Imperialismus­Theorie um die Bestimmung des Entwicklungs-Stadiums der bürgerlichen GesellschaftsForma­tion insgesamt.
Wenn Lenin aus dem gewaltsamen Ausbruch der zugespitzten Widersprüche im I WeltKrieg die Epochenbestimmung ableitet, es handele sich um sterbenden oder Übergangskapitalis­mus, nämlich zum Sozialismus übergehend, zeigt sich der gleiche theoretische Status der Bestimmung eines "im­perialistischen Stadiums" des Kapitalismus als Ganzes - eben um eine spezifische historische Charakterisierung der Formation der bürgerlichen Gesellschaft


Literatur KurzAuswahl
Die Auswahl soll nur eine erste Orientierung geben. Die gesamte Literatur zur Globalisierung und zum Imperialismus ist unübersehbar.
Stand 2001
I. Imperialismus:
W. I. Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Lenin-Werke. Bd 22. S. 189-356. Dietz, Berlin., 1967 ff - auch als Broschüre: Dietz., Berlin., 1966. Text. S. 15-137
Kapitalismus und Monopolkapitalismus (Imperialismus). Zusammengestellt von Horst Heiniger. In: Marxistische Lesehefte 4. GNN Verlag Sachsen/Berlin GmbH. Berlin 1999. S. 3- 40
(hier findet man auch die allerwichtigsten Zitate von Marx über den allgemeinen Gang der kapitalistischen Entwicklung bis zur Aktiengesellschaft !)
Aufsätze zum Imperialismus heute - In: Marxistische Blätter 3/ 92
Aufsätze zu Lenin und Leninismus - In: Marxistische Blätter 3/ 96
Großmachts- und Kriegspolitik heute. 80 Jahre nach Lenins Imperialismuskritik. In: Schriftenreihe der Marx-Engels-Stiftung. Nr. 27. Pahl-Rugenstein Nachfolger. Bonn 1997
Willi Gerns: Heutiger Imperialismus und anti-monopolistische Strategie. In: Marxistische Blätter 3/ 99. S. 43-48
Eric Hobsbawm: Das imperiale Zeitalter, 1875-1914. Campus. Frankfurt 1989
(neuerdings auch als dtv-Taschenbuch ! –
dort besonders Kapitel 2: eine Wirtschaft schaltet um; und Kapitel 3: Das imperiale Zeitalter. Seiten 51 bis 112)
Eric Hobsbawm: Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Hanser. München 1994 (bzw. als Taschenbuch erschienen: dtv. München. 1998)
- J. Miehe, Zur Entwicklung des Imperialismus, in: Marxistische Blätter 2 / 00, S. 52-59
Weitere Literatur:
G. Krause: Stichwort „Imperialismus„. In: Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaft. Hrsg H.J. Sandkühler. Bd. 2. S. 641- 650.. Verlag Meiner. Hamburg 1990
Frank Deppe: Politisches Denken im 20. Jahrhundert. VSA.. Hamburg 199 (Kapitel 1 und 2 ; Seiten 11-142; sowie Kapitel 6 über Lenin, Seiten 255-322)
dtv-Atlas zur Geschichte. Bd. 2. dtv. München 1974 ff (dort Seiten 98-133, Zeitalter des Imperialismus)
Geschichte im Überblick. Daten und Zusammenhänge der Weltgeschichte. Immanuel Geiss. Rowohlt TB. Reinbeck bei Hamburg. 1986 (dort die Seiten 350-361; 381- 391, Zeitalter des Imperialismus)
Hansgeorg Conert: Vom Handelskapital zur Globalisierung. Entwicklung und Kritik der kapitalistischen Ökonomie. Verlag westf Dampfboot. Münster 1998 (Kapitel 6.4: Konzentration und Zentralisation des Kapitals, Kapitalvereinigungen und Finanzkapital und 6.5: Der Expansionsdrang des Kapitals: Europäischer Imperialismus 18780-1914. Seiten 186-202

II. Globalisierung
F. Schmid: Globalisierung und Multis. In: ISW-Report Nr 34. München. 1998
F. Garnreiter, L.Meyer, F.Schmid: Weltwirtschaftskrise. In: ISW-Report 37/ 38. München. 1998
- J. Miehe, Kapitalismus in der Welt – Weltkapitalismus? In : Marxistische Blätter, 5 / 01, S.23-36


LiteraturAuswahl lang, kommentiert
Die Auswahl soll nur eine erste Orientierung erlauben, also weitgehend kontroverse Positionsbestimmung außer Acht lassen; Ausnahme bei den MBls und der MES. Die gesamte Literatur zur Globalisierung und zum Imperialismus ist unübersehbar. Weitere Hinweise und Textauszüge werden als Material zum Bildungsthema zur Verfügung stehen.
Die Angaben beginnen mit 2 einfachen Zahlen- und Textübersichten, nennen dann 3 kürzere zusammenfassende Texte und zwei längere historische Darstellungen. Weiter Lenins Text, eine Textsammlung, 2 Marx. Blätter, 1 Sammlung v Referaten einer MES-Tagung mit verschiedenen Positionen, einen Aufsatz von W.Gerns und zwei Broschüren zur Globalisierung vom ISW aus München. Dazu noch Hinweise zur Technik- und Industriegeschichte

Stand 2001
1. historische Übersicht (Kürzestfassung) in Daten und farbigen Karten, BRD-konventionell!
dtv-Atlas zur Geschichte, Bd 2
dtv, München 1974 ff
dort Seiten 98 - 133, Zeitalter des Imperialismus

2. historische Kurzübersicht in Zahlen und Kurztexten linksliberal
Geschichte im Überblick
Daten und Zusammenhänge der Weltgeschichte (ein Band !)
Immanual Geiss
Rowohlt TB, Reinbeck b Hbg, 1986
dort die Seiten 350-361; 381- 391, Zeitalter des Imperialismus

3. Lexikon-Stichwort; kritisch-orthodox
Imperialismus
G. Krause
in: Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaft, Bd 2, s. 641 - 650
Hrsg H.J. Sandkühler; Verlag Meiner, Hamburg 1990

4. analytisch-theoretische Kurzskizze über die Ökonomie und Theorie des Imperialismus
in seinem Zeitalter, unorthodoxer Marxismus:
Vom Handelskapital zur Globalisierung
Entwicklung und Kritik der kapitalistischen Ökonomie
Hansgeorg Conert
Verlag westf Dampfboot, Münster 1998
Kapitel 6.4: Konzentration und Zentralisation des Kapitals, Kapitalvereinigungen und Finanzkapital
und 6.5: Der Expansionsdrang des Kapitals: Europäischer Imperialismus 18780-1914
Seiten 186-202

5. Geschichtlich, analytische Übersicht zum imperialen Zeitalter und zur Entwicklung des Weltkapitalismus bis heute, unorthodoxer Marxismus
Politisches Denken im 20. Jahrhundert
Frank Deppe
VSA, Hamburg 199
Kapitel eins und zwei; Seiten 11 - 142; sowie sechs über Lenin, Seiten 255 - 322

6 a/b. Zur GesamtProblematik der Weltgeschichte seit Beginn des imperialen Zeitalters
des Industriekapitalismus; unorthodoxer Marxismus
a) Das imperiale Zeitalter, 1875-1914
Eric Hobsbawm
Campus, Frankfurt 1989
neuerdings auch als dtv-Taschenbuch !
dort besonders Kapitel 2: eine Wirtschaft schaltet um;
und Kapitel 3: Das imperiale Zeitalter
Seiten 51 bis 112

b) Das Zeitalter der Extreme
Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts
Eric Hobsbawm
Hanser, München 1994

6. Das Original
W. I. Lenin
Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus
Lenin-Werke (LW) Bd 22, S. 189 - 356
Dietz, Berlin-Ost, 1967 ff
auch als Broschüre
Dietz , OstBerlin , 1966
Text. S. 15-137

7. neue, sehr kurze Sammlung von Texten und Zitaten marxistischer Autoren von einem gründlichen Kenner des "Imperialismus" aus der ehem. DDR
Kapitalismus und Monopolkapitalismus (Imperialismus)
Horst Heiniger,
Marxistische Lesehefte 4, Berlin 1999, 7.50 DM !
GNN Verlag Sachsen/Berlin GmbH
Tel 03 42 04/ 6 57 11 Fax 03 42 04/ 6 58 93
Seiten 3 - 40
hier auch die allerwichtigsten Zitate von Marx über den allgemeinen Gang der kapitalistischen Entwicklung bis zur Aktiengesellschaft !

8. Aufsätze zum Imperialismus heute,
in: Marxistische Blätter 3 - 92

9. Aufsätze zu Lenin und Leninismus
in: Marxistische Blätter 3 - 96

10. Aufsätze und Referate mit den kontroversen Positionen der Debatte in der DKP
Großmachts- und Kriegspolitik heute
80 Jahre nach Lenins Imperialismuskritik
in: Schriftenreihe der Marx-Engels-Stiftung Nr 27
Pahl-Rugenstein Nachfolger, Bonn 1997

11. Ein Aufsatz zur Überwindung der Kontroverse in der DKP
Heutiger Imperialismus und anti-monopolistische Strategie
Willi Gerns
in: Marx. Blätter 3 - 99, Seiten 43 - 48

Zwei Broschüren zur Kurzeinführung in die Daten und Probleme der Globalisierung aus marxistischer Sicht

12. Globalisierung und Multis
F. Schmid
ISW-Report Nr 34, München, 1998

13. Weltwirtschaftskrise
f. Garnreiter, L.Meyer, F.Schmid
ISW-Report 37/38; München, 1998
5 und 8 DM; beide von:
ISW- Sozial-ökologische Wirtschaftsforschung München e.V.
Tel: 089/ 13 00 41; Fax: 089/ 168 94 15
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noch 2 Originale
14. Die Lage der arbeitenden Klasse in England
besonders die Einleitung
F. Engels
MEW 2, s. 237 ff

15. Das Kapital, Bd 1
Kapitel 11 Kooperation
Kapitel 12 Teilung der Arbeit und Manufaktur
Kapitel 13 Maschinerie und große Industrie
MEW 23, S. 341 ff

16. berühmter englischer marxistischer Wissenschaftshistoriker
sehr lesenswert !
Wissenschaft
Science in History
John Desmond Bernal
Bd 2, Teil 4 Wissenschaft und Industrie
Rowohlt Taschenbücher, Reinbeck b Hamburg 1970 ff

17. populäre, weitgehend materialistische historische Überblicksdarstellung,
sehr informativ und angenehm zu lesen
Die Welt der Industrie
Entstehung und Entwicklung der modernen Industriegesellschaften
Dieter Otten
2 Bde; Rowohlt Taschenbuch, Reinbeck b Hamburg, 1986

18. historische, materialistische Geschichte der Schlüsselindustrie für den Industriekapitalismus
sehr lesenswert, auch für Laien gut lesbar,
Spinnen und Weben
Entwicklung von Technik und Arbeit im Textilgewerbe
Almuth Bohnsack
Reihe Deutsches Museum, Kulturgeschichte der Naturwissenschaften und der Technik
Rowohlt Sachbuch, Reinbeck b Hamburg, 1981

19.umfangreiche historische Darstellung der Industrialisierungsgeschichte; Standardwerk; gut geschrieben, fundierte nicht materialistische Darstellung
Der entfesselte Prometheus
Technologischer Wandel und industrielle Entwicklung in Westeuropa v 1750 bis zur Gegenwart
David S. Landes
Kiepenheuer u Witsch, Köln 1973
zuerst engl 1969

20. Zur ökonomischen Geschichte des englischen Empire
kurz, präzise, fundierte marxistische Darstellung, sehr gut lesbar, mit Tabellen und Grafiken
Industrie und Empire
Britische Wirtschaftsgeschichte seit 1750
Eric Hobsbawm
2 Bde, edition Suhrkamp, Frankfurt 1968

Die akademische Standardliteratur zur Wirtschafts- und Technikgeschichte, außer D. Landes, ist nicht angeführt; auch wenn sie z. Teil gute und fundierte Überblicke gibt.
Die Wirtschafts- und Technikgeschichtsschreibung zu Deutschland aus der DDR ist hervorragend, etwa die 3 Bde von Mottek u.a.; aber doch schon wissenschaftlich spezieller.

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